Übertrainingssyndrom: Burnout als Folge maximaler kognitiver Kontrolle

Übertrainingssyndrom: Burnout als Folge maximaler kognitiver Kontrolle
© Maridav / Adobe Stock

Nach hartem Training oder einem langen Wettkampf ist man ausgepowert und der Körper fordert klar eine Pause. Werden diese Anzeichen des Bewegungsapparats und der Organe körperlicher Ermüdung ignoriert, steigt unter anderem die Unfall- und Verletzungsgefahr. Aber woher kommt die überwältigende Fatigue, auch als Übertrainingssyndrom bekannt, die manche Athletinnen und Athleten im Zuge ihrer sportlichen Betätigung erleiden? Dieser Frage ging ein Team französischer Sport- und Verhaltensforscher nach (1).

Studie an Triathleten

Als Studienkohorte dienten den Wissenschaftlern 37 männliche Triathleten im durchnittlichen Alter von 35 Jahren. Die Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Gruppe A führte ihr Lauf-, Schwimm- und Radfahrtraining weiter wie gewohnt, Gruppe B erhöhte den Trainingsdruck um 40 Prozent. Drei Wochen lang erhoben die Studienautoren an trainingsfreien Tagen im Zuge einer leichten Radfahreinheit physische Belastungsdaten; das subjektive Ermüdungsempfinden fragten sie alle zwei Tage per Fragebogen ab. Die physiologischen Vorgänge in den Gehirnen der Athleten wurden per funktionalem MRT (fMRI) beobachtet. Zusätzlich unterzog man die Teilnehmer beider Gruppen diversen Verhaltenstests.

Übertrainingssyndrom mit Doppelwirkung

Wie erwartet, zeigten die Probanden aus der „Übertrainingsgruppe“ binnen kurzer Zeit Anzeichen von Fatigue. In der Bildgebung resultierte die massive physische Überanstrengung in einer verminderten Aktivität des lateralen präfrontalen Kortex – ein Areal, das für die Entscheidungsfindung zuständig ist und sonst nur bei exzessiver geistiger Anstrengung an Leistung verliert. Diese Ergebnisse der Bildgebung deckten sich mit denen der Verhaltenstests: Überanstrengte Athleten handelten auffallend impulsiver und richteten ihre Handlungen eher auf schnelle Belohnungsanreize aus als auf langfristige Zielerreichung.

Die Wissenschaftler führen die geistige Fatigue durch physisches Übertraining darauf zurück, dass es große kognitive Kontrolle und die hartnäckige Verfolgung eines langfristigen Ziels braucht, um anhaltende leistungssportliche Herausforderungen zu meistern. Nur so können Sportler bewusst an ihre Grenzen gehen und sowohl körperlich als auch mental darüber hinaus. Wird diese individuelle Grenze zu lange ignoriert, leidet nicht nur der Körper, sondern auch die psychischen Kontrollmechanismen: Der betroffene Athlet gerät in einen mentalen Burn-out.

■ Lilian Kura

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Quellen:

  1. Blain B, Schmit C, Subry A, Hausswith C, Le Meur Y, Passiglione M. Neuro-computational impact of physical training overload on economic decision-making. Current Biology 2019; 29: 3289-3297. doi:10.1016/j.cub.2019.08.054