Fortsetzung Wenn die Luft wegbleibt – Sportlich aktiv trotz Asthma
Wie Belastungsasthma entsteht
Untersuchungen konnten zeigen, dass die Grundlage für EIA (excercise induced asthma), wie beim Asthma bronchiale auch, ein entzündliches Geschehen in den Atemwegen ist. Demnach scheinen die Atemwege aufgrund der verstärkten Atmung auszukühlen, was zu einer Vasokonstriktion, der Bildung eines Ödems und schließlich Verengung der Atemwege führt. Zudem beeinträchtigt der Wasserverlust in der Lunge das osmolare Gleichgewicht, wodurch Entzündungsmediatoren freigesetzt werden. Diese tragen wiederum zur Obstruktion bei. Weitere reizende Faktoren wie der Chloramingehalt der Atemluft, beschmutzte oder kalte Luft sind Risikofaktoren, die bei empfänglichen Sportlern den Ausschlag geben können. Wenige Leistungssportler leiden seit ihrer Kindheit an Asthma; die meisten entwickeln die Krankheit erst im Laufe ihrer sportlichen Karriere. Das spricht dafür, dass Reize aus der Luft daran beteiligt sind, Asthmasymptome hervorzurufen oder die Lunge direkt zu schädigen.
Doch nicht nur Hochleistungssportler leiden an Belastungsasthma. Auch im Breiten- und Freizeitsport sind Athleten betroffen, bei denen die Symptomatik oft nicht mit einer Erkrankung der Bronchien in Verbindung gebracht wird. Wissenschaftler der Ohio State University fanden bei einem Screening von 107 Sportstudenten der Universität eine erhöhte Rate von positiven Untersuchungsbefunden, obwohl viele Betroffene subjektiv keine Beschwerden festgestellt hatten. Mithilfe des durchgeführten Eukapnischen Hyperventilationstests wurde bei 39 Prozent (42 Personen) EIB (excercise induced bronchospasm) nachgewiesen. Allerdings wies die Studie methodische Schwächen auf.
Prof. Sorichter empfiehlt Sportlern, die vor allem in der Phase nach der Belastung Probleme mit der Atmung haben, sich lungenfachärztlich oder sportärztlich untersuchen zu lassen: »Eine gute Therapie ermöglicht Sportlern nicht nur die Aktivität, sondern ist auch für die langfristige Lungengesundheit von entscheidender Bedeutung.« Breitensportler sind in der Regel nicht so gut medizinisch betreut wie Leistungssportler, die mindestens einmal jährlich sportmedizinisch durchgecheckt werden. Dennoch ist auch für sie bei regelmäßiger Kontrolle das Sporttreiben bedenkenlos möglich. Überholt sind auch die Empfehlungen, dass Asthmatiker keinen Sport treiben sollen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall! Wer die Atemnot zum Anlass nimmt, sich körperlich zu schonen und Anstrengungen zu vermeiden, riskiert eine weitere Verschlechterung der Lungenfunktion. Verantwortlich dafür ist die Abnahme von Muskelmasse, Kraft und allgemeiner körperlicher Belastbarkeit.
Menschen mit schweren Symptomen können ihre körperliche Aktivität auch in betreuten Lungensportgruppen durchführen, welche die Bedürfnisse und die individuelle Leistungsfähigkeit der Lungenpatienten berücksichtigen. Unter Anleitung eines speziell ausgebildeten Therapeuten werden Atem- und Entspannungstechniken vermittelt, Ausdauer und Kraft trainiert sowie Koordination, Bewegungsabläufe und die Dehnungsfähigkeit der Lunge verbessert. Ein Verzeichnis aller Lungensportgruppen in Deutschland bietet die Seite www.lungensport.org. Grundsätzlich sei gutes Aufwärmen die wichtigste Prophylaxe, um Symptome abzumildern und Anfälle zu vermeiden, betont Prof. Sorichter.