Return to Sports nach ACL-Ruptur: Gängige Tests auf dem Prüfstand

Return to Sports nach ACL-Ruptur: Gängige Tests auf dem Prüfstand
© cirquedesprit / AdobeStock

Nach einer ACL-Ruptur möchten Athletinnen und Athleten gern schnellstmöglich zurück ins Training. Dies ist vom Trainingsstandpunkt unbedingt zu begrüßen, auch wenn die Gefahr, eine erneute Ruptur zu erleiden, nicht wegzudiskutieren ist. Zwar stehen diverse Tests zur Verfügung, die eine grundsätzliche Wiederherstellung der Sporttauglichkeit sollen. Doch erstreckt sich deren Aussagekraft bezüglich Return to Sports (RTS) auch auf das Rerupturrisiko? Eine niederländische Studie ist dieser Frage nun im Detail nachgegangen (1).

64 Amateur-Ballsportler im Alter von 28,8 ± 8,8 Jahren (44 Männer, 20 Frauen) mit vorangegangener ACL-Ruptur wurden in die Kohorte inkludiert. Alle waren mit einem Hamstring- oder Patellarsehnen-Transplantat versorgt worden und hatten danach durchschnittlich 10 Monate lang das reguläre stufenweise Rehabilitations-Regime durchlaufen.  Nach Abschluss der jeweiligen Reha-Maßnahmen wurde die physische Fähigkeit zum RTS mittels einer etablierten Standard-Testbatterie geprüft. Dazu gehören ein Sprung-Lande-Test (Beurteilung nach Landing Error Scoring System LESS), drei Sprungtests (Single Leg-, Triple Leg- und Side-Hop) sowie ein isokinetischer Krafttest für Quadrizeps und Hamstring. Auch die mentale Bereitschaft zur Rückkehr ins Training sowie die persönliche Einschätzung der eigenen Kniefunktion wurden abgefragt.

Prädikation von Rerupturen nicht sicher einschätzbar

Die Abfrage der Langzeit-Erfahrungen bezüglich RTS und Wiederverletzung wurde nach zwei Jahren per Online-Fragebogen eruiert. 46 der Patienten betrieben ihren alten Sport mittlerweile auf demselben Niveau wie vor der Verletzung (RTS-Gruppe). Von der verbleibenden NO-RTS-Gruppe (18 Probanden) waren 5 auf niedrigerem Level wieder in ihrer alten Sportart aktiv, während sich 12 einer weniger kniebelastenden Sportart wie Laufen oder Radfahren zugewendet hatten. Ein Patient hatte seine Sportkarriere komplett beendet. Die RTS-Gruppe war mit durchschnittlich 25 Jahren signifikant jünger als die NO-RTS-Gruppe mit 33 Jahren.

Interessant war die Beobachtung der beiden Gruppen in Hinsicht auf die Outcomes der Tests: Nur 7 Personen aus der RTS-Gruppe hatten wie erwartet alle Kriterien für eine Rückkehr zum Sport erfüllt, auch hatten sie signifikant bessere Werte beim Sprung-Lande-Test erzielt. Ihre absoluten Werte in der Dreierbatterie Sprungtests waren ebenfalls signifikant höher, obwohl auch die NO-RTS-Gruppe die erforderlichen Werte erreicht hatten. In den Oberschenkeltests zeigten Probanden der RTS-Gruppe höhere Kraft und Symmetriewerte nur am Hamstring, nicht jedoch am Quadrizeps. Völlig daneben lagen die Tests bezüglich der Prädiktion von Rerupturen: Neben 4 Patienten aus der NO-RTS-Gruppe erlitten auch 6 RTS-Kandidaten erneute Kreuzbandverletzungen. In den Testergebnissen aller Neuverletzten waren Anzeichen für diesen Verlauf nicht abzulesen – sie unterschieden sich nur marginal.

Fazit: Zumindest das Rerupturrisiko nach ACL-Rekonstruktion und RTS ist mit den gängigen Tests nicht sicher einschätzbar. Auch die Rehabilitationsstandards für diese Art der Verletzung bedürfen, so die Studienautoren, einer fortlaufenden Überarbeitung.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Welling W, Benjaminse A, Lemmink K, Gokeler A. Passing return to sports tests after ACL reconstruction is associated with greater likelihood for return to sport but fail to identify second injury risk. Knee 2020 [online 01.04.2020] doi:10.1016/j.knee.2020.03.007