Seite 3 / 3

Fortsetzung Kompressionskleidung im Sport – Messbare Effekte oder modisches Accessoire?

Kompressionskleidung: größere Effekte bei Untrainierten

Interessanterweise, auch das zeigt sich in zahlreichen Untersuchungen, scheinen wenig Trainierte von den Wirkungen der Kompressionsstrümpfe stärker zu profitieren als Profis. »Möglicherweise sind die Anpressdrücke bei extrem trainierten, muskulösen Sportlerbeinen nicht so gut, wie es nötig wäre, während bei einem nicht Austrainierten die Beinanatomie eher dem Holzmodell nahe kommt, an dem die Strümpfe normiert werden«, vermutet Prof. Reich-Schupke.

Prof. Lötzerich geht davon aus, dass im hohen Spitzensport-Leistungsbereich Stoffwechsel und Kreislauf so trainiert sind, dass einfach weniger Potenzial für Leistungs- steigerung vorhanden ist als beim Freizeitsportler. Bisher standen vor allem Kompressionsstrümpfe im Fokus der Untersuchungen. Unklar ist noch, inwieweit diesbezügliche Aussagen auf andere Kompressionsprodukte wie Hosen oder Shirts übertragbar sind.

Allerdings, da sind sich alle Experten einig, müssen optimal sitzende Produkte mit hoher Qualität gewählt werden. Ein erster Hinweis auf Qualität ist, wie die Größenauswahl der Strümpfe erfolgt. Wird nur die Schuhgröße abgefragt, sollte man die Finger davon lassen. Wichtig sind die Maße, wie sie auch bei MKS abgefragt werden: Knöchelumfang an der schmalsten Stelle, Wadenumfang an der dicksten Stelle, Länge des Unterschenkels und – bei Strümpfen mit Fußteil – die Schuhgröße.

Bild Helmut Lötzerich
Prof. Dr. Helmut Lötzerich, stellv. Institutsleiter, Institut für Natursport und Ökologie, Deutsche Sporthochschule Köln © Lötzerich

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die bunten Strümpfe wohl mehr können als nur lustig aussehen. Am besten belegt sind Wirkungen während der Regeneration. Kleidung mit hohem Kompressionsdruck könnte auch während der Belastung günstige Auswirkungen haben. Wichtig in dem Zusammenhang ist auch, dass das Tragen von SKS herzgesunden Sportlern nicht schadet. Kontraindiziert sind Kompressionsprodukte etwa bei Herzschwäche mit Ödemen sowie bei arteriellen Durchblutungsstörungen.

Hutterer C

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!

Quellen:

  1. Goto K, Morishima T. Compression garment promotes muscular strength recovery after resistance exercise. Med Sci Sports Exerc. 2014; 46: 2265-2270. Linknamedoi:10.1249/MSS.0000000000000359

  2. Hill J, Howatson G, van Someren K, Leeder J, Pedlar C. Compression garments and recovery from exercise-induced muscle damage: a meta-analysis. Br J Sports Med. 2014; 48: 1340-1346. doi:10.1136/bjsports-2013-092456

  3. Jünger M, Ladwig A, Bohbot S, Haase H. Comparison of interface pressures of three compression bandaging systems used on healthy volunteers. J Wound Care. 2009; 18: 476-480.

  4. Meyer H, Meurer R, Bulling, B. Lötzerich, H. Influence of compression stockings on calf muscle-pump capacity. In: Meeusen R, Duchateau J, Roelands B, Klaas M, de Geus B, Baudry S., Tsolakidis E, ed. 17th annual Congress of the European College of Sport Science. Book of abstracts. Bruges, Belgium; 2012: 215.

  5. Reich-Schupke S, Surhoff S, Stücker M. Pressure profiles of sport compression stockings. J Dtsch Dermatol Ges. 2016; 14: 495-506. doi:10.1111/ddg.12779