Zusammenhang zwischen Sport in der Pubertät und der Peak Bone Mass
Verschiedene Untersuchungen der letzten Jahrzehnte lassen den Schluss zu, dass Individuen, die im Alter von 30 Jahren am oberen/unteren Ende der Knochendichte zu finden sind, auch mit 70 Jahren im oberen/unteren Bereich zu finden sein werden. Dabei gelten im Zeitraum bis 30 Jahre besonders die vorpubertäre Phase und die Pubertät als sensibler Zeitraum, um die Voraussetzungen für starke Knochen zu schaffen. Mit der Frage, wie das am besten gelingen kann, setzen sich Wissenschaftler in den letzten Jahren intensiver auseinander. Die Stärke eines Knochens ergibt sich aus der Kombination aus Masse, den physikalischen Eigenschaften der Materialien und deren geometrischer Anordnung. Eine gute Möglichkeit, die Stärke eines Knochens zu bestimmen, ist die Messung der Knochendichte. Ein weiterer relevanter Wert ist der Mineralgehalt des Knochens. Im Rahmen verschiedener Studien wurde untersucht, in welchem Zeitraum Sport den größten Einfluss auf die Knochenentwicklung hat und welche Sportarten sich auf welche Weise auf die Peak Bone Mass, d.h. auf Knochendichte und den Knochenmineralgehalt sowie biochemische Marker für den Knochenstoffwechsel auswirken.
Beste Werte bei Aktivität während der Pubertät
Eine große Bandbreite an Literatur stellte in der Vergangenheit – und bis heute – heraus, dass die Phase vor der Pubertät wichtiger für den Aufbau von Knochenmaterial ist als der Zeitraum während der Pubertät. Eine aktuelle Veröffentlichung (2) befasste sich nochmals intensiv mit der Literatur zu dem Thema und erörtert die (Fehl)Annahmen oder -interpretationen, die dieser Aussage zu Grunde liegen. Im Ergebnis scheinen die Studien vielmehr zu zeigen, dass genau die drei Jahre der Pubertät (gemessen in Tanner-Stadien II-IV zur Einteilung der körperlichen Entwicklung) der entscheidende Zeitraum für den Knochenzuwachs ist. So gibt es Daten, dass 30 Prozent des adulten Knochenmineralgehalts während diesen drei Jahren angelegt werden. Zudem ist das Knochenwachstum bei Mädchen am größten von der Mitte der Pubertät bis zur Menarche (i.d.R. Tanner-Stadium IV) im Alter von 12,7±0,98 Jahren.
Wie auch andere Untersuchungen zeigen, ist der Zeitpunkt, an dem eine sportliche Aktivität aufgenommen wird, im Sinne eines Open Windows relevant. So besteht die Fähigkeit, die Knochengeometrie als Antwort auf Aktivität zu modifizieren, vor allem im Kindesalter. Eine Untersuchung von Profi-Tennisspielerinnen zeigte nicht nur die deutliche und zu erwartende Differenz im Knochendichtewert zwischen dem dominanten und dem nicht dominanten Unterarm, sondern auch Unterschiede in Abhängigkeit vom Alter, in dem mit dem Tennisspielen begonnen wurde. Lag der Beginn vor der Menarche, betrug der Unterschied 19 Prozent, bei späterem Beginn »nur« neun Prozent. Zudem unterschied sich die Knochengeometrie bei frühen Beginnern deutlich von der der späten Beginner (5).
Wichtig ist der Zeitpunkt der sportlichen Aktivität auch, weil bei Beginn während der Pubertät (bei Mädchen vor der Menarche) die gewonnene Knochendichte und die strukturell günstigen Anpassungen der Knochen längere Zeit erhalten bleiben. Bei Turnerinnen, die vor der Menarche bereits turnten, konnte auch zehn Jahre nach Beendigung der intensiven sportlichen Aktivität im Alter von 22 bis 30 Jahren noch eine deutlich bessere Knochenstruktur gefunden werden als in einer Kontrollgruppe (3).