Schädigungen der Fußmuskulatur durch Marathons

Schädigungen der Fußmuskulatur durch Marathons
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Immer mehr Menschen begeistern sich für die Langstreckenherausforderung von 42,195 km, die allerdings auch für die Fußmuskulatur eine extreme Belastung mit teils anhaltender Schädigung darstellt. Eine japanische Studie mit 22 Teilnehmern hat mittels Magnetresonanztomographie (MRT)-Aufnahmen analysiert, in welchem Ausmaß extrinsische und intrinsische Fußmuskeln betroffen sind.

Untersuchung extrinsischer und intrinsischer Fußmuskulatur

Bereits bestehende Studien berichten über morphologische Veränderungen des Fußes nach Langstreckenläufen wie z.B. das Absenken des mittleren Längsgewölbes oder eine verstärkte Pronationshaltung. Da sich die Folgen in verminderter Muskelkraft und Schwellungen äußern, wird ursächlich eine Schädigung der für den Kraftaufwand benötigten extrinsischen und der intrinsischen Fußmuskulatur angenommen. Nach dem aktuellen Ansatz der Core-Stabilität des Fußes sind die intrinsischen Fußmuskeln für die primäre und lokale Stabilisation des Fußgewölbes zuständig, die extrinsischen für die globale Bewegung und die zusätzliche Stabilität des Fußgewölbes. Aufgrund dessen vermuteten die Wissenschaftler zum einen unterschiedliche Belastungsschäden in der extrinsischen und intrinsischen Fußmuskulatur, zum anderen eine stärkere Schädigung der intrinsischen. Beide Muskelgruppen wurden daher getrennt betrachtet.

Die Probanden (19 Männer und 3 Frauen) dieser Beobachtungsstudie mit einseitiger Varianzanalyse trainierten zwei- bis dreimal pro Woche verschiedene Freizeitsportarten und/oder Läufe in einem Leichtathletik-Verein, hatten keine schweren Verletzungen in der Vergangenheit, keine Operationen oder subjektive Befindlichkeitseinschränkungen. Sie waren im Durchschnitt 21,4 Jahre alt, 170, 4 m groß und 60,1 kg schwer. Alle nahmen 2019 und/oder 2021 am Fuji International Marathon teil.

Schädigungen an extrinsischen Fußmuskeln

Im ersten Schritt stellten die Forscher die Folgen auf die ex- und intrinsischen Fußmuskeln während der Erholungsphase nach einem vollen Marathonlauf gesondert dar (n = 22). Dazu wurden mit MRT vor dem Marathon und jeweils 1, 3 und 8 Tage danach die transversale Erholungszeit (T2) folgender Muskeln gemessen:

■ Intrinsische: Abductor hallucis (ABH), Flexor digitorum brevis (FDB) und Quadratus plantae (QP)

■ Extrinsische: Flexor digitorum longus (FDL), Tibialis posterior (TP) und Flexor hallucis longus (FHL)

An einer verkleinerten Teilnehmerzahl (n = 10) wurde außerdem zu den gleichen Zeitpunkten die dreidimensionale Fußhaltung mit einem Fuß-Scannersystem dargestellt.

Die unterschiedliche Schädigung der beiden Muskelgruppen wurde bestätigt: Die Erhöhung von T2 einen Tag nach dem Marathon wurde an den Muskeln QP, FDL, TP und FHL nachgewiesen (+7,5%, +4,7%, +6,7% bzw. +5,9%), bei TP hielt sie sogar bis 3 Tage nach dem Rennen an (+4,6%). ABH und FDB zeigten keine Schädigungen.

Die Beteilung des QP als einzigem intrinsischen Muskel wurde mit Verweis auf eine andere aktuelle Studie erklärt: Diese ergab, dass der QP, der an der FDL und/oder FHL ansetzt, als Gegenspieler zum Schrägzug der FDL und FHL und als Plantarflexor des Hallucis und der kleinen Zehen fungieren könnte. Der QP hätte damit also eine Hilfsunktion für die intrinsischen Muskeln, was seine erhöhten T2-Werte erklären würde.

Zusammenhang mit der Absenkung des Fußgewölbes?

Eine veränderte Relaxationszeit bei FDL und FHL von vor dem Lauf und einen Tag danach korrelierte mit einer Veränderung des Fuß-Höhengewölbes (r = 0,823, p = 0,003, und r = 0,658, p = 0,038). Das könnte bedeuten, dass eine Schädigung dieser beiden Muskeln eine Absenkung des Fußgewölbes bedingt oder zumindest ein Faktor dafür ist.

Um diese Ergebnisse zu festigen, müssten nachfolgende Studien andere Gruppenzusammensetzungen (Alter, Geschlechterverteilung, Fitnessgrad, Vorverletzungen) wählen, das komplexe Zusammenspiel aller am Lauf beteiligten Gewebe und Strukturen berücksichtigen sowie die Rolle des Schuhwerks mit einbeziehen. Die Ergebnisse können aber bereits jetzt einen hilfreichen Ansatz für eine verbesserte Gestaltung der jeweiligen Erholungs- und Trainingsprogramme für Marathonläufer darstellen.

■ Herling S

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Quellen:

  1. Fukano M, Nakagawa K, Higashihara A, Inami T, Narita T. Damage and recovery of the intrinsic and extrinsic foot muscles from running a full marathon. Scand J Med Sci Sports. 2023; 33:1486-1493. doi:10.1111/sms.14377.