Die Effekte von Kinesiotapes auf Schmerz und Funktion

Die Effekte von Kinesiotapes auf Schmerz und Funktion
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Kinesiotapes sind fester Bestandteil vieler sportmedizinischer Behandlungsansätze, vor allem bei Beschwerden im Bereich des vorderen Knies. Insbesondere beim patellofemoralen Schmerzsyndrom (PFPS), das häufig bei jungen, aktiven Personen auftritt, werden die elastischen Tapes regelmäßig eingesetzt. Doch wie wirksam sind sie tatsächlich?

Dieser Frage ging eine neue Meta-Analyse nach, die zehn randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 364 Personen mit PFPS auswertete. 184 Personen in der Kinesiotape-Gruppe erhielten Kinesiotapes und gängige Rehabilitationsmaßnahmen, die 180 Personen in der Kontrollgruppe entweder Placebo-Tapes oder Standard-Rehabilitationsmaßnahmen ohne Tape (1). Ziel war es, die Wirkung des Tapes auf Schmerzen und funktionelle Parameter systematisch zu bewerten.

Die Ergebnisse zeigen: Kinesiotaping kann kurzfristig Schmerzen lindern und die Funktion leicht verbessern – zumindest unter bestimmten Bedingungen. So sank der Schmerz im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant auf der visuellen Analogskala VAS (MD = –0,58, 95 %-CI: –1,10 bis –0,07, p = 0,03). Besonders deutlich war der Effekt beim Treppensteigen (MD = –0,67) und bei Kniebeugen (MD = –1,61). In Ruhe oder beim Treppenabstieg ließ sich hingegen keine relevante Linderung feststellen.

Auch die Funktion verbesserte sich. Der Score auf der Kujala-Anterior-Knee-Pain-Skala stieg signifikant an (MD = 2,28, 95 % CI: 0,00 bis 4,56, p = 0,05), was auf eine subjektiv wahrgenommene Funktionsverbesserung hindeutet. Keine signifikanten Effekte zeigten sich hingegen bei objektiven Parametern wie der Kniestreck- oder -beugekraft, dem Bewegungsumfang (Range of Motion, ROM) oder der Propriozeption.

Die Autoren erklären die schmerzlindernde Wirkung mit der Gate-Control-Theorie: Das Tape stimuliert mechanosensitive Hautrezeptoren, was nozizeptive Reize hemmt. Möglicherweise verbessert es zudem die Führung der Kniescheibe und verringert den Druck im patellofemoralen Gelenk.

Warum jedoch keine objektiv messbaren Verbesserungen bei Muskelkraft, Beweglichkeit oder propriozeptiver Genauigkeit erreicht wurden, bleibt unklar. Wahrscheinlich reichen die Reize des Tapes in der standardisierten Anwendung nicht aus, um tiefere neuromuskuläre Effekte zu erzielen. Auch die Anwendungsdauer war in den eingeschlossenen Studien meist kurz und genügte möglicherweise nicht für messbare Veränderungen.

Für die klinische Praxis bedeutet das: Kinesiotapes können als kurzfristige Maßnahme zur Schmerzreduktion sinnvoll eingesetzt werden, etwa um rehabilitative Übungen schmerzfrei durchzuführen und so die Therapietreue zu erhöhen. Eine eigenständige Therapieform ist es jedoch nicht. Eine Kombination mit gezielter aktiver Therapie, etwa Kräftigungsübungen für die Quadrizepsmuskulatur oder Beweglichkeitsinterventionen, ist dennoch zu empfehlen.

Insgesamt lässt die Meta-Analyse keine eindeutige Aussage zu, denn die analysierten Studien wiesen Schwächen auf. So war die Qualität der Untersuchungen überwiegend niedrig, die Heterogenität hoch und es bestand ein hohes Risiko für Publikationsbias. Zudem fehlen Aussagen zu Langzeiteffekten. Standardisierte Anwendungsprotokolle, längere Beobachtungszeiträume und größere Stichproben würden die Aussagekraft erhöhen.

Trotz dieser Einschränkungen liefert die Meta-Analyse eine wichtige evidenzbasierte Einschätzung. Kinesiotaping ist kostengünstig, risikoarm und kurzfristig wirksam – insbesondere zur Schmerzreduktion bei funktionellen Belastungen wie Treppensteigen oder Kniebeugen. Für nachhaltige Verbesserungen bei PFPS bleibt jedoch ein multimodaler Therapieansatz essenziell.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Jiao H, Tao M, Cui X. Efficacy on pain and knee function of Kinesio taping among patients with patellofemoral pain syndrome: a systematic review and meta-analysis. BMC Musculoskelet Disord. 2025; 26:388. doi:10.1186/s12891-025-08627-7