Sensorbasiertes Gangtraining reduziert Unterschenkelschmerzen

Sensorbasiertes Gangtraining reduziert Unterschenkelschmerzen
© Aldeca Productions / Adobe Stock

Belastungsbedingte Unterschenkelschmerzen können Laufsportlern schwer zu schaffen machen. Bisher wird den meisten Betroffenen lediglich zu Waden-Dehnübungen geraten, obwohl mehrere Programme zur Kräftigung defizitärer Muskelgruppen – zumeist Hüfte und Knöchel – sowie spezialisiertes Gangtraining durchaus Erfolge gezeigt haben. Interessante Unterschiede bestehen dabei zwischen Interventionen in der Halle und Outdoor-Übungen. US-amerikanische Wissenschaftler haben nun untersucht, ob ein sensorbasiertes Outdoor-Gangtrainingsprogramm zur Minimierung der Bodenkontaktzeit die Schmerzen lindern kann (1).

Einer der Schlüsselfaktoren für die Entstehung von Unterschenkelschmerzen scheint die Bodenkontaktzeit zu sein, obwohl indoor durchgeführte Untersuchungen zu diesem Thema keinen Unterschied im Laufstil zwischen Betroffenen und Nichtbetroffenen feststellen konnten. Wearable-gesteuerte Outdoormessungen hingegen identifizierten eindeutig lange Bodenkontaktzeiten, gekoppelt an eine langsamere Trittfrequenz, als „Belastungs-Duo“ für den Unterschenkel.

Die Studien-Intervention bestand aus einem Gangtraining auf unebenem Untergrund im Freien, bei dem die Probanden über vibrotaktiles Feedback an der Verringerung ihrer individuellen Bodenkontaktzeit arbeiten konnten. Als Probanden wurden 7 Männer und 13 Frauen (Alter zwischen 19 und 30 Jahre) ausgewählt, die mindestens dreimal wöchentlich liefen und dabei seit länger als einem Monat an Unterschenkelschmerzen litten. 10 dieser 20 Personen führten, randomisiert aufgeteilt, im Zeitraum von vier Wochen acht angeleitete Outdoor-Gangtrainings-Einheiten plus Heimübungen durch; die anderen 10 absolvierten lediglich Heimübungen. Primäres Studienergebnis war der selbst berichtete Schmerz sowie objektive Gangbeurteilungen, jeweils erhoben während des Interventionszeitraums und sechs Wochen danach.

Vibrotaktiles Feedback erhielten die Läufer über eine Smartwatch, die mit einem speziellen Sensor (bestehend aus dreiachsigem Beschleunigungsmesser, Magnetometer und Gyroskop) gekoppelt war. Nach individueller Kalibrierung der technischen Komponenten wurde jedem Probanden eine Verringerung der persönlichen Normal-Bodenkontaktzeit um 5 Prozent eingestellt. Immer wenn der Fuß während des Laufs länger als „erlaubt“ auf dem Boden verblieb, erinnerte die Uhr mittels kurzer Vibration daran, die Kontaktzeit zu verkürzen.

Nach 4 und 6 Wochen war in beiden Gruppen der Schmerz signifikant verringert, jedoch gab es in der Interventionsgruppe mit maximal -36 mm auf der VAS Schmerzskala gegenüber der Heimübungsgruppe mit -10 mm weitaus stärkere Effekte. Alle weiteren Schmerz- und Funktions-Fragebögen kamen zu ähnlichen Ergebnissen; so bezeichneten etwa 75 Prozent der Interventionsgruppe, aber nur 33 Prozent der Heimübungsgruppe über signifikant besseres Befinden auf dem GRoC-(Global Rating of Change)-Score.

Auch eine signifikante Optimierung der individuellen Bodenkontaktzeit und Trittfrequenz gewöhnten sich die Probanden durch das sensorbasierte Gangtraining an und bewiesen damit, dass taktiles Feedback sehr gut zur Steuerung positiver Verhaltensänderung geeignet ist.

■ Kura L

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Quellen:

  1. DeJong Lempke AF, Stephens SL, Fish PN, Thompson XD, Hart JM, Hryvniak DJ, Rodu JS, Hertel J. Sensor-based gait training to reduce contact time for runners with exercise-related lower leg pain: a randomised controlled trial. BMJ Open Sport Exerc Med. 2022; 8: e001293. doi:10.1136/bmjsem-2021-001293