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Fortsetzung COPD und Sport: wichtig ist die nachhaltige körperliche Aktivierung

Nachsorgekonzept  „Neues Credo“ für mehr Adhärenz

Kann ein die COPD-Rehabilitationsmaßnahmen ergänzendes Nachsorgekonzept, das Patienten motiviert und kontinuierlich in Bewegung hält, die Teilhabe langfristig verbessern? Um diese Frage zu beantworten, rekrutierte ein Team des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck sowie der Nordseeklinik Westfalen zwischen 2018 und 2019 an COPD erkrankte Rehabilitanden (die Mehrzahl in den GOLD-Stadien II und III). 293 von ihnen waren bis zum Follow-up 12 Monate nach Ende der Reha dabei. Ihre Sportarten wählten sie selbst.

Das Ergebnis: Zwar hatte die Interventionsgruppe (n = 149), deren Rehabilitation das Nachsorgekonzept „Neues Credo“ beinhaltete, 12 Monate nach Ende der Rehabilitationsmaßnahme keine Vorteile in Bezug auf die Teilhabe. Sie konnten jedoch im Vergleich zur Kontrollgruppe mit üblichem Reha-Konzept (n = 144) ihre subjektiven Reha-Ziele zur körperlichen Aktivität erreichen (69 Prozent vs. 34 Prozent der Kontrollgruppe). Außerdem blieben die in der Reha erzielten gesundheitlichen Verbesserungen länger erhalten als in der Kontrollgruppe (4).

Das Konzept „Neues Credo“ wurde von Prof. Dr. Ruth Deck, Leiterin des Fachbereichs Rehabilitation am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck, und ihrem Team bereits in den Jahren 2005 bis 2007 entwickelt und ab 2008 in mehreren Studien mit unterschiedlichen Indikationen (Orthopädie, Psychosomatik, Kardiologie) evaluiert, jeweils mit beachtlichen Langzeiteffekten. Die Rehabilitanden lernen, sich für die Zeit nach der Reha Ziele zu setzen und Strategien zu deren Erreichung zu entwickeln. Dabei helfen Beobachtungshefte, Bewegungstagebücher und der Kontakt zu einem Nachsorgebeauftragten (2).

Prof. Deck, Co-Autorin der oben erwähnten Studie und Doktormutter der Erstautorin Stella T. Eusterbrock, erklärt, wie das „Neue Credo“ die Adhärenz fördert: „Mit Bezug auf Motivation und Adhärenz dürften Selbst- und Fremdkontrolle eine zentrale Rolle spielen. Zum einen sehen die Patienten anhand ihrer Eintragungen in den Bewegungstagebüchern, ob sie ihren Vorsätzen noch treu geblieben sind, zum anderen wissen sie, dass die Aufzeichnungen von den Nachsorgebeauftragten eingesehen werden. Das spornt natürlich an.“ Auch der anhaltende Kontakt mit den Nachsorgebeauftragten sei ein Anreiz für die Teilnehmer an, ihre Ziele weiter zu verfolgen. Die Bewegungstagebücher empfanden 88 Prozent als hilfreich; 75 Prozent bewerteten sie als gut oder sehr gut (4).

Auch die Kontrollgruppe hatte nach der Reha ihre sportliche Aktivität aufrechterhalten. Doch die Interventionsgruppe betrieb 12 Monate nach Ende der Reha signifikant häufiger Ausdauersport, trainierte öfter im Verein und hatte das Ausmaß der Bewegung in stärkerem Umfang als die Kontrollgruppe gesteigert. Decks Fazit: „Man kann einen Vorteil für die Interventionsgruppe auf deskriptiver Ebene konstatieren: leichte Verbesserung oder Stabilität in den verschiedenen Outcomes, während sich die Kontrollgruppe in den meisten Parametern verschlechtert hat.“

Prof. Dr. Ruth Deck, Leiterin des Fachbereichs Rehabilitation am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck
Prof. Dr. Ruth Deck, Leiterin des Fachbereichs Rehabilitation am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck. © Deck