Müde Kniesehnen als Risikofaktor für ACL-Rupturen bei Fußballerinnen

Müde Kniesehnen als Risikofaktor für ACL-Rupturen bei Fußballerinnen
© Joe / Adobe Stock

Dass Frauen ein höheres Gesamtrisiko für Verletzungen des vorderen Kreuzbands (ACL) haben als Männer, ist eine bekannte Tatsache. Besonders typisch sind ACL-Rupturen im Fußball – und gerade in dieser Sportart steigt der Frauenanteil stetig. Deshalb hat eine aktuelle Studie anhand einer simulierten fußballspezifischen Übung untersucht, wie sich der Verlauf eines 90-minütigen Spiels auf neuromuskuläre Risikofaktoren von Fußballerinnen auswirkt (1).

Im Fokus: Quadrizeps und Kniesehnen

Weil frühere Studien bereits das funktionelle Verhältnis zwischen Kniesehnen- und Quadrizepskraft (Qcon) sowie die Rate der Drehmomententwicklung als Risikofaktoren ins Visier genommen hatten, konzentrierten sich auch die Studien von Kukić et al. auf diese Parameter. 33 Amateurfußballerinnen (Alter: 20,3 ± 2,0 Jahre), die  aus einem Fußballverein und einem Universitätsteam rekrutiert wurden, nahmen an der Studie teil. Die Frauen trainierten im Schnitt zweimal wöchentlich und absolvierten zusätzlich ein Spiel. Zusätzliche Kraft- oder Konditionstrainings fanden nicht statt.

Als Messgrößen zog man die maximale Quadrizeps-(Qcon)- und Kniesehnenkraft (Hecc) heran, die bei maximaler Anstrengung per isokinetischem Dynamometer quantifiziert wurden –  unmittelbar vor sowie unmittelbar nach einer 90-minütigen simulierten BEAST90-(Ball Sport Endurance and Sprint Test)-Fußballübung. Diese eignet sich besonders gut zur Simulation eines Fußballspiels und besteht aus zweimal 45 Minuten Zirkeltraining mit 12- und 20-Meter-Sprints, Laufen bei 75 Prozent Maximalgeschwindigkeit, Vorwärts- und Rückwärtsjoggen, Abbremsen, Ballkicken sowie Vorwärts- und Seitwärtsgehen zwischen Pylonen. Verschiedene Parameter (Sprint-/Rundenzeiten, Höhe der Gegenbewegungssprünge, Rate der wahrgenommenen Anstrangung) zu spezifischen Zeitpunkten stellten die absolute Leistung und die Leistungsänderung der Teilnehmerinnen objektiv dar.

Der flankierende Krafttest erfolgte in zufälliger Reihenfolge sowohl für das dominante als auch das nichtdominante Bein bei einer Winkelgeschwindigkeit, die eine gute Test-Retest-Raliabilität verspricht. Er bestand aus je einem Satz von fünf konzentrischen und exzentrischen Kontraktionen bei einer Streckung bzw. Beugung der Beine von 0° bis 90°.

Ermüdung als entscheidender Faktor

Als signifikant stellte sich der Faktor Ermüdung hinsichtlich der Kniesehnenkraft Hecc heraus, und zwar sowohl beim dominanten als auch beim nichtdominanten Bein. Die Quadrizepskraft Qcon nahm nur im dominanten Bein ab, der Hecc/Qcon-Quotient im dominanten etwas weniger als im nichtdominanten Bein. Auch die schnelle Drehmomententwicklung für exzentrische Kontraktionen der Hamstring-Muskulatur sank bei zunehmender Ermüdung in beiden Beinen. Die winkelspezifische Kraft der Kniesehnen für beide Beine nahm nach der Übung bei Streckungswinkeln von 10°, 20°, 30° und 40° signifkant ab. Der Hecc/Qcon-Quotient reagierte im dominanten nur bei 10° auf die Ermüdung, während das nichtdominante Bein bei 10°, 20° und 30° an Leistung verlor.

Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Kniesehne bei zunehmender Ermüdung das Kniegelenk nicht mehr ausreichend zu stützen vermag. Anders als bei ähnlichen Versuchsreihen unter männlichen Fußballern scheint hierbei das dominante Bein stärker betroffen zu sein, was den Schluss nahelegt, dass Fußballerinnen von angepassten Präventionsmaßnahmen profitieren würden.

■ Kura L

Quellen:

  1. Ferguson H, Piquet J, Jemni M, Delextrat A. Effects of a Football Simulated Exercise on Injury Risk Factors for Anterior Cruciate Ligament (ACL) Injury in Amateur Female Players. Biology. 2023; 12: 124. doi:10.3390/biology12010124