Kampfsport: Leistungssteigerung durch Rote Bete?

Kampfsport: Leistungssteigerung durch Rote Bete?
© Joaquin Corbalan / Adobe Stock (Symbolfoto, KI generiert)

Wer im Leistungssport unterwegs ist, weiß, es kommt oft nur auf Nuancen an. Ergogene Substanzen sind daher beliebte Mittel, um sich auch noch den letzten kleinen Vorsprung zu sichern. Leistungssportler verwenden hierfür häufig Nahrungsergänzungsmittel mit hohem anorganischem Nitratanteil (NO3), wozu auch die Rote Bete gehört. Dies hat sie zu einem beliebten Thema für die Forschung zu Nahrungsergänzungsmitteln gemacht. Die Ergebnislage ist jedoch weitgehend unklar. Ein internationales Team von Sportwissenschaftlern hat sich deshalb das Ziel gesetzt, die akuten und chronischen ergogenen Wirkungen einer Nitrataufnahme durch Rote-Bete-Substrate in Form von Gel, Saft oder Kapseln im Kampfsport mittels einer systematischen Übersichtsarbeit zu klären (1).

Wird Nitrat (NO3) als Nahrungsmittel aufgenommen, wird es bereits auf der Zunge mittels anaerober Bakterien in bioaktives Nitrit (NO2) umgewandelt. Im Magen erfolgt mit Magensäure und Sauerstoff die zweite Umwandlung, diesmal in das freie Radikal Stickstoffmonoxid (NO). Auch saure und hypoxische Bedingungen, wie sie im Leistungssport regelmäßig auftreten, treiben diese Umwandlung von NO2 in NO voran. Gerät NO in den großen Körperkreislauf, wird es vom Herzen, den Blutgefäßen und der Skelettmuskulatur aufgenommen und wirkt dort vasodilatativ. Die Folge ist ein besser durchbluteter Muskel mit erhöhter Sauerstoff- und Nährstoffversorgung. Zugleich nimmt man an, dass NO die Glukoseaufnahme und die mitochondriale Effizienz im Muskel verbessert und so zu einem geringeren Verlust von Energie- und Sauerstoffverbrauch des Muskels führt. Das Ergebnis: Verbesserter Stoffwechsel mit vermindertem Adenosintriphosphat (ATP-) Verlust.

Dass die Forscher für ihre Arbeit im Besonderen Studien über Kampfsport auswählten, hängt mit dem oben beschriebenen chemischen Ablauf der Nitrat-Aufnahme im Körper und dem Wettkampfaufbau im Kampfsport zusammen: Hochintensive Kampfphasen wechseln sich wiederholt mit Erholungsphasen ab. Durch die Einnahme der Rote-Bete-Extrakte verspricht man sich in der Leistungsphase einen akuten Schub durch die vasodilatative NO-Wirkung und zugleich eine effektivere Erholungsphase mit weniger Ermüdung durch den erwarteten Rückgang des Energieverlusts in den Muskeln.

Für den Review wurden alle randomisierten kontrollierten Studien, die bis 2. Januar 2023 im Open Science Framework (OSF) zu dem Thema „Kampfsport und Rote Bete“ verzeichnet waren erfasst. Aus 39 gefundenen Datensätzen wurden neun Studien mit 92 Kampfsportlern aus den Bereichen Ringen, Boxen, Taekwondo, Jiu-Jitsu, Wrestling sowie nicht näher spezifizierten Kampfsportarten ausgewertet, die den Einschlusskriterien entsprachen. In acht Studien wurde eine absolute Dosis, in einer Studie eine körpergewichtsabhängige (2g/kg) verabreicht. Die Dosierung variierte stark und reichte von 1 g als Kapsel bis 100 g in Gelform, beim Saft von 60 ml bis 400 ml. Alle Extrakte wurden 2 bis 2,5 Stunden vor dem jeweiligen Leistungstest eingenommen.

Die anschließenden Leistungstests bestanden aus unterschiedlichen Übungen: isometrische Handgriffübungen für den Oberkörper, Countermovement Jump, wiederholte Sprints, 30-Sekunden-Wingate und isokinetische Kniestreckung für den Unterkörper. Der Effekt der Roten Bete in der Erholungsphase nach einer ermüdenden Kraftanstrengung wurde mit bestimmten Kniebeugen simuliert und ausgewertet. Zur Assoziierung der Effekte mit bestimmten Sportarten wurden jeweils spezifische Fitnesstests ausgewertet. Um die physiologische Auswirkung zu dokumentieren, wurden Herzfrequenz, Laktatkonzentration im Blut, VOmax, Blutvolumen, Blutdruck und Muskeloxygenierung untersucht. Auch die kognitive Einschätzung und subjektivive Ermüdungsbewertung wurden berücksichtigt.

Die Auswertungen zeigten, dass bereits einmalige und mehrtägige Einnahmen wirksame Ergebnisse erzielen können. Besonders der oxidative Stoffwechsel und die Muskelkraftproduktion bei isometrischen und isokinetischen Übungen wird von Roter Bete positiv beeinflusst, was vor allem die dem Grappling zugeordneten Sportarten betrifft, also Ringen, Brasilian Jiu Jitsu, Luta Livre, Mixed Martial Arts, Sambo und Schwingen. Die Effekte können jedoch von Ausmaß und Länge der Dosierung, den jeweils beanspruchten Muskelpartien, dem Trainingsmodus und der Testdauer abhängen. Diese Unterschiede und die Tatsache, dass keine Angaben zu Athletinnen vorhanden waren, machen es aktuell kaum möglich, aussagekräftige und individuelle Dosierungsempfehlungen zur Leistungssteigerung im Kampfsport zu geben.

■ Herling S

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!

Quellen:

  1. Delleli S, Ouergui I, Messaoudi H, Trabelsi K, Glenn JM, Ammar A, Chtourou H. Does Beetroot Supplementation Improve Performance in Combat Sports Athletes? A Systematic Review of Randomized Controlled Trials. Nutrients. 2023; 15(2): 398. doi:10.3390/nu15020398