Fibromyalgie: Tai Chi effektiver als aerobes Ausdauertraining

Fibromyalgie: Tai Chi effektiver als aerobes Ausdauertraining
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Der Leidensdruck für Fibromyalgie-Patientinnen und -patienten ist oft immens hoch. Dass Bewegung die chronischen Schmerzen sowie Fatigue und weitere Symptome lindern kann, ist längst bekannt – doch noch suchen Sport- und Schmerzmedizin weiter nach einem Goldstandard, um die multimodale Therapie zu optimieren. Tai Chi hat sich bereits in mehreren kleinen Studien als hilfreich erwiesen, etabliert ist jedoch nach wie vor eher aerobes Ausdauertraining. Wissenschaftler am Tufts Medical Center im US-amerikanischen Boston haben deshalb in einer randomisierten, einfach verblindeten, kontrollierten Studie explizit diese beiden Bewegungsarten hinsichtlich ihrer Wirksamkeit beim Fibromyalgie-Syndrom miteinander verglichen (1).

Betrachtung der gesamten Symptomvielfalt

Die Studienautoren teilten eine Gruppe von 226 Patientinnen und Patienten (Durchschnittsalter 52 Jahre, 92 Prozent Frauen) zufällig in zwei Gruppen ein. 75 von ihnen erhielten 24 Wochen lang zweimal wöchentlich ein einstündiges aerobes Ausdauertraining unter Aufsicht. Die restlichen 151 Testpersonen durchliefen, wiederum in vier Untergruppen geteilt (ein- bzw. zweimal wöchentliches Training über 12 bzw. 24 Monate), ein ebenso langes supervidiertes Tai-Chi-Training vom klassischen Yang-Stil. Alle Teilnehmenden erhielten die Anweisung, auch zuhause jeden Tag 30 Minuten zu üben.

Als primäre Zielvariable wählten die Autoren den sogenannten Revised Fibromyalgia Impact Questionnaire (FIQR), weil er gleichzeitig mehrere Gesichtspunkte berücksichtigt, die Fibromyalgie meist begleiten: Schmerzen, körperliche Belastbarkeit, Fatigue, Morgensteifigkeit, depressive Symptome und Ängste, allgemeines Wohlbefinden sowie Schwierigkeiten im Berufsalltag. Klinische Relevanz wurde bei einem FIQR von 8 (Maximum sind 100 Punkte) oder darüber angesetzt.

Ganzheitliches Bewegungskonzept schlägt Ausdauer

Nach 24 Wochen fand die Zwischenerhebung statt. Dabei zeigte sich eine signifikante Überlegenheit der Tai-Chi-Intervention gegenüber aerobem Training, vor allem bei der Gruppe, die 24 Wochen lang supervidiert wurde. Die wöchentliche Frequenz schien erstaunlicherweise keinen weiteren Einfluss genommen zu haben. Auch einige Sekundärparameter wie Selbstwirksamkeit, subjektive Gesamteinschätzung, Bewältigungsstrategien und Ängste hatten vom Tai Chi deutlich profitiert. Alle Gruppen konnten ihren Analgetika-Verbrauch senken; die Effekte waren auch nach 52 Wochen noch messbar. Auffallend war die bessere Trainings-Adhärenz der Tai-Chi-Gruppe (62 Prozent) gegenüber den Ausdauer-Probanden (40 Prozent).

Fazit: Wenngleich der klinische Nutzen beider Bewegungs-Interventionen in physischer Hinsicht signifikant ist, spricht die Studie eine Empfehlung Richtung Tai Chi aus. Der Grund für das langfristig bessere Abschneiden von Tai Chi gegenüber aerobem Ausdauertraining dürfte wohl in zwei Faktoren liegen: der höheren Patienten-Compliance und einer starken entspannend-meditativen Komponente des Sports.

■ Lilian Kura

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Quellen:

  1. Wang C, Schmid CH, Fielding RA, Harvey WF, Reid KF, Price LL, Driban JB, Kalish R, Rones R, McAlindon T. Effect of tai chi versus aerobic exercise for fibromyalgia: comparative effectiveness randomized controlled trial. BMJ. 2018, 360: k851. doi: 10.1136/bmj.k851