Alternativmedizin: Hat recht, wer heilt?
Von der Osteopathie bis zur Homöopathie haben viele Methoden der Alternativmedizin gemein, dass es wenig bis keine klare Evidenz gibt. Aber sind sie deshalb »nicht wirksam« und unseriös? Der Versuch einer Annäherung.
Ein Kreuzbandriss ist für einen Sportler zumindest ein größeres Problem. Für Profisportler ist die Saison beendet. Es folgt meist die Operation, Reha und nach beinahe einem Jahr hoffentlich die erfolgreiche Rückkehr in den Wettkampfsport. Wem ist es da zu verdenken, dass er nach Alternativen sucht und sich an jeden Strohhalm klammert? Für viele Sportler ist dieser Strohhalm der Manualtherapeut Mohamed Khalifa aus Salzburg in Österreich. Mit einer speziellen von ihm über 40 Jahre lang entwickelten, nicht invasiven Therapie, die durch Kombination von Faszienarbeit, Triggerpunktstimulation und stark durchblutungsfördernden Methoden auf eine funktionelle Regulation des Vegetativums abzielt, behandelt er seine Patienten ein einziges Mal für etwa eine Stunde. Wer mit Krücken kam, geht ohne hinaus – so hört man es immer wieder.
Dass so etwas möglich sein soll, erscheint unseriös und unwahrscheinlich. Und so winken viele Mediziner ab, wenn die Sprache auf Herrn Khalifa kommt. Ähnlich ungläubig war auch Dr. Michael Ofner, der vor acht Jahren von einem betroffenen Bekannten genau diese Geschichte hörte. Damit war sein Dissertationsthema gefunden – eine wissenschaftliche Studie zur Therapie des Herrn Khalifa sollte es werden, um zu belegen, dass es nicht möglich sei, ein verletztes Knie durch eine spezifische Behandlung wieder zu heilen. Doch er wurde eines Besseren belehrt. Er untersuchte Patienten von Herrn Khalifa mit klinischen Tests, MRT, Fragebögen, Nahinfrarotspektroskopie und Thermografie.
Alle Werte zeigten signifikante Unterschiede zu den Vergleichsgruppen wie etwa höhere Werte in der Sauerstoffsättigung, Stammzellausschüttung und -funktion, Temperaturänderung und Durchblutung (1, 2). Inzwischen liegt auch eine randomisierte, kontrollierte, obserververblindete Studie vor. 30 Patienten mit nachweislich total gerissenem vorderem Kreuzband erhielten initial entweder eine Behandlungseinheit bei Mohamed Khalifa oder eine physiotherapeutische Behandlung. Innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Therapie erfolgte eine klinische Untersuchung.
Im Anschluss erhielten alle Patienten zwölf physiotherapeutische Behandlungen innerhalb von sechs Wochen. Nach drei Monaten wurde eine MRT-Kontrolluntersuchung durchgeführt. Schmerzen waren in der Khalifa-Gruppe sofort nach der Therapie und nach drei Monaten signifikant niedriger, ebenso die Tage des Arbeitsausfalls, und das Wohlbefinden war signifikant besser als in der Kontrollgruppe. Zudem konnte bei 47 Prozent der Patienten aus der Khalifa-Gruppe im MRT ein intaktes Kreuzband nachgewiesen werden, in der Kontrollgruppe war das bei keinem der Fall (3).