Supplemente und körperliche Leistungsfähigkeit querschnittgelähmter Athleten: ein systematisches Review

Einleitung und Fragestellung

Im Spitzensport entscheiden oft kleine Zeitabstände und Details über Erfolg und Misserfolg. Der Einsatz potenziell leistungssteigernder Supplemente rückte in den vergangenen Jahren vermehrt ins Interesse des Sports. Diese Entwicklung kann auch im paralympischen Sport beobachtet werden. Zwischen nichtbehinderten und querschnittgelähmten Athleten bestehen jedoch aufgrund der Beeinträchtigung des autonomen Nervensystems massive physiolgische Unterschiede (z. B. verlängerte Darmpassagezeit, verminderter Grundumsatz, Veränderungen von Körperzusammensetzung und Muskelfasertypenverteilung). Da Effekte potenziell leistungssteigernder Supplemente beeinflusst werden können, sollten Studienresultate von nichtbehinderten Athleten nicht einfach direkt in den Rollstuhlsport transferiert werden. Ziel des vorliegenden Übersichtsartikels war die Analyse des Supplementeneinflusses auf die Leistungsfähigkeit bei querschnittgelähmten Athleten.

Methode

Eine umfassende Literatursuche wurde mit Pubmed durchgeführt.

Ergebnisse

Insgesamt konnten fünf Studien identifiziert werden. Sie untersuchten Kohlenhydrate, Kreatin, Koffein, Natriumcitrat sowie die Kombination von Koffein und Natriumcitrat. Eine Studie zeigte eine signifikante Verbesserung der Ausdauerleistung bei Rollstuhlleichtathleten nach Einnahme einer 11%-igen Kohlenhydratlösung. Bei para- und tetraplegischen Athleten wurde ein leistungssteigernder Effekt unter Koffeinsupplementation im Bereich kurzer Einsatzzeiten, aber nicht bei Ausdauerleistungen gefunden. Natriumcitrat und Kreatin zeigten keine leistungssteigernden Effekte.

Diskussion

Die gefundenen Resultate stehen teilweise in einem deutlichen Widerspruch zu Daten aus Studien mit nichtbehinderten Sportlern. Diese Unterschiede sind vermutlich auf die erwähnten physiologischen Unterschiede zurückzuführen und unterstreichen die Notwendigkeit spezifischer Studien für diese Athletengruppe. Die aktuelle Datenlage lässt keine evidenzbasierten Empfehlungen für den Supplemente-Gebrauch bei Rollstuhl-Athleten zu. Für die tägliche Praxis müssen aktuell individuelle Lösungen erarbeitet werden. Dabei sollen unerwünschte Nebenwirkungen und Supplement-Medikament-Interaktionen beachtet sowie ineffektive oder verbotene Supplemente vermieden werden. Zudem sollten sich Betreuer und Athleten bewusst sein, dass Supplementierung eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzt, sondern lediglich ergänzt.

Identifizierte Studien zur Supplementnutzung und körperlicher Leistungsfähigkeit querschnittgelähmter Athleten. © DZSM 2016

■ Perret C , Flueck JL