Sportlerlungen stecken COVID-19 besser weg

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Sportlerlungen stecken COVID-19 besser weg
© Silver Place / Adobe Stock

Die meisten SARS-CoV-2-Infektionen heilen folgenlos aus, wenn Betroffene sich an die vorgeschlagenen Erholungs- und Karenzzeiten halten. Sogar Leistungssport ist in der überwiegenden Zahl der Fälle nach wenigen Wochen wieder möglich. Ob dieses „Alles gut“ auch für unbestechliche Messwerte bezüglich der ventilatorischen Effizienz (VEf) gilt, haben jetzt italienische Mediziner untersucht (1). Grund für ihre Studie war eine vorausgegangene Arbeit von Singh et al., in der bei manchen Athleten, die ohne merkliche Herz-Lungen-Beteiligung von COVID-19 genesen waren, dennoch eine Beeinträchtigung der systemischen O2-Extraktion gefunden wurde (2). Komici et al. wollten prüfen, ob dieser versteckte Befund sich nicht vielleicht doch in der sportlichen Leistung niederschlägt.

Für die Studie wählte das Studienteam 37 männliche höherklassig spielender Fußballer aus (Durchschnittsalter: 24 Jahre), die von einer leichten COVID-19-Infektion genesen waren. Ihre Lungenleistung wurde per Spirometrie, Echokardiographie und kardiopulmonalem Belastungstest (CPET) auf einem Laufband erhoben. Als relevanten Parameter für eine ungestörte Lungenleistung legten die Forscher den sogenannten VE/VCO2-Slope fest.

Unter ventilatorischer Effizienz (VEf) versteht man den ventilatorischen Aufwand, der zur Eliminierung eines Liters produzierten Kohlendioxids (VCO2) notwendig ist. Die Entwicklung des VE/VCO2-Slopes über drei Terzile hinweg ist ein aussagekräftiger Indikator für die VEf unter kardiopulmonalen Belastungsbedingungen. Ist er erhöht, deutet dies auf eine Bewegungsintoleranz und/oder kardiopulmonale Auffälligkeiten hin. Von ventilatorischer Ineffizienz (ViE) spricht man, wenn das VE/VCO2-Gefälle auf Werte von >30 steigt; an dieser Schwelle ist von einem Ungleichgewicht zwischen Ventilation und Perfusion, übersteigerten Ventilationsreflexen sowie einer frühen metabolischen Azidose auszugehen. Gemeinsam mit der ebenfalls erhobenen forcierten Vitalkapazität (FVC) ergibt sich ein Gesamtbild über die Belastungssituation der Lunge und die körperliche Leistungsfähigkeit.

Bei den untersuchten Studienteilnehmern zeigten sich während der CPET normale VO2-Spitzenwerte, was auf eine bei Athleten erwartungsgemäß uneingeschränkte physische Leistungsfähigkeit hindeutet. Höhere VE/VCO2-Slopes korrelierten signifikant negativ mit dem maximalen VCO2/VE und maximalen VO2/VE. Bei Teilnehmern mit vergleichsweise schlechterer VEf war auch die spirometrisch bestimmte FVC reduziert, ohne dass jedoch die maximale Gesamt-VE davon betroffen war.

Mehrere vorherige Studien waren bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass gut trainierte Personen weniger auf anaerobe Energiegewinnung angewiesen sind und deshalb eine insgesamt niedrigere belastungsabhängige VE haben. Weisen sie nach überstandener leichter COVID-19-Erkrankung eine ventilatorische Ineffizienz auf, sei diese laut Singh et al. eher mit einer temporär erhöhten chemorezeptorischen Sensibilität zu erklären als mit Insuffizienzen des kardiorespriratorischen Systems.

Fazit: Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass COVID-19 bei Leistungssportlern durchaus eine ventilatorische Ineffizienz hinterlassen kann, ohne dass die physische Leistungsfähigkeit zwingend darunter leiden muss.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Komici K, Bencivenga L, Rengo G, Bianco A, Guerra G. Ventilatory efficiency in post-COVID-19 athletes. Physiol Rep. 2023; 11: e15795. doi:10.14814/phy2.15795

  2. Singh I, Joseph P, Heerdt PM, Cullinan M, Lutchmansingh DD, Gulati M, Possick JD, Systrom DM, Waxman AB. Persistent Exertional Intolerance After COVID-19: Insights From Invasive Cardiopulmonary Exercise Testing. Chest. 2022; 161: 54-63. doi:10.1016/j.chest.2021.08.010