Fortsetzung Regulation an der Fußsohle – Kleine Fläche, große Wirkung
50 Prozent Einlage – 50 Prozent Training
Im Gegensatz zur mechanischen Wirkung von Einlagen, bei der die Fußposition vorwiegend (nicht ausschließlich) passiv verändert wird, soll bei der sensomotorischen Wirkung vor allem über die eigene Muskulatur auf den Regelkreis zwischen Rezeptoren an der Fußsohle, der Muskulatur und dem zentralen Nervensystem (ZNS) Einfluss genommen werden. Andreas Kraus, Orthopädieschuhtechniker, Lauftrainer und Videobewegungsanalyst aus Ulm, erklärt die vermutete Wirkung folgendermaßen: »Möchte man den Muskeltonus eines stabilisierenden Muskels steigern, z. B. den M. tib. post. beim Knickfuß, so bringt man durch Pelotten Ansatz und Ursprung dieses Muskels näher zusammen. Dadurch entsteht vor der Bewegung ein niedrigerer Tonus. Das ZNS wird als Reaktion nun eine Tonuserhöhung des stabilisierenden Muskels anordnen. Im umgekehrten Fall, z. B. bei Plantarfasziitis, bringt man die Muskulatur in eine Vorspannung. Als Resultat fordert das ZNS nun eine Verringerung des Muskeltonus. Die Philosophie der Sensomotorik gibt vor, dass nicht über die ganze Fußfläche korrigiert wird, sondern nur Impulse in kleinen Bereichen gesetzt werden, um den restlichen Strukturen im Fuß maximale Freiheit zu erhalten.« Doch, darauf legt Kraus großen Wert, eine Einlage allein reicht nicht aus. »Die Einlage ist die eine Hälfte, die andere Hälfte ist das Training der Fußmuskulatur, beispielsweise mit einem Balance Pad oder anderen Übungen, die die Stabilisatoren kräftigen und deren Zusammenspiel verbessern«, erklärt er.
Barfußlaufen – grundsätzlich empfehlenswert
Grundsätzlich, das sagen Ärzte, Physiotherapeuten und auch Orthopädietechniker, ist auch das Barfußlaufen (im Sinne von »barfuß sein« auf verschiedenen Untergründen) ein ideales Training für die Fußmuskulatur. »Jeder Mensch hat ein spezifisches Gangmuster, welches, sofern es nicht pathologisch ist, durch eine Einlage oder einen Schuh möglichst nicht gestört werden sollte«, erklärt Prof. Mayer. Dabei ist auch darauf zu achten, ob die Probleme sowohl beim Barfußlaufen als auch mit Schuhen auftreten. Doch häufig wird mit dem Barfußlaufen (im Sinne von »barfuß joggen«) über das Ziel hinaus geschossen.
In einem Artikel über Natural running in der DZSM (3) schrieb Prof. Markus Walther, Ärztlicher Direktor und Chefarzt für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie der Schön Klinik in München: »Viele von uns werden die meiste Zeit ihres Lebens in Schuhen unterwegs gewesen sein und sind daher in keinster Weise an die Belastungen gewöhnt, mit welchen sie bei Verwendung von Barfußschuhen konfrontiert werden. Im günstigsten Fall ist nur Muskelkater das Resultat der vermehrten Beanspruchung des Fußes, im ungünstigsten Fall finden sich Knochenödeme, Überlastungsbeschwerden an Bändern und Gelenken sowie Stressfrakturen. […] Einschränkungen [für die Verwendung von Barfußschuhen] gibt es bei Sportlern, die auf eine Weichbettung oder eine Schuhzurichtung angewiesen sind. […] Sportler, die aufgrund von Fußfehlstellungen zwingend Einlagen benötigen, sind daher keine idealen Kandidaten für diesen Schuhtyp.«
Statische und dynamische Analyse wichtig
Grundlage jeder guten Einlagenversorgung ist eine umfassende Untersuchung des Patienten. Sie besteht aus einer klinischen Untersuchung, einer statischen und dynamischen Analyse barfuß und im Schuh, der Beurteilung der Abnutzung der Schuhe sowie der Analyse des Abrollvorgangs auf einer Druckmessplatte, gegebenenfalls auch auf dem Laufband. Die Puzzleteile ergeben dann ein Bild der Problematik und des möglichen Vorgehens. Doch in den meisten Fällen wird eine Analyse der Druckverteilung (wenn überhaupt) »nur« barfuß durchgeführt – die Situation im Schuh wurde und wird meist aus Praktikabilitätsgründen nicht erfasst. Dabei ist diese Information für Sportler mitunter von entscheidender Bedeutung, denn Unterschiede zwischen Barfußlaufen und beschuhtem Laufen sind nicht selten.