Längere Reha-Zeit, weniger Wiederverletzungen

Längere Reha-Zeit, weniger Wiederverletzungen
© ALAIN VERMEULEN / Adobe Stock

Profifußball ist eine der verletzungsträchtigsten Teamsportarten überhaupt. Manche typischen Fußballverletzungen bringen nicht nur Schmerzen und eingeschränkte Lebensqualität mit sich, sondern auch einen immensen Zeitverlust für den Einzelnen. Das Dilemma: Sind Gewebe noch nicht vollständig ausgeheilt und/oder die muskuläre Umgebung nicht stabil genug, um die geschädigte Stelle konsequent zu stützen, droht schnell die Gefahr von Wiederverletzungen. Pausiert der Athlet hingegen zu lang, fällt er nicht nur aus dem Spielbetrieb aus, sondern läuft auch Gefahr, leistungsmäßig den Anschluss an die Teamleistung zu verlieren. Immer wieder stellt sich deshalb die Frage, wie lange Profifußballer nach einer Verletzung pausieren sollten, um sicher wieder ins Training einsteigen zu können.

Kausale Effekte auf die Wiederverletzungsrate nach verschieden langen Rehabilitationszeiten wurden bisher nicht untersucht. Frühere Arbeiten stellten zwar ein erhöhtes Wiederverletzungsrisiko nach frühem Return-to-Play (RtP) sowie hohe interindividuelle Unterschiede im Verlauf biologischer Heilungsprozesse fest, doch ein echter Kausaleffekt einzelner RtP-Spannen konnte bisher nur spekulativ angenommen werden. Eine deutsche Studie hat das Thema nun neu aufgerollt und 8644 Verletzungsdaten mehrerer europäischer Top-Ligen analysiert (1). Als Nachbeobachtungszeit legte das Team 28 Tage nach RtP fest.

Das Ergebnis: Innerhalb dieser Zeit erlitten 14 Prozent der als genesen ins Spiel zurückgeschickten Fußballer eine erneute Verletzung, wobei ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen dem Verletzungsrisiko und der skalierten Reha-Zeit festgestellt wurde (RR 0,896), der bei Rückfällen noch ausgeprägter war (RR 0,815). Für Spieler mit Verletzungs-Vorgeschichte und/oder sehr frühem Return-to-Play beziehungsweise besonders hohen Trainingsbelastungen nach der Rückkehr zum Sport war das Risiko von Wiederverletzungen nochmals erhöht. Der negative Zusammenhang zwischen Reha-Zeit und Verletzungsrisiko ist der Analyse zufolge größtenteils auf höhere Belastungen nach einer frühen Rückkehr zurückzuführen. Weitere Studien, die sauber nach Verletzungsarten, personenindividuellen Belastungslevels und unterschiedlich langen RtP-Zeiträumen differenzieren, könnten in der Zukunft ggf. genauere Empfehlungen für eine sichere Rückkehr in den Spielbetrieb liefern.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Hecksteden A, Brink M, Lemmink K, Meyer T, Hauser T. Do they really return to early? Investigating the causal effect of rehab time on injury risk after return to play in elite football. Current Issues in Sport Science. 2024; 9: 037. doi:10.36950/2024.4ciss037