Ist der Rhesusfaktor wichtig für die Höhenanpassung?

Ist der Rhesusfaktor wichtig für die Höhenanpassung?
© Ahmad As Shiddiqi / Adobe Stock (KI generiert)

Eine Anpassung durch Höhentraining wird von Trainern in mehreren Sportarten angestrebt, um Athleten auf bevorstehende Wettkämpfe vorzubereiten. Die Frage, warum manche Sportler mehr davon profitieren als andere, ist weiterhin Gegenstand der Forschung. Eine Hypothese zum Höhentraining ist eine „Neuprogrammierung“ des Erythrozyten-Stoffwechsels als eine physiologische Anpassung an Hypoxie. Dies wäre dann auch unter extremer körperlicher Belastung nutzbar.

Hinweisen, dass dabei ggf. auch die Blutgruppenantigene und speziell der Rhesusfaktor eine Rolle spielen konnte, ist jetzt ein internationales Studienteam nachgegangen (1). Einer der Faktoren für eine Leistungssteigerung durch Training unter hypoxischen Bedingungen kann eine erhöhte Konzentration von 2,3- Biphosphoglycerat  (BPG, früher 2,3 DPG genannt) in den Erythrozyten zu sein. BPG ist ein allosterischer Regulator von Hämoglobin und begünstigt die Sauerstoffabgabe im Gewebe. Das Rhesus-Blutgruppensystem ist das zweitwichtigste Blutgruppensystem des Menschen. Es besteht insgesamt aus einer Gruppe von 50 zueinander ähnlichen Proteinen.

Um diese These zu belegen, wurden multi-omisch die Erythrozytenmembranproteine von sechs Rh-positiven Probanden in verschiedenen Höhenlagen untersucht: zuerst auf 250 m Höhe, auf verschiedenen Höhen bis auf 5100 m und nach der Rückkehr auf 250 m. Dabei gab es eine starke Assoziation von genetischen Polymorphismen auf Chromosom 1, die für den Rhesusfaktor das Blutgruppen-Polypeptid RHCE kodiert , mit der Änderung des BPG-Spiegels. Um diese Ergebnisse zu erweitern, wurden die BPG-Spiegel von 13.091 Blutspendern verschiedenster Blutgruppen verglichen.

Mechanistisch vermuten die Autoren, dass der Rh-Gruppenkomplex, der am Austausch von Ammonium mit dem extrazellulären Kompartiment beteiligt ist, zur intrazellulären Alkalisierung beiträgt und damit die BPG-Mutase-Aktivität und so die BPG-Bildung begünstigt.

Fazit: Athleten mit Rh-positiver-Blutgruppe könnten stärker von Training unter hypoxischen Bedingungen profitieren, weil ihre Erythrozyten über bestimmte Membranproteine verfügen, die die Bildung von BPG begünstigen. Allerdings ist anzumerken, dass etwa 85 Prozent der deutschen Bevölkerung Rh-positiv sind.

■ Kura L

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Quellen:

  1. D'Alessandro A, Earley EJ, Nemkov T, Stephenson D, Dzieciatkowska M, Hansen KC, Minetti G, Champigneulle B, Stauffer E, Pichon A, Furian M, Verges S, Kleinman S, Norris PJ, Busch MP, Page GP, Kaestner L. Genetic polymorphisms and expression of Rhesus blood group RHCE are associated with 2,3-bisphosphoglycerate in humans at high altitude. Proc Natl Acad Sci USA. 2024; 121: e2315930120. doi:10.1073/pnas.2315930120