Kohortenbefragung zu Nutzung und subjektiv wahrgenommenen Effekten von Kinesiotape
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Einleitung
Kinesiotape (KT) werden verschiedene Effekte bei Behandlung und Prävention von Sportverletzungen sowie Verbesserungen der Leistungsfähigkeit zugeschrieben. Für die anekdotisch berichteten positiven Wirkungen liegt jedoch keine einheitliche Evidenz vor, gleichzeitig existieren weder für die Allgemeinbevölkerung noch für spezielle Zielgruppen objektive Daten zur Nutzungshäufigkeit von KT. Ziel der vorliegenden Arbeit war neben einer ersten Erhebung zur Nutzung von KT die Evaluation subjektiv wahrgenommener Wirkungen.
Design und Methode
Unter Nutzung eines internen Mailverteilers sowie sozialer Netzwerke wurde eine Kohorte Studierender aller sportwissenschaftlichen Studiengänge einer der größten deutschen Volluniversitäten eingeladen, an einer Befragung zum Thema KT teilzunehmen. Das Fragebogeninstrument beinhaltete 75 Items mit offenen und geschlossenen Antwortmöglichkeiten. Erbeten wurden Angaben zur Quelle der Nutzungsempfehlung und Nutzungshäufigkeit sowie den subjektiv wahrgenommenen Effekten von KT auf sportliche Wettkampfleistung, (Wieder-)Verletzung oder Beschwerdesymptomatik in Abhängigkeit der individuellen Ziele (Leistungssteigerung, Primär-/Rezidivprävention, Rehabilitation).
Ergebnisse und Diskussion
Zwei Drittel (n=133) der insgesamt 200 Befragungsteilnehmer (23,7±3,3 Jahre; w=127) gaben an, bereits KT genutzt zu haben. Der Großteil davon nutzte KT im Rahmen der Therapie muskulokelettaler Beschwerden (n=121) und wurde in 81% der Fälle durch einen Physiotherapeuten (PT) auf KT aufmerksam. Bei Empfehlung von PT oder Arzt wurde signifikant (p<0,05) häufiger von einer Beschwerdelinderung berichtet. Mit dem Ziel der Verhinderung einer Wiederverletzung nutzten n=51 Befragte KT, von denen sich 2/3 nach eigenen Angaben nicht erneut verletzten. Die Empfehlung von Arzt oder PT scheint die in der Therapie subjektiv wahrgenommenen Effekte positiv zu beeinflussen. Die vergleichsweise wenigen Angaben zur Leistungssteigerung und Primärprävention (je n=8) deuten auf eine untergeordnete Bedeutung von KT mit diesen Zielsetzungen hin.
Was ist neu und relevant?
Die vorliegende Studie zeigt eine bei Befragungsteilnehmern hohe Popularität und Verbreitung von KT, die vor allem auf therapeutischem sowie rezidivpräventivem Einsatz fußt. Zudem scheint die Mitbeurteilung und Indikationsstellung durch einen Arzt oder PT die in der Therapie subjektiv wahrgenommenen Effekte von KT zusätzlich positiv zu beeinflussen.
Methodische Einschränkungen und Störfaktoren
Eine vermehrte Repräsentation von KT-Nutzern und Einflüsse unterschiedlicher Recall-Zeiträume sowie kohortenspezifische Faktoren, wie eine größere Affinität zu KT, sind nicht auszuschließen.
Fazit für die Praxis
In der untersuchten Stichprobe junger Erwachsener zeigte sich eine hohe Popularität von KT. Diese setzten KT vor allem im Rahmen der Therapie ein, nachdem sie durch einen PT darauf aufmerksam wurden. Die Empfehlung von PT oder Arzt scheint zudem die beschwerdelindernden Effekte positiv zu verstärken.
■ Krause F, Dust K, Banzer W, Vogt L