Osteoporose bei Sportlerinnen – ein bislang wenig beachtetes Risiko
Geringe Knochendichte oder Osteoporose wird selten zufällig entdeckt. Besonders bei jungen, sportlich aktiven Frauen denken die wenigsten Ärzte, Trainer, Betreuer oder die Frauen selbst an schwächelnde Knochen. Und doch ist das Problem eines, dem zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Dr. Vanadin Seifert-Klauss, Privatdozentin an der Technischen Universität München, vermutet aufgrund von aktuellen Daten und dem Vergleich mit Erhebungen Anfang der 1990er Jahre, dass die Häufigkeit zunehmen könnte. Um genauere Daten zu erhalten, hat das IOZ in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Osteologie e.V. (DVO) ein Register für »junge Osteoporose« ins Leben gerufen, in das seit 2015 Fälle eingetragen werden. Es ist ein Untermodul des Zentralregisters des DVO. Derzeit wird es ausschließlich durch Fälle des IOZ befüllt, in naher Zukunft soll es jedoch allen Kliniken und Praxen mit entsprechenden Patientinnen und Patienten möglich sein, die Fälle dort einzutragen.
Die Ursachen für eine zu geringe Knochendichte (Osteopenie) oder eine Osteoporose in jungem Alter sind überschaubar. Abgesehen von jenen Fällen, die als Folge einer anderen Grunderkrankung auftreten (z. B. Morbus Cushing, Asthma, Brustkrebs) bzw. als Folge einer Behandlung mit knochenschädigenden Medikamenten (Kortison, Heparin, GnRH-Analoga und Aromataseinhibitoren), bleiben vor allem drei Komplexe übrig: Frauen mit Essstörungen, Frauen, die intensiv Sport treiben, und eine Vitamin-D-Unterversorgung – sowie Kombinationen aus diesen Aspekten.
Sport und Ernährung beeinflussen Hormone
Neben den maßgeblich für den Knochenstoffwechsel wichtigen Hormonen Parathormon, Calcitriol und Calcitonin spielen bei Frauen auch Östrogen und Progesteron mit ihrer partiell anabolen Steroidwirkung eine wichtige Rolle. Bereits durch die ständige geistige Beschäftigung mit einer Limitierung der Energiezufuhr, also durch sehr kontrolliertes Essverhalten und/oder strenge Gewichtskontrolle, treten im Hypothalamus Veränderungen auf, die sich über die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse auf die Hormonproduktion der Eierstöcke ungünstig auswirken. Bei Mangelernährung, wie im Falle von Magersucht, ist das erst recht der Fall.
Doch auch durch intensives Training können diese Störungen hervorgerufen werden. Klar erkennbar wird das, wenn die Periode ausbleibt. Doch auch ohne dieses deutliche Signal können sehr schlanke und/oder sehr sportliche Frauen Knochenmasse verlieren. Es wurde beobachtet, dass bei Sportlerinnen, deren Periode aufgrund der Trainingsumfänge ausbleibt, höhere körpereigene Kortisolspiegel anzutreffen sind als bei ebenso intensiv trainierenden Frauen, die ihre Periode trotz Trainings behalten. Die erhöhten Kortisolwerte wiederum wirken sich negativ auf den Knochen aus. Warum die Periode bei manchen Frauen unter Training ausbleibt, bei anderen aber nicht, könnte auch am Essverhalten liegen.