Neue, sichere Trainingsempfehlungen für Krebs-Überlebende
Dank neuer Behandlungsmethoden steigt die Rate an Krebs-Überlebenden kontinuierlich. Diese erfreuliche Entwicklung war im Jahr 2010 Grund genug, einen Roundtable des American College of Sports Medicine zum Thema Sport in der Krebsnachsorge einzuberufen. Der klare Konsens: Körperliches Training wirkt sich, wie viele Studien bestätigen, positiv auf die Folgen einer Krebserkrankung aus. Aber welche Art von Bewegung ist am besten für Krebs-Überlebende geeignet, wie viel in welcher Intensität hat die besten Effekte? Dieser Frage ist nun wiederum ein internationales Expertengremium aus Sportmedizinern und Onkologen nachgegangen.
Die amerikanischen, kanadischen und deutschen Wissenschaftler erarbeiteten gemeinsam eine spezifizierte Handlungsanweisung für Ärzte, Physiotherapeuten und Trainer, die in die Betreuung von Krebs-Überlebenden involviert sind. Dazu werteten sie insgesamt etwa 2500 randomisiert-kontrollierte Studien zu Sportinterventionen bei Krebs aus (1).
Bei der Betrachtung differenzierte das Autorenteam nach Heterogenität der Ergebnisse und Effektstärke auf folgende zuvor festgelegte Akut- oder Langzeit-Krebsfolgen: Angst, Knochengesundheit, Kardiotoxizität, periphere Neuropathien (als Folge einer Chemotherapie), kognitive Funktion, Depressionen, Sturzneigung, Fatigue, allgemeine Lebensqualität, Lymphödeme, Schwindel, Schmerzen, körperliche Fitness, sexuelle Funktion, Schlafqualität und Behandlungstoleranz. Nur wenn bei hoher klinischer Relevanz eine geringe Heterogenität bestand, reichte es für eine starke Empfehlung. Nach Möglichkeit wurde diese direkt in eine sogenannte FITT-Empfehlung überführt – also eine explizite Verordnung von Häufigkeit (frequency = Einheiten pro Woche), Intensität (intensity), Trainingsdauer (time) und Bewegungsart (type = aerobes vs. Ausdauertraining).
Auch wenn die Empfehlungsdetails bei den einzelnen o.g. Faktoren leicht differieren, ergeben sich doch augenfällige Gemeinsamkeiten, die allen Krebs-Überlebenden als Bewegungs-Richtlinie dienen können: Mit dreimal wöchentlich einer halbe Stunde moderatem bis intensivem Ausdauertraining, kombiniert mit zweimal wöchentlich individuell angepasstem Krafttraining – am besten unter professioneller Anleitung – sind die meisten Krebsfolgen äußerst positiv beeinflussbar.
Die stärksten Effekte zeigten sich hinsichtlich Angststörungen, Depression, Fatigue, allgemeiner Lebensqualität, Lymphödem und körperlicher Fitness. Eine moderate Empfehlung sprachen die Forscher für Knochengesundheit und Schlafqualität aus. Um die anderen genannten Faktoren abschließend zu beurteilen oder gezielte Empfehlungen bezüglich unterschiedlicher Krebsarten zu erarbeiten, fehlen noch Daten, die den strengen Qualitätsmaßstäben des Gremiums genügen – jedoch sind wahrscheinlich auch hier positive Effekte zu erwarten.
■ Lilian Kura
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Quellen:
Campbell KR, Winters-Stone KM, Wiskemann J, May AM, Schwartz AL, Courneya KS, Zucker D et al. Exercise Guidelines for Cancer Survivors: Consensus Statement from International Multidisciplinary Roundtable. Med Sci Sports Exerc. 2019; 51(11): 2375–2390. doi: 10.1249/MSS.0000000000002116