Inspiratorisches Muskeltraining gut für die Ausdauer?

Inspiratorisches Muskeltraining gut für die Ausdauer?
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Bei Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen wie COPD ist die körperliche Ausdauer und Lebensqualität häufig eingeschränkt. Ob Atemtraining positiv dazu beitragen kann, diese Faktoren zu verbessern, ist bei der großen Anzahl lungenkranker Personen eine wichtige Fragestellung. Eine kanadische Studie (2) hat sich daher mit Atemtraining und seiner Wirkung und Nachhaltigkeit auch nach Beendigung des aktiven Trainings beschäftigt. Leider wurden dazu nicht etwa Personen mit Lungenkrankheiten, sondern 16 gesunde Teilnehmer zwischen 23 und 30 Jahren untersucht. Eine Versuchsgruppe (zwei Frauen, acht Männer) absolvierte fünf Wochen lang ein inspiratorisches Muskeltraining (IMT), das aus zwei Sätzen von 30 Einatmungen bei 50 Prozent des maximalen Inspirationsdrucks (MIP) mit einem handelsüblichen Atemmuskeltrainer bestand. Der Atemwiderstand wurde entsprechend individueller Verbesserungen wöchentlich gesteigert. Die Kontrollgruppe (eine Frau, sieben Männer) absolvierte kein spezifisches Atemtraining. Anschließend an die Interventionsphase unterzog sich die Versuchsgruppe einem fünfwöchigen De-Training, bei dem das IMT vollständig eingestellt wurde. Während der gesamten Studie wurden die Teilnehmer gebeten, alle anderen Trainingsroutinen beizubehalten.

Kräftiges Zwerchfell verlängert Phase bis zur Erschöpfung

Das Zwerchfell als wichtigster Atemmuskel steuert unter anderem die Verteilung des Blutflusses in die Extremitäten bei körperlicher Aktivität. Wenn die Atemmuskulatur ermüdet, sorgt der Metaboreflex dafür, dass der Blutfluss in die Gliedmaßen gedrosselt wird, denn die Atmung hat unter allen Umständen Vorrang. Sportler streben danach, diesen Reflex abzuschwächen beziehungsweise die Grenze zu verschieben, um längere Zeit mit hoher Intensität aktiv sein zu können, ohne dass die periphere Muskulatur ermüdet. Für lungenkranke Personen wäre es hilfreich, wenn durch IMT ebenfalls die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit erhöht werden könnte. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Atemtraining dabei unterstützen kann, den Metaboreflex abzuschwächen (z. B. 3, 4). Die aktuelle Studie umfasste daher einen respiratorischen Metaboreflex-Test, bei dem die Teilnehmer eine belastende Atemaufgabe bis zur freiwilligen Erschöpfung ausführten. Der Test wurde zu Studienbeginn, nach fünf Wochen IMT und nach fünf Wochen Entwöhnung durchgeführt.

Inspiratorisches Muskeltraining verbessert Muskelkraft und schwächt Metaboreflex

Die Analysen zeigen, dass ein Training der Atemmuskulatur die Muskelstärke vergrößerte und den Metaboreflex abschwächte. Erkennbar war das an niedrigerer Herzfrequenz und Blutdruck während körperlicher Belastung. Auch nach fünf Wochen De-Training waren diese Effekte noch vorhanden. IMT kann also die Zeit bis zur Erschöpfung bei hochintensiven Übungen erhöhen. Es wird vermutet, dass neben der Verbesserung der Kraftwerte der Atemmuskulatur und des Metaboreflexes auch andere Faktoren dazu beitragen, die Dauer bis zur Erschöpfung zu verlängern, beispielsweise die Veränderung der anaeroben Kapazität. Gemessen wurde diese allerdings nicht. Ob sich die Ergebnisse auf COPD-Patienten übertragen lassen, ist anhand dieser Daten unklar. Eine Cochrane-Analyse, die 22 Studien an COPD-Patienten mit und ohne Atemtraining auswerteten, folgerte, dass IMT zwar geringe Verbesserungen auf die Atemlosigkeit haben könnte, jedoch bestenfalls geringe Effekte auf die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von Patienten (1). Für junge und gesunde Sportler hingegen könnte ein inspiratorisches Training die Leistungsfähigkeit und Zeit bis zur muskulären Ermüdung verbessern.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Ammous O, Feki W, Lotfi T, Khamis AM, Gosselink R, Rebai A, Kammoun S. Inspiratory muscle training, with or without concomitant pulmonary rehabilitation, for chronic obstructive pulmonary disease (COPD). Cochrane Database Syst Rev. 2023; 1: CD013778. doi:10.1002/14651858.CD013778.pub2

  2. Chan JS, Mann LM, Doherty CJ, Angus SA, Thompson BP, Devries MC, Hughson RL, Dominelli PB. The effect of inspiratory muscle training and detraining on the respiratory metaboreflex. Exp Physiol. 2023; 108: 636-649. doi:10.1113/EP090779

  3. Ramsook AH, Molgat-Seon Y, Schaeffer MR, Wilkie SS, Camp PG, Reid WD, Romer LM, Guenette JA. Effects of inspiratory muscle training on respiratory muscle electromyography and dyspnea during exercise in healthy men. J Appl Physiol (1985). 2017; 122: 1267-1275. doi:10.1152/japplphysiol.00046.2017

  4. Romer LM, Lovering AT, Haverkamp HC, Pegelow DF, Dempsey JA. Effect of inspiratory muscle work on peripheral fatigue of locomotor muscles in healthy humans. J Physiol. 2006; 571: 425-39. doi:10.1113/jphysiol.2005.099697