Faktoren, die mit einem aktiven Schulweg von deutschen Grundschulkindern zusammenhängen

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Faktoren, die mit einem aktiven Schulweg von deutschen Grundschulkindern zusammenhängen
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Problemstellung

Ein aktiver Schulweg bedeutet körperliche Aktivität für Kinder. Dennoch nutzen immer mehr Kinder motorisierte Verkehrsmittel, um zur Schule zu gelangen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, ist es wichtig, Faktoren, die einen aktiven Schulweg bedingen zu verstehen.

Design der Studie & Methoden

In dieser Querschnittsstudie wurde eine Reihe von Faktoren untersucht, die mit einem aktiven Schulweg von Kindern zusammenhängen. Eltern von 1690 Grundschulkindern (7,1±0,6 Jahre; 50,4% Jungen) lieferten Daten über körperliche Aktivität, Transportmittel, elterliche körperliche Aktivität und Gesundheitsbewusstsein sowie soziodemografische Informationen. Der Gewichtsstatus der Kinder wurde objektiv erfasst. Individuelle logistische Regressionen wurden verwendet, um Odds Ratios (OR) für alle Faktoren zu bestimmen, adjustiert nach Alter und Geschlecht.

Ergebnisse und Diskussion

Mit einem aktiven Schulweg korrelierten signifikant der kindliche Gewichtsstatus (OR 0,67, KI [0,48; 0,95], p≤0,03), Migrationshintergrund (OR 1,59, KI [1,28; 1,97], p≤0,01), Entfernung zur Schule (OR 4,50, KI [3,59; 5,66], p≤0,01), die körperliche Aktivität und das Gesundheitsbewusstsein der Mutter (OR 1,60, KI [1,30; 1,97], p≤0,01 bzw. OR 1,44, KI [1,17; 1,77], p≤0,01), sowie das Familienbildungsniveau (OR 1,29, KI [1,03; 1,61], p≤0,03) und das Haushaltseinkommen (OR 0,54, KI [0,40; 0,73], p≤0,01). Ein aktiver Schulweg kann eine zentrale Quelle körperlicher Aktivität für Kinder sein, was für die Prävention chronischer Krankheiten im späteren Leben von entscheidender Bedeutung sein kann.

Faktoren: Zusammenhang_aktiver_Schulweg_Grundschulkinder
© DZSM 2019

Was ist neu und relevant?

– Kinder, die ihren Schulweg aktiv bestreiten sind weniger häufig übergewichtig
– Kinder mit körperlich aktiven und gesundheitsbewussten Müttern bestreiten den Schulweg öfter aktiv
– Kinder ohne Migrationshintergrund, aus einem Haushalt mit tertiärem Familienbildungsniveau und höherem Haushaltseinkommen bestreiten den Schulweg öfter aktiv

Methodische Einschränkungen und Störfaktoren

Die erhobenen Daten sind primär subjektiv, und daher sind ein Recall- und Recording-Bias nicht auszuschließen. Darüber hinaus sind die elterliche Einschätzung und allgemeine Definition von moderater bis intensiver körperlicher Aktivität nicht immer eindeutig, was zu einer Fehlinterpretation führen kann. Zudem handelt es sich um Querschnittsdaten, die keine kausale Interpretation erlauben. Trotz dieser Einschränkungen sind die objektive Erhebung des Gewichtsstatus der Kinder in einer großen Kohorte sowie die Berücksichtigung einer Vielzahl unabhängiger Faktoren eine Stärke dieser Studie.

Fazit für die Praxis

– ein aktiver Schulweg kann eine zentrale Quelle körperlicher Aktivität für Kinder sein und sollte daher gefördert werden;
– Kinder die ihren Schulweg aktiv bestreiten, sind weniger häufig übergewichtig/adipös;
– Kinder mit Migrationshintergrund und aus niedrigeren Bildungsschichten sollten speziell in Bezug auf den aktiven Schulweg gefördert werden.

■ Kobel S, Wartha O, Steinacker JM.

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