Roll-and-Tuck-Übung zur Prävention von Kopfverletzungen im Jugendfußball

Roll-and-Tuck-Übung zur Prävention von Kopfverletzungen im Jugendfußball
© kieferpix / Adobe Stock

Immer mehr Studien belegen klar die Folgerisiken von Kopfverletzungen. Besonders sticht dabei der Beitrag wiederholter sportbedingter Gehirnerschütterungen (sports-related concussion/SRC) zu Demenzerkrankungen hervor. Eine Arbeit aus dem Jahr 2023 nennt etwa ein um 67 Prozent erhöhtes Demenzrisiko für männliche Profifußballer, die häufig Kopfbälle spielen (1). Vor diesem Hintergrund sind Überlegungen laut geworden, wie man die Gefahr fußballspezifischer Kopfverletzungen mindern könnte – und zwar möglichst früh während der Karriere, da hier ein klarer Kumulationseffekt besteht. Entsprechende Regeländerungen und Präventionsprogramme sind in Arbeit und teils bereits in Anwendung.

Auch Schmerzen beim Kopfball sind im Fußball ein häufiges Thema. Ein australisch-kanadisches Forscherteam hat deshalb in einer prospektiven Kohortenstudie untersucht, ob sich die Integration spezifischer neuromuskulärer Übungen ins Training bei jugendlichen Fußballspielern zur allgemeinen Prävention von Kopf- und Halstraumen sowie zur Verringerung kopfballbedingter Schmerzen eignet (2).

365 männliche und weibliche Jugendfußballer im Alter von 12 bis 18 Jahren wurden in der Saison 2021 randomisiert einer von zwei Gruppen zugelost. 218 von ihnen (Vergleichsgruppe) führten im Rahmen des Trainings zwei- bis viermal wöchentlich gängige Verletzungspräventionsprogramme wie z. B. FIFA11plus aus. Die 146 Teilnehmer der Nackentrainingsgruppe ergänzten dieses um ein 90-sekündiges Set der sog. Roll-and-Tuck-Übung für die Hals-/Nackenmuskulatur nach Versteegh (VRT). Dabei handelt es sich um eine einfache Bewegungsfolge, bei der die Athleten auf dem Boden hockend mit eng umfassten Knien und maximal eingezogenem Kinn schnelle Vor- und Rückwärtsrollen über den Rücken ausführen, ohne dass der Hinterkopf den Boden berührt – 30 Sekunden lang mit dem Kopf in Mittelhaltung, dann 30 Sekunden mit nach links und 30 Sekunden mit nach rechts gedrehtem Kopf.

Hinter dem Spezialprogramm steht die Idee, die Nackenbeugemuskulatur nicht nur zu stärken, sondern auch deren neuromuskuläre Reaktionsfähigkeit zu verbessern, um im Falle eines Kopfballs, Kopf-Kopf- oder Kopf-Boden-Kontakts blitzschnell die nötige Stabilität herzustellen. Primäres Studienziel war die Erhebung der selbst berichteten Raten von Kopf- und/oder Halsverletzungen sowie Schmerzen beim Kopfball.

Die Hinzunahme der nur eineinhalbminütigen VRT-Übung zeigte rechnerisch ein präventives Potenzial bezüglich gehirnerschütterungsträchtiger Kontaktsituationen mit subklinischen Beschwerden. Für tatsächlich erlittene diagnostizierte Gehirnerschütterungen war die Evidenz zwar vorhanden, jedoch unsicher. Gleiches galt für den Parameter „Schmerzen beim Kopfball“. 87 Prozent der Teilnehmer aus der Nackentrainings-Gruppe gaben allerdings an, die einfachen und als effektiv empfundenen neuromuskulären Übungen weiterhin durchführen zu wollen. Vor diesem Hintergrund könnte eine Integration des unkomplizierten VRT-Übungssets in die reguläre Prävention tatsächlich angedacht werden, wenngleich weitere Studien dieses Potenzial noch belegen sollten.

■ Kura L

Quellen:

  1. Chatha K, Pruis T, Peaguda CF, Guo E, Koen S, Malone D, Sabesan V. Concussions in Soccer: An Epidemiological Analysis in the Pediatric Population. Orthop J Sports Med. 2020; 8: 2325967120951077. doi:10.1177/2325967120951077

  2. Peek K, Versteegh T, Veith S, Whalan M, Edwards S, McKay M, Gardner AJ. Injury-Reduction Programs Containing Neuromuscular Neck Exercises and the Incidence of Soccer-Related Head and Neck Injuries. J Athl Train. 2023; 58: 519-527. doi:10.4085/1062-6050-0340.22