Atem- und Haltungstraining verbessert die Lungenfunktion nach COVID-19

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Atem- und Haltungstraining verbessert die Lungenfunktion nach COVID-19
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Mit steigendem Alter bedingen physiologische Veränderungen häufig kardiorespiratorische und muskuloskelettale Schwächen. Der SARS-CoV-2-Erreger zielt zusätzlich vor allem auf die Atemwege, sodass besonders bei älteren COVID-Patienten gehäuft Schädigungen der Lungenfunktion mit Dyspnoe, verringertem Lungenvolumen und Hypoxie beobachtet wurden. Die Verminderung von Kurzatmigkeit nach SARS-CoV-2-Infektion durch Atemmuskulatur-Training wurde bereits festgestellt (1). Bekannt ist auch der Zusammenhang zwischen Lungenerkrankungen und Haltungsschäden (2).

Iranische Wissenschaftler untersuchten jetzt in einer randomisierten kontrollierten Studie, die Auswirkungen von Atem- und Haltungskorrekturübungen auf die Lungenfunktion älterer Menschen nach einer COVID-19-Erkrankung. Das Training sollte dabei nicht nur den gesamten Atemapparat, sondern auch die beteiligten muskuloskelettalen Gewebe ansprechen mit dem Ziel, die Lungenfunktion älterer Menschen mit einer COVID-Erkrankung in der Vorgeschichte zu verbessern (3).

Dafür wurden 30 Personen zwischen 50 und 70 Jahren ausgewählt und nach dem Zufallsprinzip zwei homogenen, gemischt geschlechtlichen Gruppen mit je 15 Teilnehmern zugeteilt. Alle Teilnehmer waren seit mindestens sechs Monaten von einer COVID-19-Infektion genesen und wiesen eine nicht-strukturelle Thorax-Kyphose von mehr als 40 Grad oder einen kraniovertebralen Winkel von weniger als 51 Grad im Stehen auf. Ausgeschlossen wurden Menschen mit COPD oder akuten Atemwegserkrankungen und mit anderen akuten oder chronischen Erkrankungen sowie mit rheumatisch oder metabolisch bedingten Vorgeschichten. Außerdem suchte man explizit nach Probanden, die im Alltag nicht regelmäßig Sport trieben und in der Testphase an keiner externen physiotherapeutischen Behandlung teilnehmen würden.

Die Versuchsgruppe (Altersdurchschnitt 63,6 +/-3,56 Jahre) erhielt neben den verschreibungspflichtigen Medikamenten ein achtwöchiges Trainingsprogramm, das dreimal pro Woche für jeweils 30 bis 45 Minuten absolviert werden sollte. Das Programm bestand aus Korrekturübungen für die Hals- und Brustwirbelsäule einerseits und Atemübungen andererseits. Die Haltungskorrektur sollte durch Lockerung, Dehnung, Kräftigung und Funktionstraining den Brustkorb öffnen, die Rippen- und Faszien-Elastizität verbessern und die bei der Atmung beteiligten Muskeln stärken. Vom Ergebnis erhoffte man sich eine Reduktion der Kyphose und letztlich eine Verbesserung der Lungenfunktion. Die Atemübungen beinhalteten sechs verschiedene Techniken, um die Atmung zu vertiefen und bewusst einsetzen zu lernen. Das gesamte Übungsprogramm wurde in der Klinik durch das Gesundheitspersonal vermittelt und eingeübt, bis sicher war, dass die Probanden zu Hause mithilfe einer mitgegebenen CD und einer illustrierten Anleitung selbstständig weitertrainieren konnten. Die Kontrollgruppe (Altersdurchschnitt 59,87 +/-2,99 Jahre) machte keinerlei Übungen und erhielt nur die vom Arzt verordneten notwendigen Medikamente. Die Unterschiede wurden mittels Spirometrie und dem Vergleich der cranio-vertebralen und der Thorax-Kyphose-Winkel ermittelt. Die anthropometrischen Brustkorbindizes der beiden Gruppen wiesen keine bemerkenswerten Unterschiede auf.

Die Ergebnisse zeigten signifikante Verbesserungen in der Versuchsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe, sowohl in der Lungenfunktion als auch in der Körperhaltung:  Der cranio-vertebrale Winkel und die Thorax-Kyphose waren reduziert, die Atemkapazität einschließlich der Einsekundenkapazität und der peripheren Sauerstoffsättigung erhöht.

Fazit: Die Atem- und Haltungskorrekturübungen verbesserten die Hals- und Brustwirbelsäulenhaltung sowie die Lungenfunktion der Studienteilnehmer. Diese Trainings-Kombination kann daher eine wirksame Ergänzung zur medikamentösen Behandlung bei chronisch pulmonalen Komplikationen bei COVID-19-Infizierten sein.

■ Herling S

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Quellen:

  1. Kirsten J, Jerg A, Matits L, Zorn J, Mentz L, Schulz SVW, Steinacker JM. Respiratory muscle training with an app-based device improves persistent shortness of breath in patients after SARS-CoV-2 Infection – a randomized controlled trial. Dtsch Z Sportmed. 2023; 74: 175-182. doi:10.5960/dzsm.2023.570

  2. Lee AL, Goldstein RS, Chan C, Rhim M, Zabjek K, Brooks D. Postural deviations in individuals with chronic obstructive pulmonary disease (COPD). Can J Respir Crit Care Sleep Med. 2018; 2(2):61–68. doi:10.1080/24745332.2017.1409091

  3. Sedaghati P, Derakhshan KF, Ahmadabadi S. et al. Effects of corrective and breathing exercises on respiratory function of older adults with a history of COVID-19 infection: a randomized controlled trial. BMC Complement Med Ther 2023; 23:199. doi:10.1186/s12906-023-04031-7