Welche Medikamente wirken am besten gegen unspezifische Rückenschmerzen?

Welche Medikamente wirken am besten gegen unspezifische Rückenschmerzen?
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Angesichts der weltweit hohen Inzidenz und der massiven sozioökonomischen Effekte lumbaler Rückenschmerzen (Lower Back Pain/LBP) haben Schmerzmittel neben konservativen Methoden einen hohen Stellenwert. Denn durch die Eindämmung des Schmerzreizes kommt die Patientin oder der Patient teilweise überhaupt erst wieder in Bewegung, was einen guten Teil des Behandlungserfolgs ausmacht – und damit einer Chronifizierung entgegenwirken kann, die in 60 Prozent der Fälle droht. Ein internationales Forscherteam hat nun in einer systematischen Übersichtsarbeit die aktuelle Literatur zu diesem Thema analysiert und stellt dar, welche Medikamente akuten LBP am wirksamsten in seine Schranken weisen (1).

In die Studie flossen Datensätze aus 34 Arbeiten von insgesamt 3478 erwachsenen Patienten (Durchschnittsalter 43 Jahre, 1857 Frauen) ein, die seit weniger als 12 Wochen unter unspezifischen Schmerzen im Lendenwirbelbereich litten. Nur randomisiert kontrollierte Studien, die mindestens acht Tage lang die Wirkung von NSAR allein, Paracetamol allein, NSAR zusammen mit Paracetamol oder muskelrelaxierenden Pharmazeutika untersucht hatten, wurden berücksichtigt. Die Anwendung von Opioiden galt als Ausschlusskriterium, da diese stärkere Schmerzmittelklasse nicht als Erst- oder Zweitlinientherapie empfohlen wird. Beginn der medikamentösen Behandlung war median 15 Tage nach Auftreten der ersten Symptome. Als Messwerkzeug für die Schmerzintensität zogen die Autoren die Visuelle Analogskala (VAS) heran, während körperliche Einschränkungen per Roland Morris Disability Questionnaire (RMQ) quantifiziert wurden.

Die Medikamente reduzierten lumbalen Rückenschmerz laut VA-Skala (maximal 10 Punkte) wie folgt

■ Muskelrelaxanzien: –2,5 Punkte (p=0,0005)

■ NSAR allein: –5,0 Punkte (p=<0,0001)

■ NSAR+Paracetamol: –5,8 Punkte (p=0,004)

■ Paracetamol allein: keine Schmerzreduktion (p=0,1)

■ Placebo: keine Schmerzreduktion (p=0,05)

Ähnlich verhielt sich die Besserung körperlicher Einschränkungen laut RMQ (maximal 24 Punkte):

■ Muskelrelaxanzien: –4,8 Punkte (p=0,03)

■ NSAR allein: –10,2 Punkte (p=<0,0001)

■ NSAR+Paracetamol: –10,3 Punkte (p=<0,0001)

Dass weder Placebo noch Paracetamol eine Wirksamkeit zeigten, die anderen Medikamente hingegen schon, widerspricht dem auf der Hand liegenden Einwand, dass akute Rückenschmerzen oft auch spontan wieder verschwinden.

Die Autoren geben zu bedenken, dass vor Beginn einer medikamentösen Begleittherapie unbedingt „Red Flags“ wie z. B. Tumore oder vorangegangene traumatische Verletzungen ausgeschlossen werden müssen. Außerdem sollten Schmerzmittel grundsätzlich erst als Zweitlinientherapie nach Ausschöpfung aller nichtmedikamentösen Optionen wie Wärmeanwendungen, Akupunktur, Massagen oder manueller Therapie herangezogen werden.

Fazit: Für die adjuvante Behandlung akuter unspezifischer lumbaler Rückenschmerzen zeigten die Kombination von NSAR plus Paracetamol die höchste Wirksamkeit, gefolgt von Muskelrelaxanzien. Paracetamol allein erwies sich ebenso wie Placebo als nicht geeignet und scheint gegen diese Schmerzart nichts ausrichten zu können. Weitere Untersuchungen mit heterogeneren Populationen, spezifischeren Studienprotokollen und längeren Nachbeobachtungszeiten könnten Unschärfen der Analyse beheben und weitere wichtige Erkenntnisse zu akutem LBP liefern. Bisher konzentrierten sich die meisten Arbeiten auf chronischen Rückenschmerz.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Baroncini A, Maffulli N, Al-Zyoud H, Bell A, Sevic A, Migliorini F. Nonopioid pharmacological management of acute low back pain: A level I of evidence systematic review. J Orthop Res. 2023: 1–11. doi:10.1002/jor.25508