Sport verbessert Konzentration bei Grundschulkindern

Sport verbessert Konzentration bei Grundschulkindern
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In der Forschung bezweifelt heute niemand mehr, dass Sport und Bewegung gesundheitsfördernd wirken. Auch mehrt sich die Evidenz, dass körperliche Aktivität im Kindes- und Jugendalter ein protektiver Faktor sowohl gegen kardiovaskuläre Erkrankungen als auch für die kognitive Leistungsfähigkeit im mittleren Lebensalter darstellt (2, 3). Dementsprechend verwundert es nicht, dass die WHO der körperlichen Aktivität von Kindern und Jugendlichen einen besonders hohen Stellenwert einräumt. Ihre Empfehlung für diese beiden Gruppen beträgt stolze 60 Minuten körperlicher Ertüchtigung pro Tag (1). Im Vergleich zur physischen Gesundheit sind die Effekte von körperlicher Aktivität auf die Konzentration und auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen jedoch weit weniger gut untersucht. Nun hat eine neue, umfassende Studie der Technischen Universität München hierzu neue Erkenntnisse geliefert (4).

Grundschulkinder: Körperliche und geistige Leistungen hängen zusammen

Ziel der Studie war es, die Auswirkungen verschiedener Fitness-Parameter auf Konzentration und gesundheitsbezogene Lebensqualität (health related quality of life, HRQOL) bei Kindern zu quantifizieren. Das Forschungsteam untersuchte dafür in den Jahren 2016-2020 (vor COVID-19) 6533 gesunde Grundschulkinder (3248 Jungen, 3285 Mädchen) im Alter von sechs bis zehn Jahren, an 15 Schulen im Landkreis Berchtesgadener Land – was fast allen Schulen dort entspricht. Die Stichprobe hatte somit einen erheblichen Umfang. Mittels des sogenannten Shuttle-Run-Tests wurde die kardiorespiratorische Fitness abgeleitet. Die Konzentrationsfähigkeiten und die HRQOL wurden mit standardisierten Tests und Fragebögen erhoben.

Es zeigte sich, dass die Mädchen besser bei den Konzentrationsaufgaben abschnitten, die Jungen hingegen besser bei den körperlichen Leistungen. Neben dem Geschlecht hing auch der BMI mit den sportlichen Leistungen zusammen – übergewichtige Kinder schnitten schlechter ab. Das wohl aufschlussreichste und interessanteste Ergebnis: Die Fitness, insbesondere Ausdauer, stand mit der Konzentrationsfähigkeit der Kinder im Zusammenhang. Je fitter, desto besser die Konzentration – eine für den Schulerfolg nicht unwichtige Fähigkeit. Das wird auch anhand noch unveröffentlichter Daten des Forschungsteams klar: Kinder mit besseren Ergebnissen im Fitnesstest besuchten im Folgejahr häufiger ein Gymnasium.

Wie fördert man die Fitness von Kindern frühzeitig?

Auf Anfrage des DZSM beschrieben die Autorinnen und Autoren der Studie deshalb Möglichkeiten, frühzeitig die Fitness von Grundschulkindern zu fördern: Generell solle, so die Forscher, auch der Schulalltag so gestaltet werden, dass er „spielerisch“ Bewegung integriert und Bewegungsangebote schafft und damit die Motivation für lebenslanges Bewegen fördert. In der Grundschule ginge es deshalb primär darum, den Spaß an der Bewegung intrinsisch zu bahnen, auch im Sportunterricht. Sie betonten aber auch, dass bei Kindern mit Bewegungsmangel die Schule allein nicht immer ausreiche und die Eltern eine große Rolle spielten. Dabei sei jede Sportart zur frühkindlichen Bewegungsförderung geeignetvorausgesetzt, es werden wissenschaftlich aufgearbeitete Konzepte in der Praxis angewendet. Damit aber die Umsetzung so funktioniert, sei eine fundierte Ausbildung, von der Universität bis hin zur Übungsleiterausbildung, notwendig. Hier sollte immer ein besonderer Fokus auf die Vermittlungskompetenz gelegt werden, mit Augenmerk auch auf eine Vorbildfunktion.

Die Fähigkeit, Freude an Bewegung vermitteln zu können, erscheint auch in Bezug auf kranke Kinder wichtig. In Untersuchungen des Münchner Lehrstuhls mit herzkranken Kindern korrelierten auch hier Fitness und Lebensqualität.

Neben ihrem wissenschaftlichen Wert hatte die Studie erfreulicherweise auch praktische Konsequenzen: Der Landkreis Berchtesgadener Land möchte die wissenschaftlichen Empfehlungen nun in die dortige Schulpraxis integrieren. Die Studie wird deshalb in angepasster Form langfristig in den Schulen weitergeführt, mit dem Ziel die gesundheitsfördernden Maßnahmen möglichst dauerhaft zu implementieren.

Wurzer D, Hutterer C

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Quellen:

  1. Bull FC et al. World Health Organization 2020 guidelines on physical activity and sedentary behaviour. Br J Sports Med. 2020; 54: 1451-1462. doi:10.1136/bjsports-2020-102955

  2. Du T, Fernandez C, Barshop R, Guralnik J, Bazzano LA. Cardiovascular risk factors from childhood and midlife physical function: The Bogalusa Heart Study. Exp Gerontol. 2020; 136: 110947. doi:10.1016/j.exger.2020.110947

  3. Hakala JO et al. Physical activity from childhood to adulthood and cognitive performance in midlife. Med Sci Sports Exerc. 2019; 51: 882-890. doi:10.1249/MSS.0000000000001862

  4. Köble K, Postler T, Oberhoffer-Fritz R, Schulz T. A Better Cardiopulmonary Fitness Is Associated with Improved Concentration Level and Health-Related Quality of Life in Primary School Children. J. Clin. Med. 2022; 11: 1326. doi:10.3390/jcm11051326