Radsport: Leistungssteigerung durch Knoblauchextrakt?

Radsport: Leistungssteigerung durch Knoblauchextrakt?
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Viele Studien haben bereits den Einsatz von Knoblauchextrakt bei Sportlern untersucht und seine antioxidative und entzündungshemmende Wirkung belegt. Ein taiwanesisches Forschungsteam nahm daher an, dass die durch Knoblaucheinnahme verringerten Muskelschäden auch eine Leistungssteigerung ermöglichen könne. Ihre randomisierte kontrollierte Studie untersuchte 11 gesunde Radfahrer, die auf dem Ergometer 40 km Zeitfahren absolvierten (2) hinsichtlich dieser Hypothese.

Bei hochintensiven Trainingseinheiten wie beim Radrennen entstehen durch die mitochondriale Elektronentransportkette der Muskelzellen freie Radikale und jede Menge reaktive Sauerstoffspezies (ROS). Das antioxidative Abwehrsystems des Körpers wird überfordert, das Redox-Gleichgewicht gestört. Steigt der Sauerstoffverbrauch, kommt es zu oxidativem Stress, Entzündungen und Schäden an den Muskelzellmembranen. Im Labor sind diese physiologischen Vorgänge durch erhöhte Konzentrationen von Malondialdehyd (MDA), Interleukin-6 (IL-6) und den Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) nachweisbar. Erhöhte Wert von Kreatinkinase (CK), Laktatdehydrogenase (LDH) und Harnsäure (UA) zeigen Muskelschäden an. Was also liegt näher, als anzunehmen, dass die Reduktion der oxidativen Schadenskette durch ein hochwirksames Antioxidans die Muskelschäden reduziert und damit eine ergogene Wirkung hervorruft?

Für die antioxidative Wirkung des Knoblauchs werden vor allem seine hohen Anteile an Flavanoiden, schwefelhaltige Verbindungen wie S-Allycystein (SAC) sowie Allicin und Ajoene verantwortlich gemacht. Mit anderen flavanoidhaltigen Substraten wie Quercetin und Reveratrol wurden bereits eine Erhöhung der oxidativen Gesamtkapazität (TAC) und eine Verringerung von oxidativem Stress, Muskelschäden und Entzündungswerten erreicht. SAC hat zellprotektive Eigenschaften, Alliin fängt freie Radikale und erhöht die Glutathionkonzentration, was die antioxidative Kapazität weiter steigert und damit ebenfalls wieder Muskelschäden reduziert. Etliche Studien belegen diese Vorgänge und weisen die antioxidative, entzündungshemmende und zellschützende Wirkung sowohl durch eine kurzfristige wie auch eine akute Gabe von 800 bis 1000 mg Knoblauchextrakt pro Tag nach.

Eine Studie aus dem Jahr 2020 wies bereits ergogene Eigenschaften wie erhöhte TAC- und geringere MDA-Werte durch die Gabe von >1000mg Knoblauchextrakt pro Tag nach (1). Um dies an trainierten Radfahrern zu untersuchen, akquirierte das Forscherteam 11 gesunde Männer ohne relevante Vorschäden oder ausschlaggebende Zusatzerkrankungen und untersuchte sie auf unterschiedliche Werte vor, während und nach einem 40-km-Radwettrennen. Die Radsportler waren im Durchschnitt 22,0 Jahre alt, 174,9 cm groß und 77,0 kg schwer. Alle waren in der Lage, den VO2max-Test durchzuführen. Ein Teil der Gruppe erhielt über einen Zeitraum von 4 Wochen eine tägliche Dosis von 1000 mg Knoblauchextrakt pro Tag, die andere Gruppe ein identisch aussehendes Placebo.

Die Teilnehmer erhielten am Tag vor dem Test kalorisch identische Standardmahlzeiten. Der Tag des Tests begann mit der Ermittlung der Nüchternwerte von Körperzusammensetzung sowie der Gas- und Blutmarker. Gemessen wurden die Blut-Energiemarker Glukose und unveresterte Fettsäuren (NEFA) sowie TAC und MDA, die Entzündungsmarker IL-6 und TNF-α sowie die Marker für Muskelschäden CK, LDH und UA. Eine Stunde nach dem Frühstück begann das Radrennen, die Fahrer sollten mit 50 Prozent VO2max bei selbstgewählter Trittfrequenz fahren und alle 3 km und am Ende der Strecke 30-sekündige Sprints einbauen. Alle 10 km wurden während des laufenden Trainings venöse Blutproben entnommen.

Die Auswertung belegte, dass die 28-tägige Einnahme der Knoblauchsupplementierung von 1000 mg pro Tag eine signifikante Steigerung der Gesamtoxidationskapazität TAC und eine Verringerung der Stress- und Entzündungswerte MDA, TNF-α und LDH bewirkt hatte. Eine ergogene Wirkung wurde hingegen nicht bestätigt. Auch der CK-Wert, ausschlaggebender Indikator für belastungsinduzierte Muskelschäden, war nicht signifikant gestiegen. Glukose, NEFA, IL-6, und UA zeigten ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zur Placebogruppe, auch der Atemluftaustausch war in beiden Gruppen vergleichbar.

■ Herling S

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Quellen:

  1. Moosavian SP, Arab A, Paknahad Z, Moradi S. The effects of garlic supplementation on oxidative stress markers: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Complement Ther Med. 2020 May; 50: 102385. doi:10.1016/j.ctim.2020.102385

  2. Tsao JP, Bernard JR, Tu TH, Hsu HC, Chang CC, Liao SF, Cheng IS. Garlic supplementation attenuates cycling exercise-induced oxidative inflammation but fails to improve time trial performance in healthy adults. J Int Soc Sports Nutr. 2023 Dec; 20(1): 2206809. doi: 10.1080/15502783.2023.2206809