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Fortsetzung Hypoxietraining – nicht nur im Leistungssport eine Option

Hypoxietraining abseits des Leistungssports

Während verschiedene Formen des Hypoxietrainings bei austrainierten Spitzenathleten offenbar nicht die erhofften Effekte oder diese nicht in der erhofften Deutlichkeit bringen, können kranke Menschen profitieren. Verschiedene Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Frage, ob und wie Hypoxietraining bei multimorbiden Patienten über 60 Jahre eingesetzt werden kann. Genutzt wird hierbei die Tatsache, dass in Hypoxie die mechanische Leistung, die notwendig ist, um die Zielherzfrequenz zu erreichen, deutlich niedriger ist als unter normoxischen Bedingungen. Auf diese Weise – so die Hypothese – können auch Patienten mit kardiopulmonären Problemen, z. B. bei COPD, oder Patienten mit Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates ein wirksamen Herz-Kreislauf-Training durchführen. Gezeigt haben das Stephan Pramsohler und Kollegen an 40 multimorbiden, über 65-jährigen Patienten, die sieben Einheiten von 30 Minuten auf einem Laufband absolvierten. Die eine Hälfte der Gruppe trainierte unter normoxi­schen Bedingungen, die andere Hälfte mit 15,3 Prozent Sauerstoff in der Atemluft. Die Zielherzfrequenz von 80 Prozent der VO2max wurde in der Hypoxie-Gruppe mit 28 Prozent geringerer Belastung erreicht als bei den Kontrollen (5).

Weitere interessante Beobachtungen machten Ulrike Bayer (1) und Kollegen an 34 Patienten im Alter zwischen 64 und 92 Jahren. Die Patienten absolvierten in Ergänzung zu einem multimodalen Training ein intermittierendes hypoxisch-hyperoxisches Training (IHHT). Im Gegensatz zur Kontrollgruppe, die ergänzend Umgebungsluft atmete, verbesserten sich bei der IHHT-Gruppe kognitive Funktionen. Eine weitere Studie (3) untersuchte die körperliche Belastungstoleranz von Patienten mit koronarer Herzkrankheit. Erhöhte körperliche Belastbarkeit verringert bekanntermaßen die Mortalität bei solchen Patienten. Die Hypoxie-Gruppe erhielt in Ruhe über drei Wochen 15 Einheiten wechselnder Phasen von Hypoxie (14–10 Prozent Sauerstoff) und Normoxie, während die Kontrollgruppe nur normoxi­sche Luft atmete. Vor und nach der Intervention wurden Belastungstests durchgeführt. In der Hypoxie-Gruppe waren Herzfrequenz, systolischer Blutdruck, Laktatkonzentration und das Maß der empfundenen Anstrengung geringer als in der Kon­trollgruppe.

Hyperoxietraining – nicht weniger, sondern mehr Sauerstoff soll es richten

Im Leistungssport hat Hypoxietraining bereits einen festen Platz. Da die Reaktionen auf die Hypoxie von Athlet zu Athlet unterschiedlich sind, kann es für einige Athleten zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit sinnvoll sein, verschiedene Formen des Hypoxietrainings in die Wettkampfvorbereitung zu integrieren. Anderen Athleten bringt es keine Vorteile. Neuere Strategien gehen den gegenteiligen Weg und propagieren das Training unter hyperoxischen Bedingungen. Während der Hyperoxie ist sowohl die Time Trial Performance als auch die Dauer bis zur Erschöpfung deutlich verbessert. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Leistungsfähigkeit bei einer nachfolgenden normoxischen Belastung ebenfalls verbessert ist (4). Doch auch hier ist die individuelle Reaktion auf ein Mehr an Sauerstoff zu berücksichtigen und es sind noch mehr Daten notwendig. Für die Bewegungstherapie multimorbider älterer Menschen könnte Hypoxietraining eine sinnvolle Ergänzung sein.

Hutterer C

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Quellen:

  1. Bayer U, Likar R, Pinter G, Stettner H, Demschar S, Trummer B, Neuwersch S, Glazachev O, Burtscher M. Intermittent hypoxic-hyperoxic training on cognitive performance in geriatric patients. Alzheimers Dement (N Y). 2017; 3: 114-122. doi: 10.1016/j.trci.2017.01.002

  2. Bonetti DL, Hopkins WG. Sea-level exercise performance following adaptation to hypoxia: a meta-analysis. Sports Med. 2009; 39: 107-127. doi: 10.2165/00007256-200939020-00002

  3. Burtscher M, Pachinger O, Ehrenbourg I, Mitterbauer G, Faulhaber M, Pühringer R, Tkatchouk E. Intermittent hypoxia increases exercise tolerance in elderly men withand without coronary artery disease. Int J Cardiol. 2004; 96: 247-54. doi: 10.1016/j.ijcard.2003.07.021

  4. Mallette MM, Stewart DG, Cheung SS. The Effects of Hyperoxia on Sea-Level Exercise Performance, Training, and Recovery: A Meta-Analysis. Sports Med. 2018; 48: 153-175. doi: 10.1007/s40279-017-0791-2

  5. Pramsohler S, Burtscher M, Faulhaber M, Gatterer H, Rausch L, Eliasson A, Netzer NC. Endurance Training in Normobaric Hypoxia Imposes Less Physical Stress for Geriatric Rehabilitation. Front Physiol. 2017; 8: 514. doi: 10.3389/fphys.2017.00514

  6. Schmidt W. Training unter artifizieller Hypoxie. Bundesinstitut für Sportwissenschaft. In: BISp-Jahrbuch; Forschungsförderung 2015/16. Hellenthal. Sportverlag Strauß. 2016: 41-45.