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Fortsetzung COPD und Sport: wichtig ist die nachhaltige körperliche Aktivierung

Konzepte speziell für schwer COPD-Betroffene

Konzepte, die zur Bewegung anregen und in Bewegung halten, findet auch Prof. Koczulla prinzipiell vielversprechend. Auch nach seiner Beobachtung kommen diverse Aktivitäten für Menschen mit COPD infrage. „Wer Outdooraktivitäten mag, dem empfehle ich Outdoor“, sagt Prof. Koczulla – je nach Gusto und Fitness in Form von Joggen, Nordic Walking, mit dem E-Bike oder auf Spaziergängen. Ist das nicht möglich, sollen Ausdauer und Kraft eben daheim aufgebaut werden; dazu eigne sich sogar Treppensteigen: „Treppensteigen trainiert Ausdauer und Kraft, und Krafttraining wirkt dem osteopenischen Problem entgegen, das aufgrund der Krankheit, des Bewegungsmangels und der Medikamente bei COPD verstärkt vorhanden ist. In Bewegung signalisieren wir dem Knochen über den Muskel, Kalzium einzubauen. Wir verbessern die Konstitution, und je besser Konstitution und Muskelmasse, desto länger das Überleben (6).“

Speziell für Menschen in späteren COPD-Stadien oder Patienten nach Exazerbationen gilt: Ihre Angst vor Bewegung, die mit der Erfahrung von Luftnot einhergeht, ist ernst zu nehmen. Prof. Koczulla wünscht sich deshalb Therapiekonzepte, die diese Angst ebenso berücksichtigen wie somatische Beschwerden und die medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien ineinander verzahnen. Er verdeutlicht: „Es geht darum: Wo steht der Mensch, wo holen wir ihn ab?“ Einen Schwerkranken zu Bewegung zu überreden, kann seiner Erfahrung nach mit folgenden Fragen anfangen: „Was können Sie, was wünschen Sie sich? Kommen Sie vom Bett zum Stuhl? Nein? Wollen Sie das wieder können?“ Wer dann leuchtende Augen bekomme, den könne der Therapeut behutsam motivieren. „Wir müssen realistische Ziele definieren. Langsam anfangen, langsam steigern. Zehn Minuten am Tag wären gut, ansonsten so viel eben geht. Wenn es unter der Woche nicht klappt, können Sie am Wochenende Übungen nachholen.“ Auf diese Weise erreichen viele Patienten kleine Ziele – und oft auch größere.

Neue Angebote für Patienten

Der Pneumologe betont, dass es in Bezug auf Trainings für COPD-Patienten kein einheitliches Programm für alle geben kann. Denn die Betroffenen differieren nicht nur in Bezug auf Alter, Krankheitsstadium und Komorbiditäten, sondern auch die Genetik spielt eine Rolle. „Patienten mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel bekommen genetisch bedingt früh eine COPD mit Lungenemphysem“, informiert er – und dies selbst ohne Nikotinkonsum oder Berufen, die die Lunge belasten. Auch unterscheidet sich ihr Muskelprofil von dem anderer COPD-Patienten (5). Solche Faktoren sollten künftig in Sport-Empfehlungen integriert werden. Weiteres Potenzial für mehr Adhärenz und regelmäßigere Aktivität sieht er in möglichst konkreten Trainingsplänen, die Patienten motivieren und auch in schwierigen Phasen aktiv erhalten.

Die Geschichte des Nachsorgekonzepts „Neues Credo“ geht derweil weiter. Derzeit wird es nicht als reguläres Nachsorgeprogramm durch die Kostenträger angeboten. Reha-Einrichtungen haben jedoch die Möglichkeit, es eigeninitiativ zu nutzen. Alle erforderlichen Materialien stehen kostenfrei zur Verfügung. Prof. Deck informiert: „Aktuell führen wir ein Forschungsprojekt durch, in dem das Neue Credo auf eine Smartphone-App übertragen wird. Gerade für jüngere Rehabilitanden ist das vermutlich eine attraktive Alternative.“

■ Plaum P

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Quellen:

  1. Bundesärztekammer, AWMF, KBV (Hg.): Nationale VersorgungsLeitlinie COPD Langfassung, Teilpublikation 2. Auflage, 2020.

  2. Deck R, Hüppe A, Arlt AC. Optimierung der Rehabilitationsnachsorge durch eine längerfristige Begleitung der Rehabilitanden – Ergebnisse einer Pilotstudie. Rehabilitation 2009; 48: 39-46. doi:10.1055/s-0028-1105915

  3. Dong X, Wang X, Jia N, Chen X, Ding M. A comparison between Qigong exercise and cycle ergometer exercise for the rehabilitation of chronic obstructive pulmonary disease: A pilot randomized controlled trial (CONSORT). Medicine (Baltimore). 2021; 100: e26010. doi:10.1097/MD.0000000000026010

  4. Eusterbrock ST, Jochheim RJ, Badke M, Deck R. Effekte einer begleiteten Nachsorge in der Post-Reha-Phase bei COPD-Patienten: eine kontrollierte Studie. Pneumologie. 2021. doi:10.1055/a-1507-9057

  5. Jarosch I, Gehlert S, Jacko D, Koczulla RA, Wencker M, Welte T, Bloch W, Janciauskiene S, Kenn K. Different Training-Induced Skeletal Muscle Adaptations in COPD Patients with and without Alpha-1 Antitrypsin Deficiency. Respiration. 2016; 92: 339-347. doi:10.1159/000449509

  6. Waschki B, Spruit MA, Watz H, et al. Physical activity monitoring in COPD: compliance and associations with clinical characteristics in a multicenter study. Respir Med. 2012; 106: 522-530. doi:10.1016/j.rmed.2011.10.022