Rotatorenmanschette: Genesung nach OP dauert bei Frauen länger

Rotatorenmanschette: Genesung nach OP dauert bei Frauen länger
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Die Rehabilitation nach Rupturen der Rotatorenmanschette kann manchmal langwierig sein. Welche Outcomes für welche Patienten nach einer so genannten ARCR-(arthroscopic rotator cuff repair)-OP zu erwarten sind, haben japanische Wissenschaftler in einer retrospektiven Studie untersucht. In die Studie flossen Gesundheits- und Funktionsdaten von 82 männlichen und 42 weiblichen Patienten ein. Alle Probanden waren über 60 Jahre alt, hatten den Sehnenriss an der Schulter per ARCR operieren lassen und einen kompletten Rehabilitationszyklus abgeschlossen. Außerdem war bei allen präoperativ der JOA- und der QuickDASH-Score erhoben worden. Diese Werte wurden dann jeweils 6, 12, 18 und 24 Monaten nachgetestet, um die Genesung zu quantifizieren. Als Vergleich wurde die nicht operierte Seite herangezogen.

Der JOA-Score (JOA = Japanese Orthopedic Association) testet in diesem Fall die Funktionalität, den Bewegungsumfang und die Sensorik der oberen Gliedmaßen. Je höher der Wert, desto geringer sind die Beschwerden. Mit dem QuickDASH-Score (DASH = Disability of the Arm, Shoulder and Hand) wird ebenfalls die Funktionalität von Arm, Schulter und Hand gemessen. Zusätzlich werden noch Symptome wie Schmerzen, Missempfindungen sowie bei Bedarf Einschränkungen beim Spielen eines Instruments oder sportlichen Tätigkeiten erfasst. Hier zeigen niedrige Punktwerte bessere funktionale Resultate sowie weniger Schmerz und Einschränkung an.

Das Ergebnis: Die JOA-Werte waren von präoperativ über 6 Monate und 12 Monate postoperativ jeweils bei den männlichen Operierten signifikant höher als bei den Frauen, sie hatten also weniger Beschwerden und bessere Funktionalität nach einer Operation an der Rotatorenmanschette. Ihr QuickDASH-Score war vor der Operation, zu allen früheren Messzeitpunkten sowie bei der Endmessung nach 24 Monaten niedriger als bei den Frauen, deren Werte sich nach 24 Monaten aber ebenfalls verbessert hatten. Die Muskelkraft der operierten Seite nahm bei Männern signifikant schneller zu. Das Geschlecht zeigte hier also einen deutlichen Einfluss auf den Genesungsverlauf, wobei Frauen bis 24 Monate nach der Operation im Nachteil und erst dann etwa gleichauf waren. Als weitere negative Einflussgröße auf die Gesamt-Genesung identifizierten die Autoren die Lokation der Ruptur an der Supra- oder Infraspinatussehne, jedoch nicht die Läsionsgröße.

Die rechnerisch für Frauen nachteiligen QuickDASH-Ergebnisse werden von den Autoren auf das biologisch determiniert unterschiedliche Schmerzempfinden von Männern und Frauen zurückgeführt. Aus früheren Studien weiß man, dass die Schmerzschwelle der meisten Frauen niedriger ist als die von Männern, was auch für die Rehabilitation gilt. Sie könnten deshalb von angepassten funktionellen Trainingsmaßnahmen im Rahmen ihrer Toleranz sowie adäquater Schmerzmedikation profitieren, was sich letztlich auch auf die rehabilitativen Resultate auswirkt.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Shibahashi H, Murakawa M, Yuki I, Uno T, Takakubo Y, Takagi M. Patient Sex Is a Significant Factor in Arm Function Recovery After Arthroscopic Rotator Cuff Repair. Arthrosc Sports Med Rehabil. 2023: 100834. doi:10.1016/j.asmr.2023.100834