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Fortsetzung Osteoporose bei Sportlerinnen – ein bislang wenig beachtetes Risiko

Vitamin D-Mangel auf breiter Front

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt an, dass etwa 60 Prozent der Deutschen die wünschenswerte Blutkonzentration des Markers 25-Hydroxyvitamin D von 50 Nanomol pro Liter nicht erreichen und damit nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt sind. »Unter den Menschen mit Osteoporose weisen sogar rund 95 Prozent einen Vitamin-D-Mangel auf«, sagt Dr. Seifert-Klauss. »Eine aktuelle Untersuchung unserer Arbeitsgruppe zeigt interessanterweise auch, dass die niedrigsten Spiegel bei relativ jungen, 40-50-jährigen Frauen gemessen wurden. Hier wird wichtiges Potenzial für die Knochengesundheit nicht genutzt.«

In Deutschland sind Vitamin-D-Zusätze zu Lebensmitteln, beispielsweise zur Milch, nicht zugelassen. Studien aus den USA, wo diese Praxis üblich ist, haben jedoch gezeigt, dass der Vitamin-D-Status dadurch verbessert werden kann. Die Osteoporose-Häufigkeit ist in Amerika mit etwa zehn Prozent geringer als in Deutschland (14 Prozent).

Indiz für Osteoporose: Ermüdungsfrakturen

Die Risikogruppe für eine junge Osteoporose (ohne zugrunde liegende Krankheiten) sind also körperbewusste, schlanke Frauen, die viel Sport treiben. »Viel Sport« muss nicht unbedingt Hochleistungssport sein. Häufiges Joggen, intensive Ausdauereinheiten mit Stoßbelastungen, z. B. im Fitnessstudio, beim Tanzen oder beim Triathlon, können ausreichen, um eine Auswirkung auf die hormonelle Konstitution und damit die Knochendichte zu haben.

Ein mögliches Anzeichen sind Ermüdungsfrakturen. Ist die Knochendichte vermindert, sind die Sportlerinnen anfälliger dafür. Oftmals erfolgt die Heilung verlangsamt, weil der Knochenaufbau nicht in der gleichen Intensität und Geschwindigkeit verläuft wie bei günstiger hormoneller Situation. Die betreuenden Orthopäden sollten diese Möglichkeit daher im Hinterkopf behalten. »Oftmals ist dieses Thema noch unterrepräsentiert. Man darf aber auch nicht vergessen, dass bei vielen, die mit Sport zu tun haben, Schlankheit und ein niedriger Körperfettanteil sehr positiv besetzt sind. Dass es unter Umständen auch zu wenig sein kann oder auf Dauer gar nicht gesund ist, möchte man vielleicht nicht so gerne in sein Weltbild lassen. Daher appellieren wir auch an Ärzte und Betreuer, diesen Aspekt bei der Beratung und Behandlung der Frauen zu berücksichtigen«, erklärt Dr. Seifert-Klauss.

Knochendichte messen – wann sinnvoll?

Obwohl die Vitamin-D-Versorgung in Deutschland unzureichend und damit möglicherweise auch die Knochendichte nicht auf weiter Flur optimal ist, sehen Experten keine Notwendigkeit für ein allgemeines Screening in jungen Jahren. Dennoch sind sie der Ansicht, dass die Knochendichte zu selten gemessen wird. Was im ersten Moment wie ein Widerspruch klingt, lässt sich leicht erklären: Hat eine Patientin einen »komischen« Bruch erlitten, also bei nur sehr geringer Krafteinwirkung, so genannten Minimaltraumafrakturen – beispielsweise beim Fallen aus Stehhöhe oder Ausrutschen auf der Treppe – oder heilen Ermüdungsfrakturen auch nach langer Pause nicht aus, sollte die Knochendichte bestimmt werden. »Das wird zu wenig gemacht, denn nur 14 Prozent der Patienten haben ein Jahr nach einem Bruch eine Knochendichtemessung bekommen, wie die BEST-Studie zeigte«, betont Seifert-Klauss.

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