Tai Chi senkt Blutdruck nachhaltig
Hypertonie ist einer der größten und am weitesten verbreiteten Risikofaktoren für vorzeitige Mortalität und die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen. Neben medikamentöser Therapie eignen sich bekanntlich auch Lebensstilveränderungen, darunter insbesondere Sport, zur Senkung des Blutdrucks. Welche sportlichen Disziplinen hier am effektivsten sind, ist schon lange Gegenstand medizinischer Studien. Im Falle einer Prähypertonie, also niedrighohen Blutdruckwerten, kommt präventiven Bewegungsprogrammen eine besondere Bedeutung bei. Eine aktuelle Interventionsstudie hat für diese spezielle Bevölkerungsgruppe die traditionelle chinesische Bewegungslehre Tai Chi mit aerobem Training verglichen (1).
Für die prospektive randomisierte Studie rekrutierte das Autorenteam 352 Prähypertoniker (Alter 18–65 Jahre, 51,5 Prozent Frauen). Als Prähypertonie ist ein systolischer Blutdruck (SBP) von 120–139 mmHg und/oder diastolische Werte (DBP) von 80–89 mmHg definiert. 173 Personen teilte man randomisiert der Tai-Chi-Gruppe zu, 169 der Ausdauertrainings-Gruppe. Über einen Zeitraum von 12 Monaten absolvierten beide Gruppen je vier 60-minütige betreute Sitzungen pro Woche. Das Tai-Chi-Programm bestand aus der vereinfachten sogenannten Peking- bzw. 24er-Form, das aerobe Training aus einer Kombination von Treppensteigen, Laufen, zügigem Gehen und Radfahren. Nach jeweils 6 und 12 Monaten wurden neben diversen biochemischen und biometrischen Parametern der SBP sowie der DBP aller Probanden erhoben, wobei der SBP – weil am aussagekräftigsten bezüglich der Entwicklung von Hypertonie – als primäres Ergebnis galt.
Nach 12 Monaten war der Rückgang des SBP in der Tai-Chi-Gruppe mit -7,01 mmHg signifikant stärker als in der Ausdauergruppe mit -4,61 mmHg. Die mittlere Veränderung (SD) zwischen den Gruppen betrug somit -2,40 mmHg. Auch beim systolischen 24-Stunden-Blutdruck und beim nächtlichen ambulanten Blutdruck war der Vorteil für die Tai-Chi-Gruppe nach 12 Monaten signifikant. Beim DBP sowie den biochemischen und biometrischen Werten bestand nach 6 und 12 Monaten zwischen den Gruppen kein signifikanter Unterschied, doch ging der Ruhepuls durch Tai Chi signifikant stärker zurück als durch Ausdauertraining.
Fazit: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie deuten darauf hin, dass Tai Chi eine wirksame Intervention sein könnte, um die Fortentwicklung einer Prähypertonie in manifeste Hypertonie zu verhindern. Zwar senkt auch aerobes Training den Blutruck signifikant und ist für viele Menschen sicher eine gute Wahl – doch nicht für jeden sind die Übungen geeignet, z. B. bei bestehenden Gelenkproblemen oder eingeschränkter Mobilität. Tai Chi kann nach Erlernen der passenden Routine auch alleine zuhause stattfinden, ist durch die fließenden Bewegungsabläufe gelenkschonend und beruhigt zudem den Geist, was einen nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt auf etwa stressbedingt erhöhten Ruhepuls hat.
■ Kura L
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Quellen:
Li X, Chang P, Wu M, Jiang Y, Gao Y, Chen H, Tao L, Wei D, Yang X, Xiong X, Yang Y, Pan X, Zhao R, Yang F, Sun J, Yang S, Tian L, He X, Wang E, Yang Y, Xing Y. Effect of Tai Chi vs Aerobic Exercise on Blood Pressure in Patients With Prehypertension: A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2024; 7: e2354937. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.54937