Seite 4 / 4

Fortsetzung Cannabis – bei Sportlern beliebt: Rauschmittel, Medizin oder Doping?

Cannabis – eine Option in der Sportmedizin?

Klar ist, dass die Dopingthematik grundsätzlich den Einsatz von Cannabis oder Cannabinoiden, insbesondere THC, bei Wettkampfsportlern limitiert. Im Gegensatz dazu sind die meisten anderen Sedativa, Anxiolytika und Schmerzmittel von der WADA nicht verboten. Dennoch lohnt sich ein Blick in mögliche Einsatzbereiche, die für Freizeit- und Breitensportler bei Verletzungen von Bedeutung sein können. CBD etwa fällt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz und steht nicht auf der WADA-Liste. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten in der Regel nicht. Jedoch können die Produkte als CBD-Öl in Apotheken und teilweise sogar in Drogeriemärkten erworben werden.

Die Evidenz für die Wirkung von CBD bei Schmerzen ist noch immer gering. Dennoch wird immer wieder von schmerzlindernden Effekten berichtet oder davon, dass das Schmerzempfinden moduliert wird. Bei Patienten mit chronischen Schmerzen, bei denen andere Schmerzmittel nicht oder nicht ausreichend wirken, könnte CBD eine ergänzende Option sein. Eine andere Anwendungsmöglichkeit sind Knochenverletzungen. So zeigte etwa eine Studie an Ratten eine signifikant schnellere Knochenheilung durch die Gabe von CBD (6).

Im Internet berichten zahlreiche Sportler, dass sie CBD zur Förderung der Regeneration einnehmen. Die antientzündliche, antioxidative und beruhigende Wirkung spräche dafür. Zudem kann CBD zur Reduktion von Stress und Anspannung beitragen und fördert bei vielen Menschen einen erholsamen Schlaf. Die Einnahme bei Sportlern ist daher vom Grundsatz her möglich, sollte aber dennoch nicht ohne ärztliche Beratung erfolgen. Typische Nebenwirkungen sind Übelkeit, Unwohlsein oder Kopfschmerzen. Von Bedeutung ist zudem die Qualität des CBD-Öls. Derzeit ist es nicht immer leicht herauszufinden, wie vertrauenswürdig ein Produkt ist. So ergaben mehrere Untersuchungen, dass die auf der Packung angegebene CBD-Konzentration in vielen Fällen nicht mit der tatsächlich enthaltenen übereinstimmt. Außerdem weisen einige Produkte, entgegen den Angaben, geringe Mengen an THC auf (bis zu einem Gehalt von 0,2 Prozent ist es nicht strafrechtlich relevant). Eine kritische Auswahl ist also unabdingbar.

Die Diskussionen um Cannabis und Cannabinoide, deren Legalisierung und die Einsatzmöglichkeiten in der Medizin sind in vollem Gange. Weitere Studien werden hoffentlich mehr Licht ins Dunkel bringen und die Anwendungsbereiche mit Evidenz be- oder widerlegen. Egal welche gesetzlichen Vorgaben getroffen werden: Der Sport muss sich damit auseinandersetzen, welche Form der Regelung gefunden werden soll. Bedeutsam scheint die Beobachtung einer niederländischen Forschungsgruppe, dass die Prävalenz unter Sportlern in den letzten Jahren signifikant angestiegen ist. Eine Untersuchung zeigte, dass der Cannabiskonsum von Amateur-Eliteathleten vorwiegend (61 Prozent) wegen des sozialen Umfelds oder als Freizeitdroge erfolgt und kaum (0,6 Prozent) mit dem Ziel einer Leistungssteigerung. Dies zeigt: Soziale Normen beeinflussen auch Sportler in ihrer Einstellung gegenüber bewusstseinsverändernden Substanzen. Die Änderung der gesellschaftlichen Einstellung zu Cannabis kann daher den Konsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen modulieren – egal ob Sportler oder nicht und egal ob als Freizeitkonsum oder Doping.

Weitere Informationen

Cannabis
• Cannabis ist der Gattungsname der Familie der Hanfgewächse
• Der Begriff wird häufig generell für Hanfpflanzen und THC-­haltige Produkte genutzt
• Für die medizinische Nutzung werden meist die Bezeichnungen Cannabis (als Medizin), medizinisches Cannabis oder Medizinalhanf verwendet

Hanf
• Hanf- und Cannabispflanzen gehören beide zur Pflanzen­gattung Cannabis Sativa L.
• Hanfpflanzen werden zur Produktion von Fasern sowie als Lebensmittel (v. a. Hanf­samen) genutzt
• Hanf enthält kein bis höchstens 0,2 Prozent THC+

Marihuana
• Umgangssprachlich als Gras, Weed oder Ganja bezeichnet
• Harzhaltige, getrocknete Blütentrauben und blütennahe Blätter
• THC-Gehalt durchschnittlich 10 Prozent, bis zu 25 Prozent sind möglich

Haschisch
Auch Hasch, Dope, Peace/Piece oder Shit genannt
• Harz aus den Pflanzenteilen der weiblichen Hanfpflanze
• Zu Blöcken oder Platten gepresst
• THC-Gehalt zwischen 8 und 30 Prozent

■ Hutterer C

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!

Quellen:

  1. Brisola-Santos MB, Gallinaro JG, Gil F, Sampaio-Junior B, Marin MC, de Andrade AG, Richter KP, Glick ID, Baltieri DA, Castaldelli- Maia JM. Prevalence and correlates of cannabis use among athletes – A systematic review. Am J Addict. 2016; 25: 518-528. doi:10.1111/ajad.12425

  2. Diehl K, Thiel A, Zipfel S, Mayer J, Schneider S. Substance use among elite adolescent athletes: findings from the GOAL Study. Scand J Med Sci Sports. 2014; 24: 250-258. doi:10.1111/j.1600-0838.2012.01472.x

  3. Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2018. https://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Drogenbeauftragte/Drogen_und_Suchtbericht/flipbook/DuS_2018/index.html [abgerufen am 19.03.2019]

  4. Gobbi G, Atkin T, Zytynski T, Wang S, Askari S, Boruff J, Ware M, Marmorstein N, Cipriani A, Dendukuri N, Mayo N. Association of Cannabis Use in Adolescence and Risk of Depression, Anxiety, and Suicidality in Young Adulthood: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Psychiatry. 2019. doi:10.1001/jamapsychiatry.2018.4500

  5. Huestis MA, Mazzoni I, Rabin O. Cannabis in Sport Anti-Doping Perspective. Sports Med. 2011; 41: 949–966. doi:10.2165/11591430-000000000-00000

  6. Kogan NM, Melamed E, Wasserman E, Raphael B, Breuer A, Stok KS, Sondergaard R, Escudero AV, Baraghithy S, Attar-Namdar M, Friedlander-Barenboim S, Mathavan N, Isaksson H, Mechoulam R, Müller R, Bajayo A, Gabet Y, Bab I. Cannabidiol, a Major Non-Psychotropic Cannabis Constituent Enhances Fracture Healing and Stimulates Lysyl Hydroxylase Activity in Osteoblasts. J Bone Miner Res. 2015; 30: 1905-1913. doi:10.1002/jbmr.2513

  7. O'Connell BK, Gloss D, Devinsky O. Cannabinoids in treatment-resistant epilepsy: A review. Epilepsy Behav. 2017; 70: 341-348. doi:10.1016/j.yebeh.2016.11.012

  8. Orr C, Spechler P, Cao Z, Albaugh M, Chaarani B, Mackey S, D'Souza D, Allgaier N, Banaschewski T, Bokde ALW, Bromberg U, Büchel C, Burke Quinlan E, Conrod P, Desrivières S, Flor H, Frouin V, Gowland P, Heinz A, Ittermann B, Martinot JL, Paillère Martinot ML, Nees F, Papadopoulos Orfanos D, Paus T, Poustka L, Millenet S, Fröhner JH, Radhakrishnan R, Smolka MN, Walter H, Whelan R, Schumann G, Potter A, Garavan H. Grey Matter Volume Differences Associated with Extremely Low Levels of Cannabis Use in Adolescence. J Neurosci. 2019. doi:10.1523/JNEUROSCI.3375-17.2018

  9. Perez AJ. Bennett M: “About 89%” of NFL players use marijuana. USA Today Sports. 11.04.2018 https://eu.usatoday.com/story/sports/nfl/2018/04/11/martellus-bennett-89-percent-nfl-players-smoke-pot/508746002/ [abgerufen am 19.03.2019]

  10. Singh A, Saluja S, Kumar A, Agrawal S, Thind M, Nanda S, Shirani J. Cardiovascular Complications of Marijuana and Related Substances: A Review. Cardiol Ther. 2018; 7: 45-59. doi:10.1007/s40119-017-0102-x

  11. Ware MA, Jensen D, Barrette A, Vernec A, Derman W. Cannabis and the Health and Performance of the Elite Athlete. Clin J Sport Med. 2018; 28: 480-484. doi:10.1097/JSM.0000000000000650