Körperliche Aktivität verbessert Wirksamkeit einer Chemotherapie

Körperliche Aktivität verbessert Wirksamkeit einer Chemotherapie
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Der erfolgreiche Abschluss einer Chemotherapie ist für das Outcome bei Brustkrebs-Patientinnen entscheidend. Ein Maß für den Umfang einer absolvierten Chemotherapie ist die Relative Dose Intensity (RDI). Sie gibt das Verhältnis von verabreichter zu ursprünglich verordneter Chemotherapie. Bei einem RDI <85 Prozent verschlechtern sich die Wirksamkeit einer Chemotherapie und die Prognose signifikant. Ein Hauptgrund für geringe RDI-Werte sind Therapieabbrüche oder -modifikationen wegen Nebenwirkungen.

Wie Nebenwirkungen gemindert und die RDI erhöht werden kann, wird immer wieder untersucht. Sport bzw. körperliche Aktivität gilt als eine wichtige Option. Die S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms der Frau“ empfiehlt Brustkrebspatientinnen entsprechend der WHO-Empfehlungen 150 Minuten moderate oder 75 Minuten anstrengende körperliche Aktivität pro Woche sowie Krafttraining. Dass körperliche Aktivität negative Folgen einer Brustkrebsbehandlung wie kognitive Einschränkungen lindern kann, wurde bereits gezeigt (1). Zudem verringert Sport während der Therapie den Verlust von Muskelmasse und Sarkopenie, was mit erhöhter Mortalität einhergeht, wie Beobachtungsstudien zeigen (z.B. 2).

Eine aktuelle Studie untersuchte nun, ob körperliche Aktivität und Optimierung der Ernährung während einer Chemotherapie die RDI und vollständiges pathologisches Ansprechen (pCR) verbessern kann (3). pCR liegt vor, wenn in Gewebeproben nach einer Strahlen- oder Chemotherapiebehandlung keine Krebszellen mehr vorhanden sind. Das pCR kann Aufschluss darüber geben, wie gut eine Behandlung anschlägt und mit welcher Wahrscheinlichkeit der Krebs zurückkehren wird.

173 Studienteilnehmerinnen mit vergleichbaren Baseline Charakteristika wurden zufällig entweder auf die Kontrollgruppe mit Standardtherapie oder die Interventionsgruppe mit wöchentlicher Bewegung und Ernährungsempfehlungen verteilt. Letztere sollten sich entsprechend der WHO-Empfehlungen bewegen. Die Auswertung zeigte, dass Bewegung und Ernährung keinen zusätzlichen Effekt auf die RDI hatten. Hier waren die beiden Gruppen vergleichbar. Doch das pCR unterschied sich signifikant. Frauen aus der Interventionsgruppe hatten mit 53 versus 28 Prozent ein signifikant höheres vollständiges pathologisches Ansprechen.

Bei der Diagnose weisen viele Patientinnen ein geringes Niveau an körperlicher Aktivität und suboptimale Ernährungsgewohnheiten auf. Die zehrende Chemotherapie kann diese Gewohnheiten noch verstärken. Aktive Motivation zu körperlicher Aktivität und gesunder, vorwiegend pflanzenbasierter Ernährung, können die Therapie unterstützen – zwar nicht unbedingt dahingehend, dass die Chemotherapie besser vertragen wird, aber offenbar ist sie mit regelmäßiger körperlicher Aktivität wirksamer. Das könnte ein Anreiz sein, um Frauen zu einer Anpassung des Lebensstils während einer Krebstherapie zu motivieren.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Koevoets EW et al. PAM study group. Effect of physical exercise on cognitive function after chemotherapy in patients with breast cancer: a randomized controlled trial (PAM study). Breast Cancer Res. 2022; 24: 36. doi:10.1186/s13058-022-01530-2

  2. Neilson HK, Farris MS, Stone CR, Vaska MM, Brenner DR, Friedenreich CM. Moderate-vigorous recreational physical activity and breast cancer risk, stratified by menopause status: a systematic review and meta-analysis. Menopause. 2017; 24: 322-344. doi:10.1097/GME.0000000000000745

  3. Sanft T, Harrigan M, McGowan C, Cartmel B, Zupa M, Li FY, Ferrucci LM, Puklin L, Cao A, Nguyen TH, Neuhouser ML, Hershman DL, Basen-Engquist K, Jones BA, Knobf T, Chagpar AB, Silber A, Tanasijevic A, Ligibel JA, Irwin ML. Randomized Trial of Exercise and Nutrition on Chemotherapy Completion and Pathologic Complete Response in Women With Breast Cancer: The Lifestyle, Exercise, and Nutrition Early After Diagnosis Study. J Clin Oncol. 2023;41: 5285-5295. doi:10.1200/JCO.23.00871