Kreatin-Supplementierung zur Leistungssteigerung?
Kreatin gehört sowohl im Leistungs- als auch im Breitensport zu den populärsten Supplementen. Ergogene Effekte der Substanz finden zunehmend Evidenz, doch diese beziehen sich hauptsächlich auf die reine – meist kurzfristige – Muskelkraft, nicht auf die Ausdauer. Auch über die optimale Dosierung und Anwendungsdauer besteht noch Unsicherheit. Eine randomisierte kontrollierte Interventionsstudie hat nun untersucht, ob bereits eine kurzfristige Hochdosis-Kreatinsupplementierung bei Profi-Radfahrern die Leistung steigert (1).
Das spanische Forschungsteam teilte eine Gruppe von 23 unverletzten professionellen U23-Radfahrern aus demselben Team (Durchschnittsalter 19 ± 1 Jahre) während eines sechstägigen Trainingslagers in zwei Gruppen ein. Die Verumgruppe erhielt einmal täglich ein kohlenhydrat- und proteinhaltiges Recovery-Getränk mit 20 g Kreatin, die Placebogruppe das gleiche Getränk ohne Kreatin. Um den potenziellen Einfluss der Nahrungsergänzung auf die Leistung zu messen, wurden neben Nahrungsaufnahme und Körperzusammensetzung v. a. Erholungsindikatoren (Sprunghöhe beim Countermovement Jump und Hooper-Index, bestehend aus selbst berichteter Schlafqualität, Stress, DOMS und Müdigkeit) und Leistungsmerkmale (10-Sekunden-Sprint, 3-/6-/12-Minuten-Zeitfahrten samt kritischer Leistung und Wattzahl) erfasst.
Logischerweise standen die Athleten während des Trainingslagers unter deutlich erhöhter Belastung (+ 61 Prozent beim Training Stress Score/TSS verglichen zum Vormonat). Als Resultat stiegen auch die relevanten Ermüdungsfaktoren an, während die kritische Leistung um 3,8 Prozent sank. Weder Erholungsmarker noch Körperzusammensetzung noch Leistungsfähigkeit profitierten von der kurzfristigen Kreatingabe.
Die Autoren weisen darauf hin, dass frühere Arbeiten, die die Auswirkungen von Kreatin auf verschiedene Leistungsmerkmale bei Radfahrern getestet hatten, durchaus moderate ergogene Effekte festgestellt hatten. Diese bezogen sich jedoch hauptsächlich auf hochintensive intermittierende Belastungen. Möglicherweise hätten über den Tag verteilte Kreatindosen (wie in den meisten anderen Studien) statt einer jeweils einzelnen Dosis andere Ergebnisse erbracht. Insgesamt vermuten die Autoren aussagekräftigere Effekte bei längerfristiger und dafür niedriger dosierter Einnahme des Supplements.
■ Kura L
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Quellen:
Barranco-Gil D, Alejo LB, Revuelta C, Górriz M, Pagola I, et al. High-dose short-term creatine supplementation without beneficial effects in professional cyclists: a randomized controlled trial. J Int Soc Sports Nutr. 2024; 21: 2340574. doi:10.1080/15502783.2024.2340574