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Fortsetzung Alternativmedizin: Hat recht, wer heilt?

Seriös – unseriös = wirksam – unwirksam?

Ohne Zweifel ist es sinnvoll und für die Gesundheit der Patienten absolut notwendig, Medikamente und Behandlungsmethoden einer genauen Prüfung auf erwünschte und unerwünschte Wirkungen zu unterziehen; nicht nur, um sich nach unten hin von der Esoterik und Scharlatanerie abzuheben. Dafür ist allerdings eine intensive Beschäftigung mit den Methoden und eine Portion Neugier vonnöten. Vielfach scheint es jedoch so, als erfolgte die Ablehnung einer alternativmedizinischen Methode fast reflexhaft – angeblich zum Schutz der Patienten vor Behandlungen, die den Patienten nur Geld kosten, aber nichts bringen oder ihm sogar Schaden zufügen (zweifelsfrei kommt auch das leider immer wieder vor).

Der Chirurg Theodor Billroth (1829–1894) prägte den Leitsatz: »Operiere nur, was du selbst auch an dir machen lassen würdest!« Doch in Zeiten, in denen mehrfach gezeigt wurde, dass (je nach Indikation) bis zu 60 Prozent der Operationen aufgrund pekuniärer Interessen einer Klinik und nicht aus medizinischer Notwendigkeit erfolgen, darf bezweifelt werden, dass immer das Wohl des Patienten im Vordergrund steht und dass stets seriös sowie nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt wird. Und man muss fragen dürfen, ob diese Art der »Schulmedizin« diejenige ist, die wir haben möchten.

Zwischen Wissenschaftlichkeit und Erfahrungskunde

»Wir Menschen sind Zellen, wir sind Energie und elektrische Impulse. Ich glaube, dass es Menschen, so genannte Heiler, gibt, die auf einer Ebene arbeiten, und Energien und damit Heilungsprozesse in Gang setzen können, die wir als schulmedizinisch denkende Menschen nicht nachvollziehen und erklären können«, sagt Dr. Buck. Die Behandlungsmethode von Mohamed Khalifa wird nun in einer multidisziplinären Forschungsstudie untersucht. Teams aus der Sportwissenschaft und Biomechanik, Schmerzforschung, Unfallchirurgie, Stammzellenforschung, Placeboforschung und Psychologie, Chronobiologie und Rhythmusforschung sowie aus der biomedizinischen Technik und TCM-Forschung versuchen, die Effekte erklärbar zu machen.

Es ist und bleibt eine Aufgabe, eine Balance zwischen Wissenschaftlichkeit und Erfahrungskunde, zwischen »Bewährtes bewahren« und »Neues ausprobieren« zu finden. Vielleicht wird die Behandlung nach Khalifa in 15 Jahren so akzeptiert sein, wie es heute die Akupunktur ist. Die hat sich ihren Weg in die Praxen und Kliniken auch schwer erarbeiten müssen.

Erläuternde Informationen zur erwähnten Studie

Nach Information von Dr. Ofner erfolgte die Randomisierung der Studienteilnehmer durch das Tool randomizer.org. Weder die Ärzte noch die Untersucher oder Mohamed Khalifa hatten Einfluss auf die Randomisierung. Die Ärzte und Untersucher (sowohl klinisch als auch MRT) wurden verblindet. Alle eingeschlossenen Teilnehmer beendeten die dreimonatige Studie (keine Drop-outs). Die Studie hat einige Limitationen, wie die Autoren erwähnen: Die Gruppen sind sehr klein, Zufallsergebnisse sowie falschnegative Ergebnisse in der Kon­trollgruppe sind möglich, die Sensitivität der MRT-Aufnahmen beträgt nur ca. 85 Prozent. Ebenso spielt wahrscheinlich ein Placebo-Effekt eine Rolle. Prof. Dr. Karin Meißner gehörte zu den Editoren des Artikels: »Um den spezi­fischen Effekt der Khalifa-Therapie ex­trahieren zu können, bräuchte man eine adäquate Placebokontrolle, die jedoch bei einer solchen manuellen Therapie nur schwer umzusetzen ist. Der Placebo­effekt spielt daher sicher eine wichtige Rolle.

Dennoch würde man nach dem heutigen Wissensstand nicht erwarten, dass der Effekt auf biologischer Ebene allein durch die positive Erwartungshaltung möglich ist.« Sie vermutet, dass zusätzlich zum Placeboeffekt andere Mechanismen der Therapieform von Bedeutung sein müssen, damit die Chance auf Selbstheilung auf die – nach wissenschaftlichen Kriterien korrekt – beschriebene Weise so deutlich ge­steigert werden kann.Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Studie nach den vorliegenden Informationen fachlich korrekt durchgeführt wurde. Dennoch bleibt offen, wie hoch der Placeboanteil der Khalifa-Therapie ist und welcher Wirkmechanismus zu Grunde liegen könnte. Zudem besteht die Möglichkeit, dass die Ausschlusskriterien für eine Studienteilnahme zu einer Selbstselektion geführt haben. Die Ergebnisse sind spannend, doch weitere Studien sind notwendig, um diese Fragen zu klären. Eine grundlegende Überlegenheit gegenüber der konventionellen Therapie kann nicht erkannt werden.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Litscher G, Ofner M, Litscher D. Manual Khalifa Therapy in Patients with Completely Ruptured Anterior Cruciate Ligament in the Knee: First Results from Near‑Infrared Spectroscopy. N Am J Med Sci. 2013; 5: 320-4. doi:10.4103/1947-2714.112477

  2. Litscher G, Ofner M, Litscher D. Manual Khalifa Therapy in Patients with Completely Ruptured Anterior Cruciate Ligament in the Knee: First Preliminary Results from Thermal Imaging. N Am J Med Sci. 2013; 5: 473-9. doi:10.4103/1947-2714.117307

  3. Ofner M, Kastner A, Wallenboeck E, Pehn R, Schneider F, Groell R, Szolar D, Walach H, Litscher G, Sandner-Kiesling A. Manual Khalifa Therapy Improves Functional and Morphological Outcome of Patients with Anterior Cruciate Ligament Rupture in the Knee: A Randomized Controlled Trial. Evid Based Complement Alternat Med. 2014; 462840. doi:10.1155/2014/462840

  4. Williams CM, Mahrer CG, Latimer J, McLachlan AJ, Hancock MJ, Day RO, Lin CC. Efficacy of Paracetamol for acute low-back pain: a double-blind, randomised controlled trial. The Lancet. 2014; 384: 1586-1596. doi:10.1016/S0140-6736(14)60805-9