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Bewegt Euch!

Privatdozent Dr. Geert Pagenstert bemängelt in seinem Editorial für die DZSM-Ausgabe #3/2017 den Bewegungsmangel in der heutigen Gesellschaft sowie „Lifestyle-Erkrankungen“ vieler Menschen, die infolge unzureichender körperlicher Aktivitäten entstehen.

Bewegt Euch!
© Foto Andalucia/fotolia

Schaut man sich die dominanten sportmedizinischen Themen in der heutigen Presse an, dann sind das vor allem Dopingprobleme und Sportverletzung, welche die Schlagzeilen füllen und zu öffentlichen Diskussionen führen. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass Sport schädlich ist. Wir brauchen deutlich mehr positives öffentliches Interesse, den Sport als Routine in den Alltag zu bringen!

Dass Sport als Therapie von chronischen Krankheiten sehr effektiv ist, ist evident und im Grunde in der Bevölkerung vor allem für die metabolischen, kardiovaskulären, pulmonalen und muskuloskeletalen Erkrankungen bekannt (8). Weniger bekannt ist die Wirkung von Sport als Therapie für psychiatrische, neurologische und sogar Krebserkrankungen (8).

Die Depression ist zum Beispiel eine sehr häufige psychiatrische Erkrankung, welche weltweit zu weitreichender Morbidität und Mortalität führt. Depressive Patienten leiden unter Müdigkeit und dem Gefühl, vom Leben überfordert zu werden. Dies kann zur körperlichen Inaktivität führen, was wiederum die körperliche Fitness verringert und die Müdigkeit verstärkt. Gewöhnlich wird die Depression mit Antidepressiva und Psychotherapie behandelt. Zunehmend nimmt auch hier die Bewegungstherapie eine wichtige Rolle ein. Eine rezente Metaanalyse zeigte moderate Vorteile der Bewegungstherapie gegenüber einer reinen medikamentösen oder Psychotherapie. Auch wenn die Bewegungstherapie die anderen Therapieformen nicht ersetzen kann, zeigten kombinierte Therapieformen, welche die Bewegung mit einschlossen, signifikant bessere Ergebnisse und eine niedrigere Rückfallquote (5).

Trotz dieser positiven Wirkung der Bewegung auf Körper und Geist sieht die reelle Sportpraxis in der Bevölkerung anders aus. Inaktivität und die damit verbundenen chronischen nicht übertragbaren Krankheiten (Non-communicable Diseases – NCDs), die sogenannten „Lifestyle-Krankheiten“, nehmen zu (2). Während in den Entwicklungsländern Malnutrition, Infektionen sowie neonatale Ursachen weiterhin als Hauptursache für einen frühzeitigen Tod im Vordergrund stehen, sind es in den Industrieländern vor allem diese NCDs mit den chronischen kardiovaskulären, metabolischen, psychischen und Krebserkrankungen, die zunehmend für Morbidität und Mortalität verantwortlich sind (7).

 

Bild Geert Pagenstert
Priv.-Doz. Dr. med. Geert Pagenstert, Chefarzt Stv. , Orthopädie und Traumatologie, Universitätsspital Basel, Schweiz © Pagenstert
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