Seite 1 / 2

Shin Splints statt Sprint: Wenn das Schienbeinkantensyndrom Sportler ausbremst

Shin Splints statt Sprint: Wenn das Schienbeinkantensyndrom Sportler ausbremst
© boyloso / AdobeStock

Das Schienbeinkantensyndrom ist eine bekannte Überlastungsfolge. Mit bis zu 16 Prozent gehört es zwar zu den häufigsten Laufverletzungen, kann aber auch Leistungsathleten aus Sprung- und High-impact-Disziplinen sowie Hobbyläufer treffen. In der Sportmedizin werden die Begriffe Schienbeinkanten- oder Tibiakantensyndrom, Mediales tibiales Stressssyndrom (medial tibial stress syndrome – MTSS) und Shin Splints analog verwendet. Unter Sportlern gefürchtet ist das Syndrom vor allem wegen seines erstaunlichen Schmerzpotenzials und seiner Langwierigkeit. Durch die lange Zwangspause werden Athleten oft ungeduldig und steigen verfrüht wieder voll in die auslösende Sportart ein – doch genau das ist laut Experten der größte Fehler, den man begehen kann. Eine saubere Diagnose, gefolgt von adäquaten Maßnahmen bis zur vollständigen Ausheilung, ist deshalb essenziell.

Differenzialdiagnostische Herausforderung

Kommen Sportler mit quälenden Schmerzen an der distalen posteromedialen Schienbeinkante zum Arzt, sollte immer an ein Tibiakantensyndrom gedacht werden. Die Praxis von Dr. Frank Weinert in Gangkofen fungiert auch als sportmedizinische Untersuchungs- und Beratungsstelle des Bayerischen Sportärzte- und Landessportverbands. Entsprechend viele Patienten mit Überlastungsverletzungen betreut der Facharzt für Allgemein- und Sportmedizin und betont dabei die hohe Aussagekraft klinischer Symptome gegenüber bildgebender Verfahren: „Beim Vorliegen typischer MTSS-Symptome ist es eigentlich unnötig, sofort zu röntgen oder gar ein MRT anzuweisen. Eine lückenlose Anamnese, begleitet von gewissenhafter palpatorischer Untersuchung, wird ein MTSS fast immer sicher diagnostizieren. Zu bildgebenden Methoden sollte man erst dann greifen, wenn ein begründeter Verdacht auf andere ernste Pathologien wie z. B. eine Stressfraktur besteht. Auch ein Kompartmentsyndrom gilt es unbedingt auszuschließen.“

MTSS-Symptome

  • Klar belastungsinduzierter diffuser Schmerz am Unterschenkel, der mit Trainingsbeginn einsetzt und bei Entlastung schnell nachlässt.
  • Jederzeit palpatorisch auslösbarer Druckschmerz über ≧ 5 cm an der distalen posteromedialen Schienbeinkante
  • Meist sicht-/tastbar geschwollene Bereiche im betroffenen Areal

Mögliche Diffenzialdiagnosen und Risikofaktoren (1, 3)

Schienbeinkantensyndrom, Differenzialdiagnosen, Risikofaktoren
© DZSM2020
Nächste Seite: „Das bone stress continuum“ |  „Schienbeinkantensyndrom: Behandlung, Belastung, Belastbarkeit“