Anticholinergika-Nebenwirkung mit Sport bekämpfen

Anticholinergika-Nebenwirkung mit Sport bekämpfen
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Anticholinergika (ACH) werden erfolgreich z. B. gegen Asthma, Morbus Parkinson, Depressionen oder Reizdarmsyndrom eingesetzt, hauptsächlich bei Patienten in der zweiten Lebenshälfte. Leider sind die Wirkstoffe auch dafür bekannt, das Demenzrisiko zu erhöhen – doch nun gibt es Hoffnung: Daten aus einer US-amerikanischen Longitudinalstudie liefern Hinweise darauf, dass körperliche Aktivität den medikamenteninduzierten kognitiven Abbau vermutlich kompensieren kann (1).

Als Quelle diente das Forschungsprojekt „The Reasons for Geographic and Racial Differences in Stroke”. Insgesamt flossen die Daten von 20 575 Erwachsenen (Alter ≥45 Jahre) ohne Schlaganfallzeichen in die Studie ein. Zu Studienbeginn wurde per Telefoninterviews und ärztlichen Hausbesuchen die anticholinerge kognitive Last (anticholinergic cognitive burden/ACB) aller Probanden erhoben. In die Beurteilung der kognitiven Leistung flossen u. a. die Ergebnisse aus Tests zur Gedächtnisleistung und verbalen Kompetenz ein. Besonderen Wert legten die Interviewer auf die selbstberichtete körperliche Aktivität der Patienten. Über einen Zeitraum von durchschnittlich 9,2 Jahren hinweg wurden die Kognitionstests alle zwei Jahre wiederholt. Dabei trat klar der Fakt zutage, dass initiale ACB-Werte von ≥3 die Entwicklung von Demenzsymptomen signifikant beschleunigten (p=0,001). Höheres Alter war ein weiterer Risikofaktor; gleichzeitig zeigte sich genau hier der größte positive Effekt regelmäßiger Bewegung.

Während die Einzelwerte für Sprachkompetenz (p=0,74) und Gedächtnisleistung (p=0,08) über den Beobachtungszeitraum nicht bedeutend von der körperlichen Aktivitätsrate der Patienten beeinflusst wurden, ergaben sich für den zusammengesetzten Gesamtscore durchaus signifikante Effekte (p=0,013). Älteren Menschen, die Anticholinergika einnehmen,  sollte deshalb angeraten werden, durchgängig körperlich aktiv zu bleiben. Damit schlagen sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: das Risiko medikamenteninduzierter kognitiver Verluste und das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Norling AM, Bennett A, Crowe M, Long DL, Nolin SA, Myers T, Del Bene VA, Lazar RM, Gerstenecker A. Longitudinal associations of anticholinergic medications on cognition and possible mitigating role of physical activity. J Am Geriatr Soc. 2023; 71: 1937-1943. doi:10.1111/jgs.18279