Krebsprognose verbessern: Sport fördert Interleukin-15 Ausschüttung

Krebsprognose verbessern: Sport fördert Interleukin-15 Ausschüttung
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Sport fördert nachweislich die Ausschüttung entzündungshemmender Zytokine. So ließen sich in Versuchen bereits durch einzelne Einheiten sportlicher Betätigung die Interleukin-15-Spiegel (IL-15) gesunder Probanden akut für 10 bis 120 Minuten signifikant erhöhen. Besonders bei Krafttraining ließ sich dieser Effekt sowohl bei trainierten als auch bei untrainierten Probanden während und direkt nach Betätigung beobachten. Außerdem führte reguläres Ausdauertraining über einen Zeitraum von 12 Wochen zu einem langanhaltenden Anstieg der IL-15-Spiegel im Skelettmuskel. Die Untersuchung von IL-15 ist deshalb so interessant, weil dieses spezielle Zytokin nicht nur verschiedene Funktionen in der Regulation des Immunsystems erfüllt, sondern auch eine Rolle bei der Tumorentstehung von Lungen- und Brustkrebs spielt. Damit steht es möglicherweise stellvertretend für eine ganze Reihe von Myokinen, die von der Muskulatur bei Bewegung und Kontraktion ausgeschüttet werden.

Krebs effektiv entgegenwirken durch Sport?

In Anbetracht der global steigenden Inzidenzen und Mortalitäten vieler Tumorarten und der Beobachtung, dass ein Zusammenhang mit dem Anstieg ungesunder Lifestyle-Faktoren wie Übergewicht und sportlicher Inaktivität zu bestehen scheint, gibt es aktuell ein vermehrtes Interesse an einer systematischen Untersuchung positiv assoziierter Lifestyle-Interventionen, die dieser Tendenz entgegenwirken könnten. Eine maßgebliche Quelle von Interleukin-15 (und vermutlich weiterer Myokine mit ähnlichen Eigenschaften) ist der Skelettmuskel. Es spielt beispielweise eine wichtige Rolle für die Zytotoxizität und die Einwanderung von Immunzellen in bestimmte Tumore. Sport scheint im Hinblick auf seine positive Korrelation mit Zytokin-Ausschüttung ein vielversprechendes Werkzeug der Krebsprävention zu sein.

Bessere Prognose bei hoher IL-15-Expression

Darüber hinaus wird vermutet, dass im Rahmen des Krebsmanagements sogar eine bessere Prognose bei einer Erkrankung regelmäßig sporttreibender Personen durch die höheren IL-15-Spiegel erreicht werden könnte. Eine neue Studie der chinesischen Nanjing Medical University hat sich dieser Frage systematisch angenommen (1). Tatsächlich zeigte sich eine bessere Überlebensrate von Patienten mit spezifischen Arten von Lungenkrebs, Kolon- und Rektumkarzinomen, Speiseröhrenkrebs, Melanomen sowie Uteruskarzinomen, wenn sie eine hohe IL-15-Expression aufwiesen. Andersherum bestätigte sich bei Patienten mit niedrigerer IL-15-Expression ein generell höherer Tumor-Status bei Kolon- und Rektumkarzinomen sowie Melanomen, bzw. war die Expression von IL-15 in 12 Arten von Tumorgewebe signifikant herunterreguliert im Vergleich zu normalem Gewebe.

Rolle von Interleukin-15 dennoch zwiespältig

Während in der vorliegenden Studie diese wichtigen protektiven Effekte in hoffnungsvollen Tönen hervorgehoben werden, weisen ihre Autoren gleichzeitig auf die möglichen Gefahren hin. Es gibt vereinzelt auch Hinweise darauf, dass höhere IL-15-Expression bei bestimmten Krebsarten mit einer schlechteren Prognose einhergehen könnten. So scheint z.B. bei bestimmten T-Zell-Lymphomen eine Korrelation zu stärkerem Verlauf und Metastasierung zu bestehen. Inwiefern diese Beobachtungen sich auch durch weitere Untersuchungen stützen oder auf andere maligne Erkrankungen übertragen lassen, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall weisen diese Erkenntnisse darauf hin, dass die Rolle von Zytokinen eine komplexere ist.

Ferner gibt es Spekulationen über ihren positiven Einfluss auf den Glukose- und Fettstoffwechsel, sowie auf Gene, die in nicht-apoptotischen Formen des Zelltods (Ferroptose/Cuproptose-assoziierte Gene) in Tumoren eine Rolle spielen. Hierzu werden weitere Studien zu Zusammenhängen mit DNA-Reparatur-Systemen, Mikrosatelliten-Instabilität und anderen relevanten Mechanismen benötigt, um das Bild zu vervollständigen und hoffentlich Fortschritte in der Immunotherapie zu erzielen.

Dennoch bleibt die starke und begründete Hoffnung darauf, dass Interleukin-15, und damit indirekt sportliche Betätigung, als sinnvolle Präventions- und unterstützende Therapie-Maßnahmen bei vielen Krebserkrankungen genutzt werden können.

■ Yilmaz T, Hutterer C

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Quellen:

  1. Luo Z, He Z, Qin H, Chen Y, Qi B, Lin J, Sun Y, Sun J, Su X, Long Z, Chen S. Exercise-induced IL-15 acted as a positive prognostic implication and tumor-suppressed role in pan-cancer. Front Pharmacol. 2022; 17: 13:1053137. doi:10.3389/fphar.2022.1053137