HIIT-Programme verlangsamen Alterung am wirksamsten
Dass sportliche Aktivität das Leben verlängern und Übergewicht Jahre kosten kann, ist bekannt. Umso tragischer ist es, dass stark übergewichtige Personen oft eine hohe Hemmschwelle gegenüber intensiver sportlicher Belastung haben; Bewegungseinschränkungen, Kurzatmigkeit und soziale Scheu tragen hier manchmal zu Inaktivität bei. Eine deutsche Studie hat nun festgestellt, dass von mehreren möglichen Varianten körperlicher Aktivität niedrigschwellige HIIT-Programme bei adipösen Personen die Zellalterung am wirksamsten verlangsamen (1).
Die Länge der Telomere, also der „Schutzkappen“ an den Enden der Chromosomen, die bei jeder Zellteilung an Länge verlieren, dient als zuverlässiger Marker für das biologische Zellalter. Verkürzen sich diese Endstücke, gilt die Zelle als biologisch gealtert – ein Prozess, der nicht nur durch die natürliche kontinuierliche Zellteilung verursacht wird, sondern auch durch äußere Faktoren wie chronische Entzündungen, Rauchen und hohen Alkoholkonsum. Positive Effekte zeigen dagegen ein aktiver Lebensstil und regelmäßige Bewegung, was auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch die Empfehlung von 150 Minuten moderater oder 75 Minuten intensiver Bewegung pro Woche unterstützt wird. Studien deuten darauf hin, dass eine solche regelmäßige ausdauerlastige Bewegung u. a. den altersbedingten Abbau der Telomere verlangsamen und so den Alterungsprozess auf zellulärer Ebene bremsen kann. Ein weiterer Alterungsfaktor ist Adipositas, denn auch das sogenannte Metabolische Syndrom (MetS) geht mit telomerschädigenden Effekten wie oxidativem Stress und subklinischen Entzündungsprozessen einher.
Das Forschungsteam untersuchte, wie effektiv drei populäre und zeitlich effiziente Trainingsmethoden, ausgeführt unter Anleitung über einen Zeitraum von 12 Wochen mit je zwei Sitzungen pro Woche, bei 167 Probanden mit metabolischem Syndrom die Zellalterung beeinflussen:
- niedrigvolumiges Intervall-Ausdauertraining (LOW-HIIT; 5 x 1 Min. Fahrrad-Ergometer mit hoher Belastung )
- Ganzkörper-Elektromyostimulation (WB-EMS; 1 × 20 Min.)
- klassisches einstufiges Krafttraining (1-RT; je 1 Übung pro Muskelgruppe)
Zusätzlich erhielten die Teilnehmer aller vier Gruppen eine gewichtsbezogene Ernährungsberatung. Neben körperlichen Parametern wie Gewicht und Taillenumfang wurde bei allen Probanden die Telomerlänge vor und nach der Intervention gemessen.
Das Ergebnis: Alle drei Interventionsgruppen Gewicht zeigten eine signifikante Reduktion an Gewicht (p<0,05), Taillenumfang und Blutdruck. Weniger oxidativen Stress bezüglich der Entzündungsmarker CRP, IL-6 und LBP erfuhr nur die LOW-HIIT-Gruppe (p<0,05). Auch der Effekt auf die Telomere hingegen war unterschiedlich: Ein deutlich positiver Effekt bezüglich der Zellalterung war ausschließlich in der LOW-HIIT-Gruppe zu beobachten, bei der sich die Telomerlängen signifikant verlängerten (p<0,001). Der sog. Z-Score für den MetS-Schweregrad verbesserte sich nicht mit WB-EMS, sehr wohl jedoch mit LV-HIIT (p<0,00) und 1-RT (p=0,014).
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass bereits geringfügige körperliche Aktivität, insbesondere in Form von Intervall-Ausdauertraining, das biologische Altern der Zellen verlangsamen kann. Die positiven Effekte von LOW-HIIT auf die Telomerlänge lassen vermuten, dass gezieltes Herz-Kreislauf-Training effektiver gegen Zellalterung wirkt als andere Trainingsformen. Dennoch bleibt die Frage offen, wie nachhaltig diese Effekte sind und ob sie auch auf normgewichtige und gesunde Personen übertragbar sind.
■ Kura L
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Quellen:
Reljic D, Koller A, Herrmann HJ, Ekici AB, Neurath MF, Zopf Y. Differential Effects of Very-Low-Volume Exercise Modalities on Telomere Length, Inflammation, and Cardiometabolic Health in Obese Metabolic Syndrome Patients: A Subanalysis from Two Randomized Controlled Trials. Antioxidants (Basel). 2023; 12: 1847. doi:10.3390/antiox12101847