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Fortsetzung Lebensstiländerung – Motivation und Erfolg sind entscheidend

Mens sana in corpore sano

Nicht nur für die körperlichen Effekte, sondern auch für seelisches Wohlbefinden und Lebensqualität spielt Bewegung eine wichtige Rolle. »Die psychologische Komponente und das Gefühl der Selbstwirksamkeit sind nicht zu unterschätzen. Patienten profitieren enorm von gezielten Trainings- oder Ernährungsprogrammen begleitend zur operativen oder pharmakologischen Behandlung, weil sie selbst etwas tun können und der Krankheit und Therapie nicht nur hilflos ausgeliefert sind. Eine Patientin erzählte mir zum Beispiel, dass sie sich durch das begleitende Trainingsprogramm während ihrer Krebserkrankung besser fühle als vor der Krankheit«, sagt Prof. Dr. Martin Halle, Leiter der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin an der Technischen Universität München und mit der dortigen Ambulanz einer der Vorreiter im Bereich »Sport als Medizin«. In München funktioniert die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Medizin, Rehabilitation und Sport schon sehr gut. Doch auch Prof. Halle betont, dass das Thema, obwohl es Entwicklungen in die richtige Richtung gibt, noch zu stiefmütterlich behandelt wird. »In den kommenden fünf bis zehn Jahren wird sich das auch an anderen Orten stärker etablieren. Das ist dringend nötig, denn bisher gibt es maximal 15 Zentren in Deutschland, die sehr hohe Expertise in der Sporttherapie schwer kranker Patienten haben«, erklärt er.

Prof. Dr. Martin Halle, Leiter der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin an der Technischen Universität München
Prof. Dr. Martin Halle, Leiter der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin an der Technischen Universität München © TUM

Mehr Präventionsangebote für Veränderungswillige

Schneller verbreiten könnten sich zukünftig Präventionsangebote aus den Themenbereichen Bewegung, Ernährung, Stressmanagement, Suchtmittelkonsum und betriebliche Gesundheitsförderung, die nicht von Medizinern, Psychologen, Sportwissenschaftlern, Physiotherapeuten und anderen genau festgelegten Gesundheitsberufen angeboten werden, sondern von Gesundheitswissenschaftlern, Ernährungsberatern oder anderen Personen mit gesundheitsbezogenen Abschlüssen. Im Rahmen des Präventionsgesetzes entscheidet ab Oktober 2020 nicht mehr nur der berufliche Abschluss darüber, ob ein Präventionsangebot über die gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst oder bezahlt werden kann, sondern die Einhaltung von fachlichen Mindeststandards. Fehlende Inhalte können durch Qualifizierungsmaßnahmen erworben werden. Die Präventionsangebote werden durch die Zentrale Prüfstelle für Prävention geprüft. Unklar ist derzeit noch, wie eine sinnvolle Zusammenarbeit zwischen Ärzten und den Anbietern der Präventionsangebote aussehen kann. Prof. Meißner sieht in dieser Öffnung dennoch die Chance, dass Veränderungswillige mehr Unterstützung erhalten, als das derzeit im Praxisalltag vieler hausärztlich tätiger Mediziner der Fall ist.

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