Mehr sportliche Leistung durch Probiotika?
Das menschliche Mikrobiom ist Gegenstand intensiver Forschung. Weitgehend einig ist sich die Wissenschaft darin, dass die Einnahme bestimmter Milchsäure- und Darmbakterien über die Mikrobiota das Immunsystem modulieren und dadurch z. B. das Risiko von Magen-Darm- oder Atemwegsinfekten zu verringern hilft. Auch die Sportmedizin zeigt seit einigen Jahren Interesse an den sog. „guten Bakterien“, denn es besteht die Annahme, dass sie sich sogar auf verschiedene Parameter sportlicher Leistungsfähigkeit auswirken könnten. Ein italienisches Forscherteam hat jetzt im Rahmen eines Reviews die aktuelle Studienliteratur zum Thema „Probiotika im Leistungssport“ gesichtet (1). Es fanden sich teils moderate, teils signifikante Hinweise auf eine positive Korrelation zwischen Probiotika und sportbezogenen Parametern.
Mit Probiotika gegen den „Open-Window“-Effekt und belastungsabhängige gastrointestinale Beschwerden
Es ist erwiesen, dass körperliche Aktivität die Zusammensetzung der körpereigenen Mikrobiota quantitativ sowie qualitativ günstig beeinflusst. In der Folge wird die Schleimhautimmunität moduliert und die Barrierefunktion des Darms verbessert. Gleichzeitig kann hochintensiver Sport durchaus zu gastrointestinalen Beschwerden führen – und auch die Darmpermeabilität kann sich erhöhen, wodurch erstens eine Immunsuppression stattfindet und zweitens Krankheitserreger leichter in den Blutkreislauf gelangen. Leistungsathleten kennen diesen „Open-Window-Effekt“, der z. B. Atemwegsinfektionen nach sich zieht und manchmal zu ärgerlichen Ausfallzeiten führt. Probiotika haben in zahlreichen Tests ihr Potenzial zur Abpufferung dieser negativen Effekte langjährigen Hochleistungssports und kurzzeitiger Extremanstrengungen, etwa in Wettkampfphasen, gezeigt.
Ausdauerleistung rauf, Muskelkater runter
Mit welchen probiotischen Bakterien sich die besten leistungssteigernden und gesundheitsfördernden Effekte erzielen lassen, ist aus der bisherigen Literatur nicht eindeutig herauszufiltern. Nachfolgend einige Beispiele aus im erwähnten Review herangezogenen Studien:
■ Lactobacillus shirota verbesserte die aerobe Kapazität von Badmintonspielern.
■ Lactobacillus plantarum zeigte bei Triathleten eine ergogene Wirkung, half bei der Aufrechterhaltung der Ausdauerleistung und steigerte die Ausdauerlaufleistung.
■ Lactobacillus gasseri hatte bei Läufern zwar keine messbare Wirkung auf die körperliche Leistung, verkürzte jedoch signifikant die Erholungszeit.
■ Bacillus subtilis verbesserte dosisabhängig die Körperzusammensetzung, jedoch nicht die Leistung, bei Volleyballern und Fußballspielern.
■ Die vielwöchige Supplementation eines Multistamm-Probiotikums mit Lactobacillus, Bifidobacterium und Streptococcus verringerte bei Rugbyspielern Muskelschmerzen und Schweregefühl in den Beinen. Läufer profitierten bereits nach einer kürzeren Supplementationdauer hinsichtlich Ausdauerleistung.
■ Unter dreimonatiger Supplementierung eines Multispezies-Präparats mit Bifidobacterium, Lactobacillus und Lactococcus erhöhten sich diverse kardiorespiratorische Fitnessparameter, darunter die VO2max, bei Langstreckenläufern signifikant. Außerdem wurde eine leichte, jedoch statistisch signifikante Abnahme proinflammatorischer Entzündungsmediatoren (CRP und TNF-alpha) gemessen und die Körperzusammensetzung (z. B. Gesamt-Körperfettanteil, Muskelmasse, viszeraler Fettanteil) veränderte sich positiv, jeweils unterschiedlich stark je nach Geschlecht.
■ Entzündungsmodulierende Effekte zeigten sich auch nach dreimonatiger Gabe eines Einstamm-Probiotikums mit Bacillus subtilis bei Baseballspielern.
Fazit: Zusammenfassend werten die Autoren die Ergebnisse als ausreichend, um eine Supplementierung von Probiotika bei Sportlern zu empfehlen. Produkte mit größerer Heterogenität der Stämme scheinen insgesamt vorteilhafter zu sein, obwohl auch Monopräparate positive Effekte zeigten.
■ Kura L
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Quellen:
Di Dio M, Calella P, Pelullo CP, Liguori F, Di Onofrio V, Gallè F, Liguori G. Effects of Probiotic Supplementation on Sports Performance and Performance-Related Features in Athletes: A Systematic Review. Int J Environ Res Public Health. 2023; 20: 2226. doi:10.3390/ijerph20032226