Injektionen bei Kniearthrose: neue Therapieoptionen

Injektionen bei Kniearthrose: neue Therapieoptionen
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Gegen den Schmerz bei Kniearthrose helfen intraartikuläre Injektionen mit Glucocorticoiden und (manchmal) Hyaluronsäure – dafür gibt es reichlich Evidenz (1, 2). Doch erstens kehrt der Schmerz im Knie zumeist nach einigen Monaten zurück, zweitens sind die Knorpelschäden mit diesen Injektionen nicht heilbar. Darum wird rund um den Globus zu Therapien geforscht, die den Knorpel im Knie dauerhaft schützen oder sogar reparieren. Ein aktueller Review nimmt die Injektionstherapien jetzt unter die Lupe und verweist unter anderem auf das Potenzial von Polydeoxyribonukleotid (PDRN)- und Ozon-Sauerstoff-Spritzen (3).

Glucocorticoide, Hyaluronsäure,  PRP und Stammzellen

Bei aktivierter Gonarthrose bewähren sich seit vielen Jahren Injektionen mit Glucocorticoiden, die in die Entzündungskaskade eingreifen. Weil sie aber nicht jeder verträgt und die Effekte nur kurz anhalten, suchen Wissenschaftler schon lange nach Alternativen.

Hierzulande ebenso verbreitet wie beliebt ist die Hyaluronsäure (HA), denn HA enthält die Gelenkschmiere von Natur aus. Studien zufolge kann eine HA-Injektion ins Gelenk den Schmerz bis zu 26 Wochen lang lindern. Alternativ bieten immer mehr Ärzte Injektionen mit plättchenreichem Plasma, kurz PRP, an. PRP kann dank seiner hohen Konzentration an Thrombozyten die Regeneration des Knorpelgewebes fördern. Die Autoren weisen in  ihrem Review darauf hin, dass die Studienlage zu den Effekten jedoch widersprüchlich sei; auch, weil der Prozess der PRP-Gewinnung aus Eigenblut unterschiedlich ablaufe. Insbesondere bei geringgradiger Gelenkdegeneration zeige PRP oft eine bessere Wirkung als HA.

In Deutschland relativ neu und noch im experimentellen Stadium sind Stammzellentherapien für die Knie. Diese stammen aus dem Knochenmark oder Fettgewebe der Patienten. In der Übersichtsarbeit verweisen die Mediziner auf die entzündungshemmenden, anti-apoptotischen und möglicherweise regenerativen Effekte dieser Behandlungen. Doch aufgrund der unterschiedlichen Arten und Aufbereitungswege der Stammzellen sind auch hier noch viele Fragen offen. Last but not least: Die Kosten von mehreren tausend Euro tragen die Patienten in der Regel allein.

Neue Therapieformen: Ozon- und PDRN-Injektionen

Ozontherapien gegen Arthrose, d.h. die Injektionen eines Gasgemischs aus Ozon und Sauerstoff, sind hierzulande – anders als zum Beispiel in Italien – nicht verbreitet. Die Hoffnung der Ärzte: Ozon kann oxidativen Stress reduzieren, die fibroblastische Gelenkreparatur stimulieren und die Neubildung von Knorpel fördern. Der Knorpelverschleiß könnte somit gestoppt werden. Allerdings gibt es aufgrund kontroverser Ergebnisse bislang noch keinen großen Konsens über die Heileffekte dieser Therapieform.

Polydeoxyribonukleotid (PDRN) ist ein Komplex von Desoxyribonukleotidpolymeren verschiedener Kettenlängen. PDRN für therapeutische Zwecke stammt unter anderem aus Forellen- oder Lachssperma. Ob die antientzündlichen und feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften Patienten mit Kniearthrose nützen, wird seit etwa zehn Jahren erforscht. Dabei zeigten Forschungsarbeiten aus Italien, Südkorea und Rumänien eine Vergleichbarkeit von HA- und PDRN-Injektionen in Bezug auf Schmerzlinderung und Verträglichkeit (4).

Ausblick: personalisierte Medizin auch bei Kniearthrose

In Zukunft, so die Autoren des eingangs erwähnten Reviews, könnten Injektionen, die mehrere Wirkstoffe kombinieren, eine zunehmende Rolle spielen. Dann wird je nach Indikation auch die Injektionstechnik angepasst werden. Bei Schmerzpatienten mit Knochendefekten kommen zum Beispiel subchondrale Injektionen infrage – vor allem mit Kalziumphosphat (diese Intervention heißt dann Subchondroplasty), aber auch mit PRP oder Stammzellen. Ist der Meniskus degeneriert, kann die intrameniskale Injektion von PRP die Beschwerden lindern. Vielversprechend seien auch neue Injektionstechniken und Medikamente. Die Autoren verweisen auf die Möglichkeit des Einsatzes von Nanoträgern, die die injizierten Substanzen am gewünschten Ort im Kniegelenk halten und ihren Inhalt nach und nach freisetzen, sodass die Wirkung länger bestehen bleibt. Die Zukunft gehöre ihrer Meinung nach auch bei der Kniearthrose der personalisierten Medizin. Nicht nur die Entwicklung neuer, verträglicher, wirksamer Medikamente sei von Bedeutung, sondern auch die richtige Indikation für den richtigen Patienten spiele eine Schlüsselrolle.

■ Plaum P

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Quellen:

  1. AWMF, DGOOC (Hg.): S2k-Leitlinie Gonarthrose 2018.

  2. Bannuru RR, Osani MC, Vaysbrot EE, Arden NK, Bennell K, Bierma-Zeinstra SMA, Kraus VB, Lohmander LS, Abbott JH, Bhandari M, Blanco FJ, Espinosa R, Haugen IK, Lin J, Mandl LA, Moilanen E, Nakamura N, Snyder-Mackler L, Trojian T, Underwood M, McAlindon TE. OARSI guidelines for the non-surgical management of knee, hip, and polyarticular osteoarthritis. Osteoarthritis Cartilage. 2019; 27: 1578-1589. doi:10.1016/j.joca.2019.06.011

  3. Fusco G, Gambaro FM, Di Matteo B, Kon E: Injections in the osteoarthritic knee: a review of current treatment options. EFORT Open Rev 2021; 6: 501-509. doi:10.1302/2058-5241.6.210026

  4. Kim MS, Cho RK, In Y. The efficacy and safety of polydeoxyribonucleotide for the treatment of knee osteoarthritis: Systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Medicine (Baltimore). 2019; 98: e17386. doi:10.1097/MD.0000000000017386