Ernährungsdefizite bei Wintersportlerinnen

Ernährungsdefizite bei Wintersportlerinnen
© Daniel Teetor / Adobe Stock

Essstörungen, insbesondere durch eingeschränkte Nahrungsaufnahme, sind unter jungen Athletinnen nicht ungewöhnlich. Als Ursache dafür werden nicht nur die im Vergleich zum intensiven Energieumsatz niedrige Kalorienaufnahme verantwortlich gemacht, sondern auch die in vielen Sportlerinnenköpfen verankerte Einstellung, dass weniger Gewicht für bessere Leistung entscheidend sei. Auch Wintersportlerinnen sind von diesem negativen Einfluss nicht ausgenommen, der jedoch häufig falsch ist, und zudem langfristig erhebliche Auswirkungen auf Leistung und Gesundheit haben kann. Eine aktuelle Studie hat nun mögliche Ernährungsdefizite der Athletinnen näher untersucht (1).

Die Universität Granada kooperierte für ihre Studie mit der andalusischen Wintersport-Föderation und verglich 58 Athletinnen mit einem Durchschnittsalter von 19,8 Jahren hinsichtlich anthropometrischer Merkmale, Nährstoffzufuhr und Ernährungsgewohnheiten. Bei den Teilnehmerinnen handelte es sich zur Hälfte um Alpinsportlerinnen wie Skifahrerinnen und Snowboarderinnen, die häufig in Höhenlagen über 2500 m bei Temperaturen zwischen -25°C und +5°C im Freien trainieren. Die andere Hälfte setzte sich aus Eiskunstläuferinnen und Eishockeyspielerinnen zusammen, die ihre Trainingseinheiten in Eishallen auf niedrigerer Höhe und unter wärmeren Bedingungen absolvieren.

Die Auswertung ergab, dass die Energiezufuhr sowohl in der Hochgebirgsgruppe als auch in der Gruppe der Eissportlerinnen nicht ausreichend war, um den geschätzten Gesamtenergieverbrauch zu decken. Die Autoren attestieren angesichts dieses Mangels eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Sportlerinnen in einen Zustand geraten könnten, der als Female Athlete Triad bekannt ist. Dabei führt das chronische Energiedefizit dazu, dass nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern auch normale Körperfunktionen drastisch eingeschränkt sind. Die Beeinträchtigung endokriner Funktionen bis hin zum Ausbleiben der Menstruation, chronische Erschöpfung und Konzentrationsschwierigkeiten, die Abnahme der Knochendichte und eine Schwächung des Immunsystems können langfristige Folgen sein.

Aber nicht nur die in Kilokalorien gemessene Energiezufuhr, sondern auch der Flüssigkeitshaushalt und die Mikronährstoffbilanz wiesen zum Teil erhebliche Defizite auf: So blieb der mittlere Wasserkonsum v. a. bei der Gruppe der Alpinsportlerinnen mit etwas über 2,2 Litern pro Tag nicht nur weit unter der empfohlenen Menge für Höhensportlerinnen, sondern sogar hinter dem durchschnittlichen Konsum der Kontrollgruppe zurück. Angesichts der besonderen Trainingsbedingungen bei Outdoor-Sportarten müsste hier eine bewusstere Anstrengung erfolgen, um eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu gewährleisten.

Auch bei den Mikronährstoffen zeigten sich vereinzelt Mängel. In beiden untersuchten Gruppen wurden weniger als zwei Drittel des empfohlenen Tagesbedarfs an Fluor und Jod, sowie an Vitamin D und E über die Nahrung gedeckt. Die übrigen Mineralien und Vitamine wurden in ausreichender Menge aufgenommen. Die Referenzwerte der Studie orientierten sich an denen für die weibliche Allgemeinbevölkerung. Für die jungen Leistungssportlerinnen kann ein zum Teil deutlich höherer Nährstoffbedarf angenommen werden.

Die Ernährungsdefizite der Sportlerinnen beziehen sich sowohl auf die Gruppe der Eis- als auch die der Höhensportlerinnen. Es wird allerdings darauf hingewiesen, dass letztere mitunter noch stärkeren Anforderungen ausgesetzt sind. Kälte und Höhe stellen eine zusätzliche Belastung dar, da diese über Steigerung der Diurese und niedrige Luftfeuchtigkeit die Dehydration fördern und den Energieumsatz drastisch erhöhen.

Zusammenfassend stellen die Autoren also eine deutliche Unterversorgung von Nährstoffen und Energie mit einer Gefahr für Gesundheit und Leistungseinschränkungen fest. Gerade bei den sich teilweise noch im Wachstum befindlichen Jugendlichen können Ernährungsdefizite langfristige Folgen haben. Zur abschließenden Sicherung der Erkenntnisse wäre allerdings die Untersuchung einer größeren Stichprobe nötig. Außerdem wäre laut den Autoren langfristig über die Implementierung spezifischerer Ernährungsrichtlinien für Wintersportlerinnen nachzudenken, die über die allgemeinen Empfehlungen hinausgehen. Dennoch gibt die Studie bereits jetzt Hinweise auf eine bessere Prävention bei jungen Wintersportlerinnen durch Ernährungsoptimierung.

■ Taylan Y, Hutterer C

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!

Quellen:

  1. Jiménez-Casquet MJ, Conde-Pipó J, Valenzuela-Barranco I, Rienda-Contreras R, Olea-Serrano F, Bouzas C, Tur JA, Mariscal-Arcas M. Nutrition Status of Female Winter Sports Athletes. Nutrients. 2023; 15. doi:10.3390/nu15204472.