Schlafmangel beeinträchtigt sportliche Leistungsfähigkeit

Schlafmangel beeinträchtigt sportliche Leistungsfähigkeit
© New Africa / Adobe Stock

Wurde Schlaf als Erfolgsfaktor im Spitzensport bisher unterschätzt? Immer mehr Studien legen das nahe. So gibt es inzwischen einige Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und mangelnder Präzision der Bewegungsabläufe. Eine aktuelle Studie mit Langstreckenläufern legt zudem nahe, dass sich bei schlechten Schläfern die gastrointestinalen Beschwerden während der Wettkämpfe häufen (5).

Mehr Beschwerden im oberen Verdauungstrakt

Die retrospektive Beobachtungsstudie aus den USA hinterfragte Symptome wie Reflux, Völlegefühl, Blähungen und Übelkeit während der Wettkämpfe. Studienteilnehmer waren erfahrene Langstreckenläufer (darunter auch Bi- und Triathleten) im Erwachsenenalter. 87 Athleten, davon 56 Frauen, füllten den kompletten Fragebogen aus. Das Durchschnittsalter (Median) lag bei 43 Jahren unter den Männern, bei 37,6 Jahren unter den Frauen.

Gastrointestinale Beschwerden wurden der Intensität nach auf einer Skala von 0 für „nicht spürbar“ bis 10 für „unerträglich“ erfasst. Zudem machten die Teilnehmer Angaben über ihre Schlafdauer und Schlafqualität – im Allgemeinen sowie in der Nacht vor dem Wettkampf. Mithilfe der Skala Sleep-Problems-Index-(SPI)-I ließ sich das Ausmaß chronischer Schlafstörungen bestimmen. Der Studienautor fragte zudem nach Besonderheiten wie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die als Erklärung für Schlafstörungen einerseits, für Magen-Darm-Beschwerden andererseits infrage kommen könnten.

Das Kernergebnis der Studie war, dass chronische Schlafstörungen gastrointestinale Beschwerden während der Wettkämpfe begünstigen. Aber nur für Beschwerden des oberen Verdauungstrakts ergab sich eine Signifikanz (Spearmans Rho: 0,26, p < 0,05). Bei Beschwerden des unteren Verdauungstrakts erreicht der Zusammenhang keine Signifikanz. Nicht signifikant war auch die Korrelation zwischen akuten Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden während des Wettkampfs.

Weniger präzise Bewegungen, höheres Verletzungsrisiko

Sportspezifische Studien arbeiten immer wieder heraus, dass Schlafprobleme die Grundfitness nicht vermindern, wohl aber die Reaktionsfähigkeit und Genauigkeit. Eine prospektive Studie aus Mailand, an der zwölf Tennisspieler im Alter zwischen 13 und 17 Jahren teilnahmen, deutet nun in dieselbe Richtung. Nach einer Nacht Schlafentzug (d.h. die Teilnehmer schliefen weniger als 5 Stunden lang) verminderte sich die Genauigkeit der Ausführungen sowohl links als auch rechts. Das Spiel jedes einzelnen Studienteilnehmers wurde sowohl nach ausreichend Schlaf als auch nach Schlafentzug analysiert. Beim Aufschlag rechts bewerteten die Autoren die Effektstärke als moderat, beim Aufschlag links als groß, bei der Crosscourt-Rückhand als sehr groß und bei der Vorhand als moderat (3).

In den USA wurden 19 Basketballspieler, die zum Basketball-Team ihres Colleges gehörten, über je zweimal 6 Monate hinweg begleitet. Jeder gab vor jedem Spiel unter anderem das individuelle Stress-, Erschöpfungs- und Schmerzlevel an, ebenso Dauer und Qualität des Nachtschlafs. Die Analyse von 32 Verletzungen bei 12 Sportlern ergab eine Assoziation zwischen Schlafmangel und Verletzungsrisiko – auch nach der Bereinigung um die Faktoren Stress, Erschöpfung und Schmerzen (Odds Ratio 0,52-0,69; P <.001) (4).

Schlafmangel unter Leistungssportlern weit verbreitet

Doch wie steht es aktuell überhaupt um die Schlafqualität von Leistungssportlern? Tendenziell schlafen sie zu wenig. Das zeigt auch die neueste Untersuchung mit 128 Jugendlichen aus 9 Sportarten auf (1). Trainings, Reisen und die Wettkämpfe selbst fordern eben ihren Tribut. Schlafmangel und -störungen ließen sich durch eine frühere Anreise vor Wettkämpfen, durch mehr Pausen bzw. Freizeit und – bei jugendlichen Athleten – durch Regelungen zur Nachtruhe ein Stück weit vorbeugen. Schwieriger zu managen sind stress- und angstinduzierte Schlafstörungen. Doch auch hier kann etwa über Entspannungstechniken sowie die kognitive Verhaltenstherapie viel verbessert werden (2).

■ Plaum P

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Quellen:

  1. Aloulou A, Duforez F, Léger D, De Larochelambert Q, Nedelec M. The Relationships Between Training Load, Type of Sport, and Sleep Among High-Level Adolescent Athletes. Int J Sports Physiol Perform. 2021; 1-10. doi: 10.1123/ijspp.2020-0463

  2. Kroshus E, Wagner J, Wyrick D, Athey A, Bell L, Benjamin HJ, Grandner MA, Kline CE, Mohler JM, Roxanne Prichard J, Watson NF, Hainline B. Wake up call for collegiate athlete sleep: narrative review and consensus recommendations from the NCAA Interassociaton Task Force on Sleep and Wellness. Br J Sports Med. 2019; 53: 731-736. doi: 10.1136/bjsports-2019-100590

  3. Vitale JA, Bonato M, Petrucci L, Zucca G, La Torre A, Banfi G. Acute Sleep Restriction Affects Sport-Specific But Not Athletic Performance in Junior Tennis Players. Int J Sports Physiol Perform. 2021; 1-6. doi: 10.1123/ijspp.2020-0390

  4. Watson A, Johnson M, Sanfilippo J. Decreased Sleep Is an Independent Predictor of In-Season Injury in Male Collegiate Basketball Players. Orthop J Sports Med. 2020; 8: 2325967120964481. doi: 10.1177/2325967120964481