Krebstherapie: Zusammenhang von Kraft, Ausdauer und Mortalität
Jährlich erkranken 20 Millionen Menschen weltweit neu an Krebs; fast 10 Millionen Menschen erliegen jedes Jahr ihrer Krebserkrankung. Mit noch immer steigenden Inzidenzen und nach wie vor hohen Mortalitätsraten stellt Krebs heutzutage eine der größten Herausforderungen für globale Gesundheitssysteme dar. Während viel Aufwand in Innovationen bei operativen und medikamentösen Therapien gesteckt wird, gibt es auch Anhaltspunkte für nützliche supportive Alltags-Maßnahmen im Rahmen einer Krebstherapie. Dementsprechend hoch ist das Interesse der Forschung an den Zusammenhängen zwischen niederschwelligen Lifestyle-Interventionen und der Prognose von Krebserkrankungen. Ein aktueller systematischer Review mit 42 eingeschlossenen Studien zeigt nun eindrucksvoll, wie positiv Muskelkraft und kardiorespiratorische Fitness (CRF) die Überlebenschancen bei Krebspatienten beeinflussen können (1). Eine hohe Muskelkraft oder CRF kann demnach das Risiko für die Gesamtsterblichkeit signifikant senken.
Einfache und kostengünstige Sporttests, wie z. B. der Handgrip Strength Test (HGS), werden schon seit Längerem in Studien zur allgemeinen sportlichen Verfassung von Krebspatienten auf ihre prognostische Aussagekraft hin untersucht. In den vom vorliegenden Review betrachteten Studien wurde der HGS an der hohen Zahl von insgesamt über 46.000 Patienten durchgeführt. Dabei zeigte sich bei jenen, die hohe Kraftwerte aufwiesen, im Vergleich zu solchen mit niedrigeren Kraftwerten eine um 31 Prozent verringerte Gesamtmortalität. Ein Umstand, der Hoffnungen weckt, denn interessanterweise trat dieser starke positive Effekt bereits bei moderaten Leistungssteigerungen und gerade für Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungsstadien auf. Bei diesen fanden die Autoren mit Zunahme der Griffkraft sogar eine Reduktion der Mortalität um bis zu 46 Prozent.
Zwar konnten für alle Krebsarten vielversprechende Ergebnisse erzielt werden, aber vor allem Lungen- und Darmkrebspatienten schienen besonders von hohen Kraftwerten zu profitieren. Genauso stark wie die individuelle Kraft der Patienten wirkte sich die CRF auf die jeweilige Prognose aus: Patienten mit hoher kardiorespiratorischer Fitness konnten demnach ebenfalls von einer um 46 Prozent reduzierten Gesamtmortalität im Verlauf ihrer Erkrankung profitieren.
Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig gezieltes Kraft- und Ausdauertraining in der Krebstherapie ist – und das nicht nur zur Begleitung gängiger Therapieformen, sondern auch als potenzieller Faktor zur Verringerung krebsspezifischer Mortalität. Nicht zuletzt bestätigen die Ergebnisse des Reviews auch die Relevanz und Effizienz einfacher und kostengünstiger Tests wie des HGS bei der Prognostik an Krebspatienten.
■ Taylan Y, Hutterer C
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Quellen:
Bettariga F, Galvao DA, Taaffe DR, Bishop C, Lopez P et al. Association of muscle strength and cardiorespiratory fitness with all-cause and cancer-specific mortality in patients diagnosed with cancer: a systematic review with meta-analysis. Br J Sports Med. 2025: bjsports-2024-108671. doi:10.1136/bjsports-2024-108671