Mehr Muskelarbeit im Laufschuh

Mehr Muskelarbeit im Laufschuh
© Kara/fotolia

Nicht nur Einlagen haben einen Einfluss auf die Füße und damit die Statik des Körpers, auch die Laufschuhe selbst verändern das physiologische Geschehen beim Laufen. Das ist nicht neu, doch eine aktuelle Studie der University of Queensland (Australien), die im Journal of the Royal Society Interface veröffentlicht wurde, hat nun die Auswirkungen auf den Fuß beim Tragen von Laufschuhen detailliert untersucht. Für die vom Laufschuhhersteller Asics gesponserte Studie liefen 16 Teilnehmer barfuß und mit Schuhen auf einem Laufband. Intramuskuläre Elektroden wurden in den einzelnen Muskeln des Fußes angebracht, um die Muskelaktivität in den Füßen exakt messen zu können. Die Laufbänder waren mit Druckmessplatten ausgestattet. Während des Laufens konnten Kinetik, Kinematik und Muskelaktivität aufgezeichnet werden. Zudem wurde das Laufverhalten mit einer 3D-Bewegungsanalyse aufgenommen.

Versteiftes Längsgewölbe

Während des Barfußlaufens dient das Längsgewölbe des Fußes als Sprungfeder. Es dämpft den Aufprall, indem es zusammengedrückt wird, und setzt durch die anschließende Expansion Energie für das erneute Abstoßen des Fußes frei. Die Wissenschaftler zeigten diesen Vorgang anhand ihrer Messungen bei den Barfußläufern. Doch beim Tragen von Laufschuhen ist dieser Prozess verändert. Die Muskeln im Längsgewölbe arbeiten mehr. Diese Erkenntnis ist neu. Die Belastungsspitze des Flexor digitorum brevis war mit Schuhen um 80 Prozent höher und auch die Haltemuskulatur (Flexor digitorum brevis, Abductor hallucis) leistete deutlich mehr Arbeit. Durch die Kontraktion dieser Muskeln versteift sich das Längsgewölbe und die Kompression verringert sich um 25 Prozent. Die Laufschuhe führen also tatsächlich dazu, dass der Aufprall abgefedert wird – allerdings auf andere Weise als bislang angenommen. Denn die Muskelaktivität in den Füßen nimmt nicht ab, wie es häufig postuliert wurde. Im Gegenteil: Die Fußmuskeln der Studienteilnehmer arbeiteten in den Schuhen sogar mehr.

Fußmuskeltraining im Laufschuh?

Ob diese Veränderung vorteilhaft ist oder nicht, ist damit noch nicht geklärt und muss in weiteren Untersuchungen adressiert werden. Denn trotz stetiger Verbesserung oder Veränderung der Laufschuhtechnologie ist die Anzahl der Verletzungen in den letzten vier Jahrzehnten nicht zurückgegangen. Offenbar bewirkt also die Kombination aus verringerter Krafteinwirkung auf das Fußgewölbe, aber erhöhter Muskel­aktivität eine Veränderung, die ebenfalls zu Problemen führen kann.

Was ist besser: barfuß oder mit Schuhen?

Diese Frage kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Es ist jedoch erstmals gezeigt worden, dass die Fußmuskulatur durch das Laufen mit Schuhen nicht geschwächt wird, wie es häufig vermutet wurde. Damit scheinen, nach Aussage der Autoren, Laufschuhe auch nicht »schädlich« zu sein. Die Daten ermöglichen aber die Weiterentwicklung von Laufschuhen, so dass die mechanischen und physiologischen Funktionen des Fußes optimiert werden können.

■ Hutterer C

Quellen:

  1. Kelly LA, Lichtwark GA, Farris DJ, Cresswell A. Shoes alter the spring-like function of the human foot during running. Journal of the Royal Society Interface. 2016. doi:10.1098/rsif.2016.0174