Schon unfitte Kinder haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. In mancherlei Hinsicht sind die Vorgänge bei beiden jedoch vergleichbar. So weiß man aus zahlreichen Studien um den Zusammenhang zwischen kardiorespiratorischer Fitness und dem kardiovaskulären Risiko bei Erwachsenen. Nun haben spanische Arbeitsgruppen eine solche Untersuchung an sechs- bis zehnjährigen Kindern durchgeführt und mit den Ergebnissen zwei Jahre später verglichen (Alter 8 bis 12 Jahre) (1). Die Fitness wurde zu Beginn und nach zwei Jahren mit dem 20m-Shuttle-Run-Test bestimmt. Zur Bestimmung des kardiovaskulären Risikos wurden die Dicke zweier Hautfalten addiert, der systolische Blutdruck gemessen und Insulin/Glukose, Triglyzeride, Gesamt- und HDL-Cholesterin im Blut bestimmt. Bereits bei den Kindern zeigte sich, dass die aerobe Kapazität das zukünftige kardiovaskuläre Risiko zwei Jahre später beeinflusst. Die Wissenschaftler haben sich auch angesehen, was passiert, wenn sich die aerobe Fitness verändert: Wenig überraschend wurde festgestellt, dass sich das Risikoprofil umgekehrt proportional zur aeroben Fitness verhält. Nimmt letztere ab, steigt das Risiko an. Kontinuierliche Bewegung bereits im Kindesalter – und über das ganze Leben hinweg – ist daher empfehlenswert, um das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen im Verlauf des Lebens so gering wie möglich zu halten.
Auch wenn Ausnahmen die Regel bestätigen, ist die Fitness bei Kindern meist mit dem Gewicht assoziiert. Dicke Kinder bewegen sich weniger gerne und deswegen weniger. Die Folge ist, wie oben beschrieben, nicht nur ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Vielmehr wirkt sich kindliche Adipositas auch auf den Alltag aus. Im Rahmen des »Komm mit ins gesunde Boot«-Programms wurde an Grundschülern untersucht, wie sich das Gewicht auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) und die Erkrankungshäufigkeit auswirkt (2).
Die HRQoL wurde anhand der Fragebögen EQ5D-Y VAS und KINDLR erfasst. Der Gewichtsstatus der 1888 untersuchten Kinder wurde nach BMI ermittelt, abdominale Adipositas wurde anhand des Waist to Height Ratio (WHtR ≥ 0,5) definiert. Kinder mit abdominaler Adipositas wiesen mehr Fehltage auf und mussten häufiger zum Arzt als nicht adipöse Kinder. Zudem zeigten sich signifikante Unterschiede in der Interaktion mit Freunden, Familie und dem körperlichen Wohlbefinden. Diese Aspekte können über Subskalen im KINDLR erfragt werden. Die negativen Zusammenhänge wurden jedoch nur bei Kindern mit abdominaler Adipositas laut WHtR beobachtet. Der BMI spiegelte die Probleme der adipösen Kinder nicht in der Form wider.
Fazit: Schon bei Grundschulkindern spielen Gewicht und körperliche Fitness eine bedeutende Rolle. Sowohl für das körperliche Wohlbefinden und das soziale Gefüge, als auch für Risikofaktoren wie das kardiovaskuläre Risiko.
■ Hutterer C
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Quellen:
Castro-Piñero J, Perez-Bey A, Segura-Jiménez V, Aparicio VA, Gómez-Martínez S, Izquierdo-Gomez R, Marcos A, Ruiz JR; UP&DOWN Study Group. Cardiorespiratory Fitness Cutoff Points for Early Detection of Present and Future Cardiovascular Risk in Children: A 2-Year Follow-up Study. Mayo Clin Proc. 2017; 92: 1753-1762. Linkname
Kesztyüs D, Schreiber A, Kobel S, Wartha O, Kesztyüs T, Kilian R, Steinacker JM; study group ”Join the Healthy Boat – Primary School”. Illness and determinants of health-related quality of life in a cross-sectional sample of schoolchildren in different weight categories. Ger Med Sci. 2014; 12: Doc04. doi:10.3205/000189